Umsatzsprung

Deutsche Telekom wächst dank Sprint stark, leidet aber unter den Kosten - T-Aktie legt zu

13.08.20 17:53 Uhr

Deutsche Telekom wächst dank Sprint stark, leidet aber unter den Kosten - T-Aktie legt zu | finanzen.net

Die Deutsche Telekom AG hat im zweiten Quartal dank der Erstkonsolidierung des zugekauften US-Unternehmens Sprint einen Umsatzsprung gemacht und operativ die Analystenprognose übertroffen.

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Unter dem Strich verfehlte der Konzern wegen der Integrationskosten in den USA aber die Erwartungen. Zugleich nannte die Deutsche Telekom neuer Prognosen für den Konzern unter Berücksichtigung von Sprint.

Im Quartal legte der Umsatz um 37,5 Prozent auf 27,041 Milliarden Euro zu. Analysten hatten im Median Erlöse von 25,633 Milliarden Euro veranschlagt. Organisch schrumpfte die Telekom allerdings um 0,6 Prozent, nachdem es im Vorquartal noch ein Wachstum von 1,1 Prozent gewesen war. Günstige Wechselkurseffekte vor allem wegen des starken US-Dollar trugen zum Umsatzplus bei, aber nicht mehr so stark wie oft in der Vergangenheit. Dafür schwächelte das Europa-Geschäft, und auch die Geschäftsentwicklung von T-Systems drehte nach unten.

Das um Sondereffekte bereinigte Konzern-EBITDA after Leases (AL), mit dem die Telekom ihre operative Ertragskraft misst, stieg um 56,4 Prozent auf 9,829 Milliarden Euro. Hier hatten Analysten der Telekom mit 8,924 Milliarden Euro ein gutes Stück weniger zugetraut. Organisch kam die Telekom bei dieser Kennziffer auf ein Plus von 8,4 Prozent.

Unter dem Strich verdiente die Telekom von April bis Juni bereinigt 1,278 Milliarden nach 1,329 Milliarden Euro im Vorjahr. Hier hatten Analysten mit 1,597 Milliarden Euro deutlich mehr erwartet. Unbereinigt fiel das Nettoergebnis von 944 Millionen auf 754 Millionen Euro, verglichen mit einer Analystenprognose von 989 Millionen Euro. Hier schlugen sich die Integrationskosten für Sprint in den USA nieder.

Nach der Fusion mit Sprint in den USA gab die Telekom neue Jahresziele aus. Das bereinigte EBITDA AL soll 2020 rund 34 Milliarden Euro erreichen statt bislang 25,5 Milliarden. Der freie Cash-Flow AL soll dagegen nur noch mindestens 5,5 statt 8 Milliarden Euro betragen. Auch hier führte die Telekom die Sprint-Integration und die Kosten dafür an. Alle Prognosewerte für die Geschäfte außerhalb der USA ließ der DAX-Konzern unverändert.

Bei den Quartalszahlen verdankte die Telekom einen Teil ihres Erfolgs ihrer US-Tochter T-Mobile US, die auch ohne die Sprint-Übernahme rasant wuchs und im Quartal zum zweitgrößten US-Anbieter aufstieg. T-Mobile hatte bereits Geschäftszahlen vorgelegt, die bei der Umrechnung von Dollar in Euro wegen der Stärke der US-Währung noch einmal etwas besser aussahen. Der Umsatz in den USA stieg im Quartal um 76 Prozent auf 17,3 Milliarden Euro, das bereinigte EBITDA AL verdoppelte sich auf 6,3 Milliarden Euro zu.

Das US-Geschäft ist deutlich größer für die Telekom als der Heimatmarkt Deutschland, der beim Umsatz um 1,1 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro zulegte und beim bereinigten EBITDA AL um 3 Prozent auf 2,2 Milliarden.

In Europa schrumpfte die Telekom dagegen beim Umsatz um 4,5 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro, auch das bereinigte EBITDA AL fiel. Organisch schaffte die Telekom hier aber noch ein kleines Wachstum. Im wieder schwächelnden Systemgeschäft sanken die Umsätze wegen der Pandemie um 3,4 Prozent, das bereinigte EBITDA AL gar um 23 Prozent auf 98 Millionen Euro.

Beim freien Cash-Flow AL verzeichnete die Telekom konzernweit ein Plus von 57 Prozent auf 2,425 Milliarden Euro.

So reagiert die Telekom-Aktie

Die Telekom-Aktien haben am Donnerstag nach einem unerwartet starken Quartal und einem angehobenen Jahresausblick zugelegt. Mit zeitweise 15,60 Euro übertrumpften die Papiere ihr bisheriges Zwischenhoch von Mitte Juni um rund 2 Cent, zu dem sie die Erholung vom Corona-Crash geführt hatte. Zum Handelsende standen die Anteilsscheine noch mit 1,32 Prozent bei 15,31 Euro im Plus.

Händler sprachen von überraschend starken Quartalszahlen sowohl beim Umsatz als auch dem operativen Ergebnis (Ebitda). Dafür verantwortlich machte Goldman-Analyst Andrew Lee vor allem das starke Geschäft auf dem Heimatmarkt. Auch in Deutschland habe die Telekom die Erwartungen an Umsatz und das operative Ergebnis getoppt, sagten Händler.

Auch Analyst Ulrich Rathe von Jefferies Research fand lobende Worte für die Entwicklung hierzulande. Die Telekom habe den Gegenwind, den die Viruskrise auf die Erlöse mit mobilen Diensten ausgeübt habe, im deutschen Heimatmarkt durch eine starke Entwicklung im Festnetzbereich mehr als ausgeglichen.

Der Branchenexperte verwies auch auf die "rekordverdächtig" niedrigen Kundenabgänge bei der Festnetztelefonie. Zudem habe der Konzern für das Breitbandgeschäft noch mehr Kunden anwerben können als zum Jahresstart. Und auch das Geschäft mit neuen Mobilfunkkunden befand Rathe als strapazierfähig.

Weniger beeindrucken konnte es, dass die Telekom im Zuge der Übernahme des US-Mobilfunkers Sprint auch ihre Ergebnisprognose für das Jahr angehoben hat. Dies spiegelt laut Lee und Rathe nur den bereits bekannten Ausblick von T-Mobile US wider. Händler schränkten daher die Bedeutung ein. Bereinigt um die Effekte der Fusion von T-Mobile US mit Sprint seien die Prognosen unverändert geblieben, hieß es.

Die US-Tochter hatte im zweiten Quartal dank der Übernahme des kleineren Rivalen Sprint mit einem Umsatzsprung und einem unerwartet hohen Gewinn glänzen können. Gepaart mit einem überraschend optimistischen Ausblick hatte dies der Aktie des inzwischen nach Kundenvolumen zweitgrößten US-Mobilfunkers in der vergangenen Woche ein Rekordhoch beschert.

Von einem solchen ist das Papier der Deutschen Telekom noch Meilenweit entfernt. Mehr als 100 Euro kostete die Aktie einmal kurz nach der Jahrtausendwende, doch mit dem Platzen der Dot.com-Blase ging es dann schnell abwärts. Mittel- und langfristig ist die Aktie für Anleger damit ein Flop, besser sieht es aber auf kurze Sicht aus: Seit dem im Zuge des Corona-Crashs erreichten März-Tief bei rund 10,40 Euro ging es bis dato um rund 50 Prozent aufwärts.

DJG/jhe/smh

FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)

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Bildquellen: Tobias Steinert / Shutterstock.com

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