Unternehmenswert im Blick

Trotz Mega-Marktkapitalisierung: Darum ist Tesla nicht der größte US-Autobauer der Geschichte

10.01.20 20:42 Uhr

Trotz Mega-Marktkapitalisierung: Darum ist Tesla nicht der größte US-Autobauer der Geschichte | finanzen.net

Der häufig totgesagte US-Konzern Tesla hat in den vergangenen Monaten eine beeindruckende Auferstehungsgeschichte hingelegt und den Reigen der etablierten Automobilkonzerne kräftig aufgemischt. Aber Tesla ist deutlich mehr als ein Autobauer.

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• Teslas Börsenwert übertrumpft den von GM und Ford zusammen
• Konzern ist allerdings kein reiner Autobauer
• Börsenwert vs. Unternehmenswert

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Nachdem die Tesla-Aktie direkt zum Jahresstart neue Rekordmarken erreicht hatte, war es in der zweiten Handelswoche des neuen Börsenjahres 2020 erstmals soweit: Der Elektroautobauer Tesla hat nach Börsenwert derart zugelegt, dass das Unternehmen von Elon Musk mehr wert ist, als die Traditionsautobauer General Motors und Ford zusammen. Doch der größte Autobauer der Welt ist Tesla dennoch nicht, wie ein Blick auf das operative Geschäft und das gesamte Geschäftsmodell des Konzerns verrät.

Tesla ist kein Autobauer

Denn Tesla ist kein reiner Autobauer wie die Traditionsunternehmen General Motors und Ford, mit denen der US-Konzern häufig verglichen wird. Geld verdient das Unternehmen zwar durchaus mit seinem Automobilgeschäft - allerdings nicht nur. Im dritten Quartal hat der Gesamtkonzern 6,3 Milliarden US-Dollar umgesetzt und damit unter dem Strich 143 Millionen US-Dollar verdient.

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Doch einen Teil der Erlöse und Gewinne fuhr Tesla gar nicht mit dem Verkauf von Elektrofahrzeugen ein: 5,3 Milliarden Dollar Umsatz machte das Unternehmen im Berichtszeitraum durch den Verkauf von Model 3 & Co. Rund eine Milliarde Dollar Umsatz hat Tesla also in anderen Geschäftsbereichen gemacht - immerhin fast jeder 5. Dollar kam also nicht aus dem Elektroautoverkauf. Dabei dürfte es insbesondere der zweite Tesla-Geschäftsbereich sein, der für einen großen Teil der Umsätze verantwortlich gewesen ist: Teslas Energiesparte. Auf rund zehn Prozent schätzen Experten den Anteil des Segments am Gesamtumsatz.

Energiesparte könnte weiter wachsen

Konkrete Zahlen zur operativen Entwicklung von Tesla Energy bleibt das Unternehmen schuldig, einige Details zur Entwicklung des Geschäfts mit Energiespeichern gab es in der letzten Quartalsbilanz aber doch: So erreichten die installierten Stromspeicher in Privathaushalten und gewerblichen Betrieben zuletzt ein neues Allzeithoch. Auch im Solarbereich vermeldete das Unternehmen eine positive Entwicklung: Ein Plus von 48 Prozent konnte der Konzern im dritten Quartal bei der Installation von Solartechnik generieren.

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Noch ist die Energiesparte von Tesla ein kleines Rad im Tesla-Kosmos, Tesla-Chef Elon Musk hat aber immer wieder ambitionierte Pläne in diesem Bereich verkündet. Geht es nach dem Manager, wird Tesla ein integrierter Gesamtkonzern, der Kunden alles aus einer Hand bietet: Elektroautos, die passenden Batterien dazu, die durch hauseigene-Solaranlagen auf den Dächern der Kunden geladen werden könnten. Die Energiesparte spielt dabei eine durchaus große Rolle, immerhin hat Tesla 2016 für den durchaus umstrittenen Zukauf von SolarCity 2,6 Milliarden Dollar auf den Tisch gelegt und das schwächelnde Unternehmen damit möglicherweise vor der Pleite gerettet. Die Übernahme hatte Musk seinerzeit als "No Brainer" bezeichnet, als ein Geschäft also, über das man nicht viel nachdenken müsse, weil es auf allen Ebenen sinnvoll ist.

Noch ist das Solargeschäft ein Sorgenkind im Gesamtkonzern und aktuell sogar Gegenstand einer Investorenklage. Doch auf lange Sicht gesehen könnte das Segment das Automobilgeschäft durchaus sinnvoll ergänzen - insbesondere dann, wenn Musk dem Geschäftsbereich weitere Kapazitäten zur Verfügung stellt. Zuletzt hatte Tesla den Eintritt in den Massenmarkt als primäres Unternehmensziel definiert und alle Ressourcen auf das Hochfahren und den Ausbau der Model 3-Produktion gesteckt.

Software wird immer wichtiger

Mit dem Automobilgeschäft und Tesla Energy hat das Unternehmen noch weiteres Know How im Haus, das das Unternehmen von anderen Autobauern unterscheidet. Mit einer eigenen Fahrzeug-Software ist der Konzern von Zulieferern aus dem Tech-Bereich unabhängig. Der Autopilot, den Tesla mittelfristig als völlig autonome Software in Fahrzeugen laufen lassen will, wird zudem durch einen von Tesla selbst entwickelten Chip unterstützt.

Daneben hat Tesla noch eine weitere Einnahmequelle, die dem Unternehmen völlig ohne eigenes Zutun Geld in die Kassen spült: Den Handel mit CO2-Zertifikaten. Autohersteller mit Fokus auf traditionelle Antriebsformen, darunter auch GM und Fiat, kaufen Tesla Emissionsrechte ab. Damit hübschen große Branchenvertreter ihre Umweltbilanz auf, Tesla unterdessen hat Milliarden an Mehreinnahmen. Seit 2010 sollen fast zwei Milliarden US-Dollar Umsatz durch den Verkauf von Emissionszertifikaten gemacht worden sein.

Börsenwert ist nicht tatsächlicher Wert

Neben der Tatsache, dass Tesla weit mehr ist als ein reiner Autohersteller und damit nur bedingt vergleichbar mit GM, Ford & Co., gibt es noch einen weiteren Grund, wieso das Unternehmen von Elon Musk nicht als der größte US-Autobauer bezeichnet werden sollte: Denn die Marktkapitalisierung des Unternehmens sagt lediglich aus, wie Tesla an der Börse gehandelt wird - ein Rückschluss auf den tatsächlichen Unternehmenswert lässt sich aber daraus nicht zwangsläufig ziehen. Das wird insbesondere beim Blick auf die Konkurrenz deutlich: Unter Berücksichtigung von Eigenkapital, Fremdkapital und Barmitteln kommen Ford und GM beim Finanzdatenanbieter FactSet auf Werte von 132 beziehungsweise 154 Milliarden US-Dollar - deutlich mehr als der Börsenwert der Konzerne, der aktuell bei 50 Milliarden beziehungsweise 37 Milliarden US-Dollar liegt. Teslas FactSet-Bewertung liegt bei 92 Milliarden US-Dollar - unter denen der Konkurrenten.

Deutlich wird die Diskrepanz zwischen Tesla, GM und Ford auch beim Blick auf die Absatzzahlen: GM und Ford bringen in einem Jahr zwei Millionen Fahrzeuge in den USA unters Volk - Tesla verkauft weltweit lediglich 367.500 Model 3 & Co. Der hohe Börsenwert von Tesla ist also nicht auf die Finanzlage oder operative Erfolge des Unternehmens zurückzuführen, sondern insbesondere darauf, dass Anleger Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und der Elektroautobranche haben. Tatsächlich halten viele Analysten den Konzern für massiv überbewertet und insbesondere die durchaus aktiven Tesla-Shortseller werden nicht müde zu betonen, dass Tesla im Grund ununterbrochen am Rand der Pleite steht.

Tesla-Chef Elon Musk sieht dies naturgemäß anders und hat Tesla-Fans auf Twitter ein "episches 2020" versprochen.



Redaktion finanzen.net

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