Verband: BVG-Warnstreik 'nicht überwindbare Herausforderung'
BERLIN (dpa-AFX) - Der geplante Ausstand bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ist für die Menschen in der Hauptstadt nach Ansicht von Fahrgastvertretern ein riesiges Problem. "Ein 48-stündiger Warnstreik stellt die Fahrgäste vor nicht überwindbare Herausforderungen", teilte Christian Linow, Sprecher des Berliner Fahrgastverbands Igeb, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. "Sich darauf einzustellen, ist für viele Pendler, Schüler, Auszubildende oder Menschen, die einen Krankenhausbesuch machen müssen, schlichtweg nicht möglich."
Die Gewerkschaft Verdi hatte den Warnstreik morgen und übermorgen mit zweieinhalb Tagen Vorlauf angekündigt. Hintergrund ist der laufende Tarifstreit mit der BVG. Nach BVG-Angaben war der letzte Verdi-Warnstreik, der länger als 24 Stunden andauerte, vor einem Jahr. Am 29. Februar 2024 gingen die Beschäftigten um 3.00 Uhr morgens in den Ausstand, am Folgetag um 14.00 Uhr nahmen sie die Arbeit wieder auf.
Nun soll der Bus-, Tram- und U-Bahnverkehr in der Hauptstadt mit Schichtbeginn gegen 3.00 Uhr morgens für rund 48 Stunden weitgehend zum Erliegen kommen. Es ist der dritte und längste Ausstand seit Ende Januar.
S-Bahnen und Regionalverkehr fahren wie gewohnt
"In der Zeit des Streiks werden alle U-Bahnen und Straßenbahnen sowie die meisten Busse ausfallen", teilt die BVG mit. Für Pendlerinnen und Pendler bedeutet das: Geduld mitbringen - und möglicherweise frieren. Für Donnerstagmorgen sind Temperaturen von etwa sechs Grad unter dem Gefrierpunkt angesagt. Immerhin: S-Bahn und Regionalverkehr sind von dem Warnstreik nicht betroffen.
Wie bei den vorherigen Warnstreiks werden BVG-Kunden aber wohl auch auf Fahrrad und Auto ausweichen oder Sharing-Angebote nutzen. Nach Angaben der Mobilitätsplattform Bolt schossen die Nutzungszahlen an den vergangenen Streiktagen in die Höhe.
Nachfrage nach Sharing-Angeboten steigt deutlich
Demnach gab es vergangene Woche Montag 150 Prozent mehr Fahrten mit E-Scootern und E-Bikes, die zurückgelegten Strecken waren ein Drittel länger als sonst. Beim Carsharing registrierte das Unternehmen 84 Prozent mehr Fahrten. Und bei dem Taxi-Dienst des Unternehmens gab es im Wochenvergleich einen 337-prozentigen Anstieg der Suchanfragen. Die Zahl der vorgebuchten Fahrten ging demnach um 620 Prozent nach oben. Bei anderen Anbietern dürfte die Nachfrage ebenfalls deutlich nach oben gegangen sein.
Der Fahrgastverband Igeb fordert: "In Anbetracht der enormen Länge dieses Streiks sollte die BVG aus Kulanzgründen über eine Entschädigung der Fahrgäste nachdenken." Zudem müsse ein "stadtweites Notangebot von Bussen und Bahnen" auf die Beine gestellt werden, sagte Sprecher Linow. Dazu erwarte man auch die Kooperation der Gewerkschaft. "Am Ende appellieren wir wiederholt an alle Beteiligten, schnellstmöglich konstruktiv an den Verhandlungstisch zurückzukehren."
Verdi stellt Ultimatum
Die nächste Verhandlungsrunde ist für nächste Woche Mittwoch angesetzt. Verdi hat der BVG ein Ultimatum bis zum 21. März gestellt. Sollte das Unternehmen die Forderungen der Gewerkschaft bis zur fünften Verhandlungsrunde an diesem Tag nicht erfüllen, werde es unbefristete Streiks geben, hieß es. Dazu müssten 75 Prozent der sich an einer Urabstimmung beteiligenden Verdi-Mitglieder zustimmen.
Die Gewerkschaft fordert für die rund 16.000 Beschäftigten monatlich 750 Euro mehr bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Zudem verlangt sie ein 13. Monatsgehalt, eine Fahrdienst- beziehungsweise Wechselschichtzulage in Höhe von 300 Euro sowie eine Schichtzulage von 200 Euro. Das jüngste Angebot der Arbeitgeberseite hat die Gewerkschaft zurückgewiesen./wim/DP/zb