Strategie 2016: Mit Risikopuffer zur Dividendenrendite
Vor dem Hintergrund eines weiterhin niedrigen Zinsniveaus werden Aktienanlagen oftmals als alternativlos angesehen.
Von Thomas Wüst, Geschäftsführer Valorvest Vermögensverwaltung in Stuttgart
Das Hauptargument: die attraktive Dividendenrendite, die im DAX aktuell mit durchschnittlich etwa drei Prozent deutlich über der Rendite von Bundesanleihen liegt. Doch beinhalten Aktien natürlich auch höhere Kursrisiken. Discount-Zertifikate können hier eine interessante Alternative bieten, wenn Anleger richtig damit umgehen.
So sind Discount-Zertifikate nur für Anleger interessant, die aktuell das direkte Aktienrisiko scheuen aber dennoch das notwendige Risikobewusstsein für eine Aktienanlage mitbringen. Aufgrund ihres erhöhten Risikogehalts sind sie kein Ersatz für festverzinsliche Wertpapiere. Um über den Umweg eines Discount-Zertifikats mit einer Laufzeit bis Ende 2016 auf das Niveau der Dividendenrendite von aktuell etwa 3 Prozent per annum zu gelangen, können Anleger mit einem DAX-Discount-Zertifikat arbeiten, das einen Risikopuffer von rund 20 Prozent auf das derzeitige Kursniveau aufweist. Eine interessante Alternative zu direkten Aktieninvestments.
Wichtige Auswahlfaktoren
Zunächst kommt bei Discount-Zertifikaten der Auswahl eines geeigneten Basiswertes eine zentrale Bedeutung zu. Im vorgenannten Beispiel ist der DAX der Basiswert. Es gibt aber auch Discount-Zertifikate auf Einzelaktien oder andere Indizes. Darüber hinaus müssen Anleger die weiteren Ausstattungsmerkmale von Discount-Zertifikaten beachten, wie zum Beispiel die Laufzeit, Höhe des CAP´s, den Risikopuffer auf den aktuellen Kurs des Basiswertes, ein eventuelles Währungsrisiko und das Bezugsverhältnis für den Fall, dass der CAP am Ende der Laufzeit unterschritten wird. Hierfür ist ein Blick in das Produktinformationsblatt des Emittenten unerlässlich, zumal daraus auch die internen Kosten, die von Emittent zu Emittent ganz unterschiedlich ausfallen können, hervorgehen.
Aus aktuellem Anlass wird auf zwei Punkte insbesondere hingewiesen: So sollte ein Anleger bei der Auswahl von Discount-Zertifikaten immer darauf achten, in welcher Höhe während der Laufzeit Dividendenzahlungen des Basiswertes zu erwarten sind. Denn im Unterschied zum Aktionär kommt man als Discount-Zertifikate-Inhaber nicht in den Genuss der Dividendenzahlungen. Dies hat zur Folge, dass sich auch Veränderungen in den Divdendenerwartungen positiv oder negativ auf den Kursverlauf von Discount-Zertifikaten auswirken.
Diesen Effekt kann man bei der Deutschen Bank-Aktie sehr schön veranschaulichen. Nachdem am 7. Oktober in einer Mitteilung darauf hingewiesen wurde, dass die Dividendenzahlung für das Jahr 2015 aller Voraussicht nach ausfällt, sind die Dividendenerwartungen entsprechend gesunken. Während die Aktie darunter gelitten hat, hat das beispielhaft ausgewählte Discount-Zertifikat davon profitiert. Fallende Dividendenerwartungen wirken sich somit positiv auf den Kursverlauf eines Discount-Zertifikats aus, während steigende Dividendenerwartungen negativ wirken.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass es sich bei Discount-Zertifikaten um Schuldverschreibungen der Emittenten handelt. Anleger sind also gut beraten, wenn sie das Emittentenrisiko auf Portfolioebene möglichst breit streuen.
Streuung des Emittentenrisikos
Denn durch die neuen "Bail-in"-Regelungen zur Bankensanierung durch das Sanierungs- und Abwicklungsgesetz sowie das Abwicklungsmechanismusgesetz, das am 24. September 2015 in letzter Lesung den Bundestag passiert hat und nun wohl zum 1. Januar 2016 in Kraft treten wird, wurde klargestellt, dass künftig im Falle einer Bankinsolvenz auch Schuldverschreibungen der Banken für einen Haftung mittels eines "Bail-in" herangezogen werden müssen, bevor der Steuerzahlerzur Kasse gebeten werden darf. Da es sich bei Discount-Zertifikaten um strukturierte Schuldverschreibungen mit einem Derivat handelt, werden diese zwar gegenüber herkömmlichen Bankanleihen mit fester bzw. variabler Verzinsung privilegiert behandelt. Im Zweifelsfall werden aber auch strukturierte Anleihen für eine Bankenrettung herangezogen. Daher ist es extrem wichtig, auch das Emittentenrisiko möglichst breit zu streuen und auf die Emittentenbonität zu achten.
Volatile Marktphasen besonders interessant
Aufgrund ihrer Konstruktion bieten Discount-Zertifikate in Phasen erhöhter Volatilität attraktivere Konditionen als in Phasen niedriger Volatilität. Vor dem Hintergrund der jüngsten Börsenentwicklung, die stark durch die Notenbankpolitik beeinflusst wurde, ist davon auszugehen, dass es auch 2016 immer wieder Börsenphasen geben wird, in denen die Volatilität am Markt auch wieder ansteigt - insbesondere dann, wenn die US-Notenbank ganz im Unterschied zur EZB tatsächlich zu einer restriktiveren Geldpolitik übergehen sollte. Zur Analyse der Volatilitätsentwicklung können Anleger die Entwicklung des VDAX oder über gängige Internetportale die impliziten Volatilitäten von Einzelaktien im Blick behalten.
Fazit: Portfolioanteil begrenzen
Anleger sollten immer daran denken, dass sie auch mit risikogepufferten Discount-Zertifikaten bei stärkeren Kursrückgängen an der Börse de facto zum Aktionär werden. Daher sollten Anleger Discount-Zertifikate nur so hoch gewichten, dass dadurch die individuelle Obergrenze für den gesamten Aktienanteil eines Portfolios nicht verletzt wird. Kurz gesagt: unter dem Risikoaspekt sollte man Discount-Zertifikate bei entsprechender Beachtung der Streuung des Emittentenrisikos gleich behandeln wie Aktien. Zudem sollten Anleger bei der Gewichtung berücksichtigen, dass man durch den CAP bei Discount-Zertifikaten seine Renditechance begrenzt. In Haussephasen an der Börse müssen sich Discount-Zertifikate-Anleger daher mit einer entsprechend geringeren Rendite zufrieden geben.
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