Die Korken können knallen

Der Aktienmarkt machte ja bereits in der ersten Jahreshälfte viel Freude. Danach folgte eine viermonatige Durststrecke. Doch pünktlich zur Adventszeit legten die Märkte den Hebel um und schossen nach oben. In nur drei Wochen machte der DAX seinen 2000 Punkte Rückfall wieder wett und stellte sein Allzeithoch von Mitte des Jahres wieder ein. Das Jahr scheint auf Jahreshöchstständen zu enden.
Grund für die diesjährige Weihnachtsrallye ist der wachsende Optimismus, dass die Zentralbanken den Kampf gegen die Inflation gewonnen haben. Positive Inflationsdaten aus den USA und Europa schüren diese Hoffnung. Es lässt den Notenbankern möglicherweise Spielraum für Zinssenkungen im nächsten Jahr, um das ins Stocken geratene globale Wirtschaftswachstum zu stützen, so die Wette der Anleger.
Dazu kommt ein für eine Jahresendrally typisches Phänomen: das sogenannte Window-Dressing. Dabei kaufen Fondsmanager Aktien, die in den vergangenen Monaten gut gelaufen sind, um ihr Portfolio aufzuhübschen. Dieser Effekt könnte diesmal besonders stark ausfallen, denn viele Investoren waren das ganze Jahr hindurch tendenziell zu skeptisch, ob der steigenden Zinsen und somit eher unterinvestiert.
Dass kaum Rücksetzer zugelassen werden, zeigt, wie meinungsverändernd die aktuelle Hausse ist. Am deutlichsten wird das am Fear-and-Greed-Index, ein Stimmungsindikator für die Angst und Zuversicht der Marktteilnehmer. Das Barometer ist in wenigen Wochen von "Extreme Angst" Ende Oktober auf mittlerweile "Gier"-Niveau angestiegen. Offensichtlich haben da viele den Einstieg verpasst. Insofern ist es für die Börse eine gesunde Gier und aktuell kein Kontraindikator. Wer auf wesentlich fallende Kurse hofft, könnte stattdessen eher in Schieflage geraten. Sofern uns die Notenbanker also nicht kurz vor Schluss noch in die Suppe spucken, kann es weiter aufwärts gehen. Ho, ho ho!
von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München
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