Vermögensverwalter-Kolumne

Umgekehrter Vermögenseffekt

14.08.18 08:53 Uhr

Umgekehrter Vermögenseffekt | finanzen.net

Eine der Begründungen für niedrige Zinsen und zentral orchestrierte Vermögenswertsteigerungen ist der sogenannte Vermögenseffekt und die Theorie des "trickle down". Indem die Vermögen steigen, bekommen schlussendlich alle etwas vom "grösser" werdenden Kuchen ab und kurbeln so den Konsum an, der wiederum die Wirtschaftsleistung steigert.

Bisher scheint vor allem der Vermögenseffekt funktioniert zu haben und das "trickle down" kommt nur sehr verhalten zur Entfaltung. Doch nun droht ein umgekehrter Vermögenseffekt, sollten Vermögenswerte aufgrund fallender Kurse neu bewertet werden. Dann blieben vor allem hohe Schuldenberge, wenn sich die Bewertungen in Luft auflösen. So muss der eingeschlagene Weg zum Erfolg führen - einen Plan B gibt es nicht.

Das Letzte, was unsere zentralen Planer nun brauchen ist ein Handelskrieg, der die positive Wirtschaftsentwicklung bremst. Oftmals geschieht jedoch genau das, was gegen alle Regeln der Vernunft ist: Ein sich anbahnender Handelskrieg zwischen den großen Wirtschaftsblöcken der Welt.

Es kommt immer anders als man denkt

Donald Trump und seine Art zu Verhandeln ist - um es vorsichtig auszudrücken - auf dem internationalen Parkett eher ungewöhnlich. Wir glauben, dass ein Handelskonflikt schlussendlich allen Parteien schaden wird. Doch relativ gesehen sind die USA in einer besseren Verhandlungsposition - sei es gegenüber Europa aber insbesondere auch gegenüber China. Daher erwarten wir, dass der Druck auf China zunächst steigen wird, bevor man sich wieder an den Verhandlungstisch setzt.

Bis dahin sehen wir die weitestgehend geschlossene und finanziell angeschlagene Chinesische Volkswirtschaft mit größeren Problemen. Steigende Lebensmittelpreise aufgrund höherer Importkosten von beispielsweise Sojabohnen könnten in der breiten Bevölkerung zu Unruhen führen. Auch die Flucht von Kapital aus einem Land mit einem kommunistischen Regime könnte wieder an Schwung gewinnen. China wird schlussendlich nicht umhinkommen, weitreichende Konzessionen anzubieten, die den westlichen Unternehmen gleich lange Spieße bieten.

Luft zum Atmen

In dieser so beschriebenen Großwetterlage gilt es auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Wir glauben, dass es wichtig sein wird in möglichst liquiden und von hoher Bilanzqualität geprägten Unternehmen positioniert zu sein. Selektivität ist gefragt. Denn sollte einmal die Liquidität in den Märkten versiegen, wird es schwer aus spekulativen Positionen auszusteigen. Wir vergleichen dies gerne mit der Luft zum Atmen - solange sie da ist, bemerkt man sie nicht. Doch fehlt sie auch nur für einen kurzen Moment, ist es lebensbedrohlich. Gleichfalls nehmen Marktteilnehmer die Liquidität in den Märkten als selbstverständlich an und sind nur ungenügend auf den Moment vorbereitet, in dem die Liquidität an den Märkten versiegt.

von Dr. Patrick Cettier, Geschäftsführender Partner der Prio Partners GmbH in Zürich/ Schweiz

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