Vermögensverwalter-Kolumne

Langfristig erfolgreich in Aktien investieren

17.01.24 13:02 Uhr

Langfristig erfolgreich in Aktien investieren | finanzen.net

Wer kennt nicht dieses Gefühl beim Blick auf einen exponentiell steigenden Langfristchart eines erfolgreichen Unternehmens - man wünscht sich, man hätte ganz zu Beginn investiert und dann an der Aktie festgehalten.

Es scheint so einfach. Aber leider nur beim Blick in den Rückspiegel. Warum gelingt es vielen Anlegern nicht, an ihren erfolgreichen Aktienpositionen langfristig festzuhalten und so ihren Einsatz über 10 oder 20 Jahre zu vervielfachen?

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Der Hauptgrund ist psychologischer Natur. Folgt nach dem Kauf kurzfristig ein schneller Anstieg, neigen viele Anleger dazu, den Gewinn mitzunehmen und sich dem nächsten vielversprechenden Unternehmen zuzuwenden. Fällt der Kurs hingegen erst einmal nach dem Kauf, kommen schnell Zweifel an der eigenen Entscheidung auf und es wird ebenfalls verkauft.

Langfristig am Erfolg eines Unternehmens teilzunehmen, gelingt aber nur, wenn man die Position unangetastet lässt. Das dafür notwendige Erfolgsrezept könnte man "aktive Inaktivität" nennen. Die Inaktivität ist das Festhalten an einer Position, aber natürlich nicht blind. Jeder echte Investor muss kontinuierlich die Entwicklung des Unternehmens verfolgen und prüfen, ob die operative Entwicklung in die erwartete Richtung geht. Dazu gehört auch, kurzfristige Schwierigkeiten, von denen jedes auch noch so erfolgreiche Unternehmen betroffen ist, richtig einzuordnen und zwischen lösbaren Problemen und solchen zu unterscheiden, die eine Gefahr für die weitere Entwicklung der Firma darstellen. Sie bemerken vielleicht, dass die Entwicklung des Aktienkurses bislang kein Bestandteil des Konzepts "aktive Inaktivität" war, und das ist für den Erfolg entscheidend.

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Nur wer seine Investments betrachtet wie ein Unternehmer einer nicht börsennotierten Firma, wird (Miss-)Erfolge richtig einordnen und lässt sich nicht vom Verlauf des Aktienkurses fehlleiten. Es kommt häufig vor, dass der Aktienkurs trotz guter fundamentaler Entwicklung der Firma auch einmal mehrere Jahre seitwärts läuft, weil die Firma zeitweise nicht en vogue ist. Bei der Wiederentdeckung geht es dann oft schnell, der Aktienkurs steigt rasant und beim Blick in den Rückspiegel sieht alles ganz einfach aus.

Dazu eine kleine Geschichte: Mitte 2019 habe ich die Firma Booking Holdings erworben. Das Geschäftsmodell braucht keine weitere Erläuterung - die meisten werden das Hauptprodukt - die Hotel-Such und -Buchungsmaschine Booking.com - schon einmal genutzt haben. Corona hatte selbstredend einen deutlich negativen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung, wegen einer ausgezeichneten finanziellen Stärke und einer sehr hohen Profitabilität konnte das Unternehmen diese schwierige Phase aber gut meistern (es gab also keinen Grund zum Verkauf). Mit der Wiedererholung der Reisetätigkeit und den sich verbessernden operativen Kennziffern, die im Jahr 2022 einsetzten, hätte ich erwartet, dass die Börse das Unternehmen bereits damals wiederentdeckt - das war wie so oft nicht der Fall. Zu diesem Zeitpunkt sollte ein Qualitätsunternehmen aber nicht verkauft, sondern gehalten oder zugekauft werden, denn die operative Entwicklung ging in die richtige Richtung. Den Kursverlust der Corona-Phase hatte Booking bereits Ende Juni 2020 wieder ausgeglichen und danach passierte trotz sich bessernder operativer Ergebnisse und unverändert starker Marktstellung lange nichts im Kurs. Nach 3,5 Jahren Haltedauer hatte ich mit der Position gerade einmal 7,5 Prozent (2,1 Prozent jährlich) verdient. Das Jahr 2023 war dann mit einem Plus von 76,3 Prozent das Jahr der Wiederentdeckung und nach nun 4,5 Jahren Haltedauer liegt die Position 89,1 Prozent (bzw. 15,2 Prozent jährlich) im Plus. Das ist genau das, worum es beim langfristigen Investieren in ausgezeichnete Unternehmen geht - durchhalten, wenn die operative Performance gut ist, auch wenn der Kurs nicht folgt, denn die starke Performance nur eines Jahres macht häufig den Unterschied. Wer nicht rechtzeitig positioniert war, verpasst dann meistens die gesamte Performance.

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Wer nicht völlig inaktiv bleiben möchte, kann nach einigen starken Jahren einen Teil des Gewinns mitnehmen, aber wenn möglich nur in Höhe des Einsatzes. Finanztechnisch ist man auf der sicheren Seite und psychologisch fühlt sich das schon sehr gut an.

von Conrad Lauterbach, Vorstand der Allington Investors AG in Bad Homburg

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