Hot Stock der Wall Street: Susquehanna Bancshares

von Tim Schäfer, New York

So könnte es sich bei Susquehanna Bancshares um ein mögliches Übernahmeziel handeln. KBW-Analyst Christopher McGratty nahm 26 Institute mit einem Börsenwert von rund einer Milliarde Dollar auf seine heiße Übernahmeliste auf. All seine Empfehlungen seien in starken Regionen beheimatet, hätten sichere Gebühreneinnahmen und billige Geldeinlagen. Da die Leitzinsen nahezu bei Null Prozent liegen, könnte das Bankgeschäft hochrentabel sein. Freilich reißen landauf, landab die Negativschlagzeilen nicht ab. Schuld daran sind die hohen Ausfälle bei Hypotheken und Krediten, die tiefe Löcher in die Bilanzen reißen. Allein dieses Jahr musste die amerikanische Aufsichtsbehörde FDIC 90 Banken wegen Bankrotts schließen. Weitere dürften folgen. Seit Anfang 2008 gingen bereits bei 255 Instituten die Lichter aus.

Kurzum: Die Risiken sind in dem Sektor gewaltig. Selbst wenn prominente Großaktionäre an Bord sind, ist das noch keine Überlebensgarantie. So waren bei der Bank of Florida Milliardäre wie Bill und Melinda Gates engagiert. Renommierte Adressen wie Goldman Sachs oder Bank of America waren ebenfalls mit von der Partie. Trotzdem musste am Ende die FDIC die Tore schließen. Zu dramatisch waren die Abschreibungen auf das Kreditportfolio, das die Gruppe aus dem Sonnenstaat letztlich in den Ruin trieb. Dabei hatte der Vorstand bis zuletzt für eine Kapitalerhöhung geworben und Hoffnung auf eine Rettung gemacht. Doch am Ende waren die Investoren nicht mehr bereit, weiteres Geld nachzuschießen. Das Unternehmen glich einem Fass ohne Boden.

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Im Gegensatz zur Bank of Florida operiert Susquehanna in einer soliden Gegend im Nordosten der USA. Genauer gesagt liegt der Stammsitz in dem Städtchen Lititz. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Die Häuserpreise sind in den Boomjahren nicht durch die Decke gegangen. Die Menschen sind hier besonnen und konservativ. 1982 wurde die Bank gegründet. Mittlerweile umfasst das regionale Imperium 221 Filialen, die sich zwischen Baltimore, Philadelphia und Harrisburg verteilen.

Auf der Hauptversammlung Anfang Mai hob Vorstandschef William Reuter verbesserte Spartenergebnisse hervor. Etwa die Vermögensverwaltung, die 2009 den Gewinn vor Steuern um 18 Prozent steigern konnte. Freilich ist nicht alles Gold, was glänzt. Per Kapitalerhöhung musste Reuter dieses Jahr 345 Millionen Dollar einsammeln, um Löcher in der Bilanz zu stopfen. Was aber zuversichtlich stimmt: Das Management kaufte im großen Stil die eigene Aktie, was für das Unternehmen spricht. Mitte März zahlten sie allesamt acht Dollar je Anteilsschein, derzeit notiert der Nasdaq-Titel bei 8,93 Dollar kaum darüber. Rettungsgelder aus Washington zahlte Reuter bereits zurück.

Der Börsenwert in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar deckt nur einen Bruchteil des Eigenkapitals von 2,3 Milliarden Dollar ab. Mit anderen Worten notiert das Papier mit einem satten Rabatt zum Buchwert. Mit knapp zehn Prozent ist der Bostoner Vermögensverwalter Wellington Management größer Anteilseigner, gefolgt von Profianlegern wie BlackRock, der Vanguard Group oder Axa.

Spekulative Anleger greifen jetzt zu. Als die angeschlagene Sun Bancorp aus New Jersey von Milliardär Wilbur Ross und anderen Investoren eine Zusage für eine Kapitalspritze im Umfang von 100 Millionen Dollar erhielt, sauste die Aktie um 37 Prozent in die Höhe. Das war am Donnerstag. So schnell kann sich das Blatt wenden. Vorsicht, der Börsenhandel ist hierzulande sehr eng. Aktienkäufe sollten mit einem strengen Kurslimit versehen werden.

Tim Schäfer ist Journalist und schreibt seit 1998 über Börse, Aktien und Unternehmen. Seit 2006 lebt der studierte Diplom-Betriebswirt und DVFA-Aktienanalyst in New York und berichtet von dort über die Geschehnisse an der Wall Street, unter anderem für Euro am Sonntag. Bekannt ist Schäfer für seine Berichterstattungen über kleine Nebenwerte.