Inflation: Kann das Vermögen erhalten werden
Nach langen Jahren eines tiefen Schlafs ist die Inflation jetzt offenbar wieder erwacht. Zwar haben die amerikanische und europäische Zentralbank immer wieder den temporären Charakter des Preisanstiegs betont, aber je länger dieser Anstieg dauert und je umfassender er ist, desto schwieriger fällt es, hier nur einen temporären Anstieg zu sehen.
Es gibt dieses Jahr zwar eine gewisse Entspannung aufgrund des Basiseffektes, aber gleichzeitig nehmen die Belastungen von anderer Seite zu. Außerdem ist längst nicht erwiesen, dass ein Abflauen der Pandemie zu einer Verbesserung der Lieferketten führt.
Wie konnte es zu diesem starken Anstieg der Inflationsrate kommen? Der amerikanische Ökonom Milton Friedman hat einmal behauptet, dass die Inflation vor allem ein monetäres Phänomen ist. In der Tat gibt es langfristig einen Zusammenhang zwischen der Ausweitung der Geldmenge und dem Anstieg der Preise. Es ist allerdings nicht so, dass ein Anstieg der Geldmenge (wie er von den großen Notenbanken der Welt im Zuge der Pandemie forciert wurde) zwingend zu einem Preisanstieg führt, denn Geld, welches gespart wird und nicht in die Wirtschaft geschleust wird, wirkt nicht auf das Preisniveau aus. Ursächlich für den starken Anstieg der letzten Monate ist das Zusammenwirken einer durch die verschiedenen Ausgabenprogramme erhöhten Nachfrage, die auf ein durch die Lieferkettenproblematik gestörtes Angebot stößt. Gleichzeitig gab es aufgrund anderer Effekte Preiserhöhungen bei vielen Energiepreisen, die einen zusätzlichen Kostendruck auslösten.
Vor diesem Hintergrund überrascht es, dass die amerikanische Notenbank so lange mit einer eindeutigen Aussage gewartet hat, dass der Preisdruck doch von längerer Dauer ist als ursprünglich erwartet. Welche Gründe sprechen für eine Fortsetzung des ungünstigen Preisumfelds? Die größte Sorge der Notenbanken ist ein Wiederaufleben der Lohn-Preis-Spirale, die in den 70er Jahren zu starken Lohnerhöhungen geführt hat. Die Arbeitnehmer werden sich auch aufgrund des demographisch bedingt abnehmenden Angebots an Arbeit nicht dauerhaft mit Lohnerhöhungen zurückhalten.
Die Unternehmen werden sich aufgrund der stark gestiegenen Erzeugerpreise (in Deutschland im Dezember plus 25 Prozent auf Jahresbasis!) ebenfalls nicht mit Preiserhöhungen zurückhalten (können), wenn die Nachfrage nach ihren Produkten das erlaubt. Die geplante Erhöhung des Mindestlohns ab Oktober dieses Jahres wird im nächsten Jahr für weiteren Druck auf die Preise sorgen. Verständlicherweise werden auch die Löhne der unteren Lohngruppen in der Nähe des Mindestlohns steigen. Die Unternehmen werden gestiegene Lohnkosten daher bei einer möglicherweise robusten Nachfrage auf die Verbraucher abwälzen. Steigende Kosten schmälern zwar die Kaufkraft der Verbraucher, aber nach fast drei Jahren Pandemie werden die Verbraucher bei einer Verbesserung der Lage ihre aufgestauten Ersparnisse eher ausgeben als einer Entwertung ihrer Ersparnisse zuzusehen. Bei einem Geldvermögen von mehr als 3.000 Mrd. in Deutschland, welches allein in Spar- und Sichteinlagen "angelegt" ist, ergibt sich ein hohes Ausgabepotential.
Zusätzlicher Druck auf die Preise speziell in Deutschland ergibt sich auch aus den Extrakosten im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Die langfristigen Auswirkungen dieses als "Greeninflation" genannten Phänomens sind jedoch teilweise umstritten. Schützen kann sich der Bürger gegen die Inflation nur durch Anlage in realen Gütern, um Beispiel in global aufgestellten Aktien mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell.
von Jürgen Brückner, Portfoliomanager der FV Frankfurter Vermögen AG in Bad Homburg/ Königstein
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