Silver Economy - ein neuer, übergeordneter Megatrend?
Ende der 1970er Jahre erklärte uns Udo Jürgens mit einem Lied, dass es mit 66 Jahren noch mal richtig losgeht. Drei Jahrzehnte später scheint sich diese Behauptung in Teilen als sehr wahr herauszustellen.
Die Babyboomer aus den 1960 er Jahren machen sich bereit in den Seniorenstatus überzugehen. Damit schließen sie sich einer Altersgruppe an, die sich nicht nur bei Politikern größter Beliebtheit erfreut. Auch die Industrie hat mittlerweile erkannt, welches Kaufkraftpotential diese Bevölkerungsgruppe besitzt und ihr prompt einen Namen verpasst: Die Rede ist von sogenannten Golden Agern oder auch Mitglieder der Silver Economy.
Weltweit zählen hierzu mehr als eine Milliarde Menschen, die älter als 60 Jahre alt sind. Und es werden immer mehr. In den Industriestaaten wächst die Altersgruppe der über 65-jährigen dreimal schneller, als jüngere Generationen. Betrug die durchschnittliche Lebensdauer in Europa in den 1950 er Jahren noch 66 Jahre, wird sie nach einer Studie des Bankhauses Rothschild im Jahr 2025 bei 83 Jahren liegen. Die Menschen werden aber nicht nur immer älter, sie bleiben auch länger fit, sind unternehmungslustig und konsumfreudig.
Im Gegensatz zu der jungen Generation, die einer Rentenlücke im Alter durch hohe Eigenvorsorge entgegenwirken muss, verfügen viele Senioren über auskömmliche Renten Erspartes. Natürlich sind nicht alle Rentner reich, jedoch stuft das Londoner Marktforschungsinstitut Euromonitor die Mitglieder der Silver Economy grundsätzlich als überdurchschnittlich wohlhabend ein. Es errechnete die Kaufkraft, allein für die deutschen Senioren mit knapp 300 Milliarden Euro pro Jahr. Weltweit belief sich diese im Jahr 2010 auf acht Billionen US-Dollar, 2020 soll die Summe auf 15 Billionen steigen.
Apple, das zurzeit wohl wertvollste Unternehmen der Welt vermeldete für 2018 einen weltweiten Jahresumsatz von 266 Mrd. US-Dollar. Dieser Vergleich zeigt, welches Potential Bevölkerungsgruppe der Silver Economy aufbietet.
Denkt man an Konsum von Senioren, liegen die Bereiche Pharma, Pflege und Medizintechnik nahe. Mittlerweile ist die Erkenntnis über die Kaufkraft der Senioren aber auch bei Unternehmen angekommen, die nicht primär aus diesen Bereichen stammen. Nestle, einer der größte Lebensmittelhersteller der Welt hat jüngst seine Forschungsaktivitäten um den Bereich "healthy Aging" erweitert. In TV Werbespots des Kosmetikunternehmens L’Oréal sieht man vermehrt ältere Models und die Modemarke Céline machte Schlagzeilen, als es die 80-jährige Autorin Joan Didion als Model engagierte.
Auf der Suche nach den Trends von morgen fallen meist Begriffe, wie Klimawandel, Gesundheit, E-Mobility, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz oder Robotic. Die Silver Economy vereint viele dieser Trends, sodass nicht wenige hier sogar einen neuen Megatrend erkennen. Es gibt mehrere breit diversifizierte, aktiv gemanagte Fonds, wie zum Beispiel Martin Maurel Senior Plus oder Lombard Odier Golden Age, die das Thema begleiten. Alternativ bieten passive ETf´s, die sich am weltweiten IStoxx-Factset Ageing-Population-Index orientieren, interessierten Anlegern einen Investmentzugang.
Bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass diese Fonds sicherlich einen Schwerpunkt auf die Bereiche Pharma und Gesundheit setzen, aber eben auch viele Unternehmen wiederzufinden sind, die den anderen vorgenannten Trends zuzuordnen sind. Anleger, die in den demografischen Wandel und die Silver Economy investieren möchten, setzen auf qualitativ hochwertige Unternehmen, die auch dann von strukturellen Wachstumstrends profitieren, wenn sich die wirtschaftliche Entwicklung kurzfristig verschlechtern sollte.
Von Ralph Rickassel, PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf, eine Niederlassung der Donner & Reuschel Lux S.A.
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