VW-Aktie mit deutlichem Kursplus: Marke VW plant auch für 2022 Renditesteigerung
Volkswagen rechnet für seine Kernmarke nach einem deutlichen Milliardengewinn im abgelaufenen Jahr auch für 2022 mit weiteren Zuwächsen bei Umsatz, operativem Ergebnis und Marge.
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"An unserem Ziel von 6 Prozent operativer Umsatzrendite in 2023 halten wir fest. Dafür wollen wir im Jahr 2022 die nächsten Meilensteine erreichen", sagte Volkswagen-Finanzchef Alexander Seitz.
Ob das gelingt, wird aber von der weiteren Entwicklung des Krieges in der Ukraine und seinen Folgen für Lieferketten und Weltwirtschaft abhängen, räumte der Autohersteller ein, der am Vortag schon Zahlen auf Konzernebene veröffentlicht hatte. VW bezieht Kabelbäume aus der Ukraine. Die Fertigung läuft noch, aber mit geringerer Kapazität.
2021 erwirtschaftete die Marke VW eine bereinigte operative Umsatzrendite von 3,3 Prozent - eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahreswert von 0,6 Prozent. Während der Umsatz dank hoher Preise und teurerer Modelle um 7 Prozent auf 76,13 Milliarden Euro stieg und sich das operative Ergebnis auf 2,5 Milliarden Euro verfünffachte, ging der Fahrzeugabsatz um 8 Prozent auf 4,9 Millionen Einheiten zurück, weil die Knappheit bei elektronischen Bauteilen höhere Produktionszahlen nicht zuließ.
Für 2022 gab VW keine Prognose zu den Auslieferungszahlen insgesamt ab, erklärte jedoch, die Zahl der ausgelieferten reinen E-Autos werde deutlich steigen. Ab der zweiten Jahreshälfte erwartet VW eine höhere Verfügbarkeit der bisher knappen Halbleiter. 2021 waren 263.000 VW vollelektrisch, doppelt so viele wie im Jahr zuvor.
VW: 'Robuste Grundlagen' für Krisenreaktion, langes Warten für Kunden
Volkswagens Kernsparte sieht sich großen Risiken wegen des Krieges in der Ukraine gegenüber - die wieder verbesserten Zahlen des vergangenen Jahres sollen die nötige Stabilität liefern. Markenchef Ralf Brandstätter sagte bei der Bilanzvorlage am Mittwoch, die Folgen des Konflikts für die Lieferketten und die Weltkonjunktur ließen sich noch nicht genau abschätzen. Grundsätzlich sei klar: "Das wird erhebliche Auswirkungen haben. Wir können nur hoffen, dass der Frieden schnell nach Europa zurückkehrt." 2021 habe man jedoch "robuste Grundlagen geschaffen, auch diese Krise zu bewältigen".
Die Mikrochip-Engpässe schlugen bei den Wolfsburgern ins Kontor, die Auslieferungen rutschten weltweit um 8 Prozent auf rund 4,9 Millionen Autos ab. Manche Kunden müssen nun ein halbes Jahr und länger warten, für viele Hybridmodelle gilt wegen fehlender Teile ein Bestellstopp.
Neben dem "signifikanten Absatzrückgang" konnte im vergangenen Jahr - auch dank Ausgabenkürzungen - die Finanzlage der im Branchenvergleich relativ ertragsschwachen Marke aufgebessert werden. Der Gewinn im laufenden Geschäft stieg vor Sondereffekten auf das Fünffache (2,5 Milliarden Euro), der Umsatz um 7 Prozent auf 76,1 Milliarden Euro.
Ausbleibende Lieferungen von Kabelbäumen aus der Ukraine hatten den Betrieb zuerst in den VW-Werken in Sachsen teils lahmgelegt, auch an anderen Standorten gibt es schon wieder Kurzarbeit. "Wir können das ein Stück ausbalancieren über andere Regionen", sagte Brandstätter zu den Versorgungsproblemen. Die Produktion in Zwickau soll Anfang April wieder anlaufen, in Wolfsburg schrittweise ab der kommenden Woche.
Die Fixkosten der Kernmarke wurden um gut eine Milliarde Euro unter das Niveau vor der Corona-Krise gedrückt. Marken-Finanzchef Alexander Seitz sagte, es gelte weiter eine "restriktive Einstellungspolitik".
Betriebsrat und Management hatten beschlossen, dass Einsparungen nur im Rahmen bestehender Vereinbarungen ablaufen und vorerst keine neuen Programme hinzukommen. Bis 2023 war eine Senkung der festen Kosten um 5 Prozent geplant. Mit Blick auf die möglichen Kriegsfolgen sagte Konzernfinanzchef Arno Antlitz, die Investitionsziele stünden. Aber: "Wenn die Krise anhält, kann es zu einer Situation kommen, wo man auf der normalen Fixkostenseite noch einmal deutlich anpassen muss."
In diesem Jahr sollen insbesondere noch einmal mehr E-Autos verkauft werden, bei reinen Stromern gelang 2021 fast eine Verdoppelung. Mit einer Entspannung der Chipkrise rechnet Seitz im zweiten Halbjahr, 2023 soll dann der Anteil des Gewinns am Umsatz die Schwelle von 6 Prozent erreichen. Einschränkend hieß es aber, derzeit bestehe "das Risiko, dass sich die jüngsten Entwicklungen im Krieg in der Ukraine negativ auf die Geschäftstätigkeit auswirken". Man müsse überdies die Folgen der Wirtschaftssanktionen gegen Russland im Auge behalten.
Bei den Investitionen setzt die Marke vor allem auf Elektromobilität und Digitales. Im laufenden Jahr werden die Werke Hannover, Emden und Chattanooga (USA) abschließend auf die Fertigung von E-Modellen umgestellt, die Nutzfahrzeuge nehmen die Produktion des ID.Buzz auf. Besser lief es auch in Nord- und Südamerika, wo Volkswagen 2021 nach verlustreichen Jahren wieder profitabel wurde. Für die USA peilt Konzernchef Herbert Diess einen Marktanteil von 10 Prozent an.
Auf dem wichtigsten Markt China ging der Gesamtabsatz der dortigen VW-Gemeinschaftsunternehmen um mehr als eine halbe Million zurück. Der Manager Stephan Wöllenstein wies auf den Chipmangel hin, der die Kernmarke "leider auch bei der ID-Familie getroffen" habe. Man sei zuversichtlich, dass die Verkäufe anziehen. Zuletzt lief das Geschäft mit Elektroautos von VW in der Volksrepublik unter den Erwartungen. Im Sommer wechselt Brandstätter als Konzernvorstand nach China.
Wegen Corona: VW verlängert Produktionsstopp in drei Werken in China
Volkswagen hat den Produktionsstopp wegen des Corona-Lockdowns in drei Werken in der nordostchinesischen Metropole Changchun um einen weiteren Tag verlängert. Die Verlängerung auf vier Tage sei eine Vorsichtsmaßnahme, teilte eine Sprecherin am Mittwoch in Peking mit. Hingegen werde in einem Werk in Shanghai der Betrieb nach zweitägiger Verspätung am Donnerstag wieder aufgenommen.
Die Ausfälle könnten beispielsweise durch Sonderschichten wieder ausgeglichen werden, wenn sich die Lage entspanne, sagte die Sprecherin. In Changchun waren ein VW-Werk, ein Audi-Werk sowie ein Komponentenwerk betroffen, die gemeinsam mit dem chinesischen Partner FAW betrieben werden.
Die Behörden von Changchun hatten am Freitag einen Lockdown für die Neun-Millionen-Metropole angeordnet, nachdem die Corona-Zahlen deutlich angestiegen waren. In Shanghai und Changchun, der Hauptstadt der schwer betroffenen Provinz Jilin, waren auch Massentests für die Bevölkerung angeordnet worden.
China wird von seiner schlimmsten Corona-Welle seit Beginn der Pandemie vor gut zwei Jahren überrollt. Rund 3000 neue Infektionen wurden am Mittwoch gemeldet, der größte Teil in Jilin. China verfolgt eine Null-Covid-Strategie und reagiert mit Ausgangssperren, Massentests, Verkehrsbeschränkungen und Quarantäne auf lokale Ausbrüche. Auch hat sich das Land weitgehend abgeschottet.
Die Vorzugsaktie von VW verteuert sich via XETRA am Mittwoch zeitweise um 2,64 Prozent auf 154,98 Euro.
FRANKFURT (Dow Jones) / WOLFSBURG (dpa-AFX)
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