Value Investing - eine Verlustbringer-Strategie: Jetzt aber nicht die richtige Zeit, aufzugeben
Mit der von Warren Buffett oft zitierten Value-Strategie mussten Anleger in den letzten Jahrzehnten im Vergleich zur Growth-Strategie arg zurückstecken. Dennoch legt eine Studie nahe, dass jetzt ein schlechter Zeitpunkt wäre, dem Fokus auf unterbewertete Titel den Rücken zu kehren.
• Value-Strategie setzt auf unterbewertete Unternehmen
• Value Investing in den letzten 3 Jahrzehnten deutlich hinter der Growth-Strategie
• Überarbeitete Studie untersucht Value-Effekt
Bei der Value-Strategie setzen Anleger auf börsennotierte Titel, die unterbewertet sind, gegenüber anderen Unternehmen jedoch einen besonderen Wettbewerbsvorteil - auch wirtschaftlicher Burggraben genannt - aufweisen und daher auf lange Sicht im Wert steigen dürften. Nämlich dann, wenn der Markt ihr wahres Potenzial erkannt hat. Niemand geringeres als Starinvestor Warren Buffett hat die Value-Strategie weithin bekannt gemacht und gilt als glühender Verfechter dieser Art von Investmententscheidung.
Als Gegenspieler zur Value-Strategie kann die Growth-Strategie gesehen werden. Hierbei setzen Anleger auf solche Unternehmen, die über gute Wachstumsaussichten und ein hohes Kurs-Buchwert-Verhältnis verfügen. Oftmals erfreuen sich solche Wachstumstitel, wenn sie erst in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, großer Beliebtheit, was ihre Bewertung noch höher treibt. Die Kunst besteht derweil darin, frühzeitig jene Unternehmen zu erkennen, die über eine große Wachstumsdynamik verfügen.
Value-Strategie funktioniert auf lange Sicht
Wie aus einem Barron’s-Artikel von Finanzexperte Mark Hulbert hervorgeht, hat die Value-Strategie in den letzten 100 Jahren die von Wachstumsaktien klar geschlagen. Das Ganze sieht jedoch schon anders aus, wenn man lediglich die letzten 30 Jahre betrachtet. Hier musste der Value-Ansatz zurückstecken, tatsächlich könnte bei einer Betrachtung der letzten drei Jahrzehnte gar der Eindruck entstehen, dass es sowas wie eine Value-Strategie gar nicht gäbe. Dem gegenüber steht eine Studie, die ursprünglich schon 2021 veröffentlicht, erst kürzlich jedoch noch einmal überarbeitet wurde, die den Anhängern des Value Investing zur Hilfe kommt.
Überarbeitete Studie untersucht Value-Effekt
Dabei analysierten die Studienautoren Guido Baltussen und Bart Van Vliet von der Erasmus-Universität in Rotterdam und Pim Van Vliet von Northern Trust Asset Management den Zeitraum von 1866 bis 1926 und nahmen dabei über 1.000 US-Aktien genauer unter die Lupe. Dabei wurden auch Kurs- und Dividendendaten ergänzt sowie "handverlesene Daten zur Marktkapitalisierung", wie es im Abstract der Untersuchung heißt. Mithilfe dieser neu erschaffenen Datenbank haben die Autoren dann unter anderem den Value-Effekt seit 1866 untersucht. Sie kamen dabei zu dem Schluss, dass die Auswirkungen des Value Investing im betrachteten Zeitraum noch stärker ausfielen, als danach, auch wenn sie immer noch stark performten. Wie Barron’s schreibt, könnten Value-Anleger daraus für sich schließen, dass auch wenn Value-Titel in den vergangenen drei Jahrzehnten underperformt haben, es dennoch zu früh sei, das Handtuch zu werfen.
Zudem habe Studienmitverfasser Baltussen in einer E-Mail an Hulbert betont, dass es auch in der Vergangenheit bereits längere Zeiträume gegeben hätte, in der Value hinter der Growth-Strategie hätte zurückstehen müssen. Letztlich hätte Value jedoch immer wieder aufgeholt und ein Comeback gestartet. Wer sich an der Value-Strategie vor diesem Hintergrund versuchen möchte, würde aktuell einen günstigen Zeitpunkt erwischen, da Value-Aktien derzeit günstig bewertet sind.
Redaktion finanzen.net
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