Chaos um René Benkos Holding: Zwei weitere SIGNA-Töchter beantragen Insolvenz - FMA hält Schieflage der SIGNA für verkraftbar
Beim angeschlagenen Immobilien- und Handelskonzern SIGNA des österreichischen Investors René Benko haben zwei weitere deutsche Tochterfirmen Insolvenz beantragt.
Die SIGNA Financial Services GmbH mit Sitz in Frankfurt/Main, die SIGNA REM Germany Rent GmbH sowie die SCAx GmbH (beide München) reichten am Mittwoch beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg entsprechende Anträge ein, wie aus Bekanntmachungen des Gerichts hervorgeht. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde demnach in allen drei Fällen der Berliner Rechtsanwalt Torsten Martini ernannt.
Die Dachgesellschaft SIGNA Holding hatte zuvor ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Die Immobilien- und Handelsgruppe besteht aus einem komplexen Firmengeflecht mit mehreren Hundert Einzelfirmen.
FMA: Schieflage der SIGNA verkraftbar
Für Österreichs Finanzinstitute sind die Risiken im Zusammenhang mit der Schieflage der SIGNA-Gruppe nach Einschätzung der Finanzmarktaufsicht (FMA) verkraftbar.
Die Insolvenz der Dachgesellschaft SIGNA Holding bereite ihm jedenfalls keine schlaflosen Nächte, sagte FMA-Vorstand Helmut Ettl am Mittwoch. Schließlich seien keine Kleinanleger betroffen. Auch beobachte die Aufsicht den Markt für Gewerbeimmobilien schon seit Jahren. In Gesprächen mit den Banken habe man diese dann schließlich auch überzeugen können, ihre Kreditausstände deutlich zu reduzieren. "Vor fünf Jahren haben die Engagements noch ganz anders ausgesehen", sagte Ettl.
Mittlerweile liege der überwiegende Teil des Banken-Exposures nicht mehr in Österreich. "Dort wo es hohe Exposures gab in Österreich, wurden diese reduziert", so Ettl. Zudem seien die Besicherungsquoten im Gewerbeimmobilenbereich mit 60 bis 70 Prozent recht hoch. Dennoch rät die FMA den Banken angesichts der Risiken aus dem Immobilien-Bereich keine zu hohen Dividenden auszuschütten und das Eigenkapital zu stärken.
Fast alle namhaften österreichischen Institute haben Kredite an die Immobilien-Gruppe des Tiroler Investors Rene Benko vergeben. Zwei Drittel des Gesamtexposures von 2,2 Milliarden Euro entfallen einem Insider zufolge auf die Raiffeisen Bank International (RBI) und die UniCredit-Tochter Bank Autria. Zuvor erklärte auch bereits die Oesterreichische Nationalbank (OeNB), dass sie keine Gefahr für die Finanzmarktstabilität sieht.
Auf die Frage wo die Aufsicht war, als die Turbulenzen rund um SIGNA bekannt wurden, sagte Ettl, dass der Immobilienentwickler nicht der Aufsicht der FMA unterstehe. Der Zweck der verschiedenen Konstruktionen sei offenbar gewesen, dass man eben nicht unter die Aufsicht falle.
Moody's: SIGNA-Insolvenz könnte Banken belasten
Die Insolvenz der SIGNA Holding des österreichischen Investors Rene Benko könnte der US-Ratingagentur Moody's zufolge die Profitabilität und die Kredit-Qualität einiger Banken in Deutschland, Österreich und der Schweiz belasten.
Die "undurchsichtige und komplizierte Struktur" SIGNAs behindere indes die Analyse der Folgen der Insolvenz, teilte Moody's in einer am Mittwoch vorgelegten Studie mit. Zwei weitere Unternehmen aus dem SIGNA-Reich stellten in Berlin Insolvenzanträge.
Es sei davon auszugehen, dass der Löwenanteil der an SIGNA ausgereichten Kredite besichert sei, hieß es in der Studie der US-Ratingangetur weiter. Dies könne die Auswirkungen auf die Geldhäuser mildern. Immobilien-Pakete als Sicherheiten könnten indes etwa angesichts gestiegener Zinsen und wenigen Transaktionen am Markt Risiken bergen. Für Österreichs Finanzinstitute sind die Risiken mit Blick auf die SIGNA-Gruppe nach Einschätzung der dortigen Finanzmarktaufsicht (FMA) aber verkraftbar.
Der verschachtelte SIGNA Konzern ist das bisher größte Opfer des jähen Absturzes am Immobilienmarkt. Neben den gestiegenen Zinsen machen Immobilien-Unternehmen auch die explodierenden Baukosten und das Ausbleiben großer Immobilien-Transaktionen zu schaffen.
Die SIGNA Holding hatte am 29. November in Wien einen Insolvenzantrag eingereicht. Rund 120 Banken sollen Insidern zufolge Benko Geld geliehen haben. Zu den größten Kreditgebern von SIGNA gehören die Schweizer Bank Julius Bär, die einem Insider zufolge ein Engagement von mehr als 600 Millionen Franken bei SIGNA hat, und die Wiener Raiffeisen Bank International (RBI). Aber auch deutsche Landesbanken wie die Helaba und die BayernLB stünden jeweils mit dreistelligen Millionensummen im Feuer, hatten Insider gesagt.
Zu Benkos weit verzweigtem Firmennetzwerk gehört auch die deutsche Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Galeria gehört zur Schweizer SIGNA Retail Selection AG, die bereits Gläubigerschutz beantragt hatte.
Beim Amtsgericht Charlottenburg reichten nach Gerichtsangaben nun auch die SIGNA Financial Services GmbH mit Sitz in Frankfurt und die SIGNA REM Germany GmbH aus München Insolvenzanträge ein. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannte das Gericht in beiden Fällen den Rechtsanwalt Torsten Martini. Er hat diese Aufgabe auch bei der SIGNA Real Estate Management inne, die ebenfalls in Berlin Insolvenzantrag gestellt hatte. Insider rechnen mit weiteren Insolvenzanträgen von SIGNA-Gesellschaften in den kommenden Tagen.
BERLIN (dpa-AFX) /
Wien (Reuters)
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