Turbulenzen

Volvos E-Tochter Polestar in der Bredouille: Darum dürften auch andere Tesla-Konkurrenten mit Herausforderungen zu kämpfen haben

13.02.24 23:29 Uhr

Polestar-Aktie an der NASDAQ unter Druck: Warum auch andere Tesla-Wettbewerber vor Hürden stehen könnten | finanzen.net

Für Polestar, die E-Tochter von Volvo und Geely, läuft es derzeit nicht besonders gut. Die Symptome, die das Unternehmen nun zu spüren bekommt, könnten jedoch auf einen generellen Umbruch in der lange von Tesla dominierten Branche hindeuten.

• Volvo dreht Polestar den Geldhahn zu
• Andere Konkurrenten bekommen verändertes Marktumfeld ebenfalls zu spüren
• "Marktbereinigung" steht bevor



Polestar baut in großem Stil Stellen ab

Der Elektroautobauer Polestar ist ein Gemeinschaftsunternehmen der beiden etablierten Marken Volvo Car und Geely. Auf seinem Internetauftritt wirbt der Hersteller mit einem "neuen Maßstab für elektrische Performance". Bei seinen Fahrzeugen stütze man sich auf ein modernes Design, innovative Technologien und Nachhaltigkeit. Kürzlich machte das Unternehmen außerdem mit einem neuen Modell von sich reden, das ganz ohne Heckscheibe auskommen soll.

Finanziell läuft es bei Polestar aber alles andere als gut. Einem Bericht der Nachrichtenagentur "Reuters" zufolge senkte das Unternehmen bereits im November 2023 seine Lieferprognosen und fertigte eine aktualisierte Fassung seines Geschäftsplans an. Das Ziel dieses Schritts war bis 2025 profitabel zu werden. Ende Januar kündigte man nun an, im Rahmen weiterer Einsparungen etwa 15 Prozent aller Mitarbeiter zu entlassen. Weltweit sind 450 Mitarbeiter betroffen. "Als Teil dieses Geschäftsplans müssen wir die Größe unseres Unternehmens und unseres Betriebs anpassen. Das bedeutet, dass wir externe Ausgaben und leider auch die Zahl unserer Mitarbeiter reduzieren müssen", so ein Polestar-Sprecher laut Reuters.

Konzernmutter Volvo Car stellt sich quer

Sollte die finanzielle Schieflage nicht abreißen, kann sich Polestar jedoch nicht auf die Rettung durch Volvo verlassen. Wie der schwedische Autohersteller im Rahmen der Zahlenvorlage zum vergangenen Geschäftsjahr mitteilte, prüfe man derzeit die 48-prozentige Beteiligung am E-Auto-Spinoff zu reduzieren. Damit wolle man mehr Geld in eigene Entwicklungen stecken. Außerdem machte Volvo klar, dass Polestar keine Finanzmittel mehr erhalten soll. Sollte die E-Tochter also Kapital benötigen, bleibt nur noch, bei Geely anzuklopfen. Der chinesische Automobilkonzern hält etwa 39 Prozent der Anteile an Polestar. Schätzungen von Reuters zufolge benötigt Polestar Gelder in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar, um sein Profitabilitätsziel im Jahr 2025 zu erreichen.

Polestar-Aktienkurs zeichnet düsteres Bild

Dass es für Polestar alles andere als rosig läuft, lässt sich auch am Aktienkurs des Unternehmens ablesen. Erst im Sommer 2022 wagten sich die Schweden auf das New Yorker Börsenparkett. Vom Eröffnungskurs, der bei 12,98 US-Dollar lag, ist mittlerweile jedoch nicht mehr viel übrig. Zuletzt wurde die Polestar-Aktie an der NASDAQ bei 1,81 US-Dollar gehandelt (Schlusskurs vom 12. Februar 2024) - und damit etwa 86 Prozent unter dem Börsendebüt. Alleine seit Jahresbeginn ging es um 19,91 Prozent nach unten.

Herausforderungen treffen auch Konkurenten

Mit diesen Startschwierigkeiten ist Polestar unter den E-Auto-Startups aber nicht alleine, wie Reuters weiter berichtete. So haben auch die Konkurrenten Rivian, Fisker, Arrival, Xpeng und Lucid mit hohen Kosten für den Produktionsausbau zu kämpfen. Bis zur Profitabilität ist es noch ein weiter Weg. Dass dieses Ziel nicht alle Marktteilnehmer erreichen, zeigte kürzlich das Schicksal des deutschen Startups Sono Motors. Das 2016 gegründete Unternehmen wollte den Sion, ein E-Auto mit integrierten Solarzellen zur Ladung, auf den Markt bringen. 2023 gab man aber bekannt, die Entwicklung des innovativen E-Fahrzeugs einzustellen und sich stattdessen auf die Nachrüstung von Solarpanelen für Busse, Kühlfahrzeuge, Campingfahrzeuge sowie Personenkraftwagen zu spezialisieren. Kurz darauf meldete Sono Motors Insolvenz an. Wie das ins Staucheln geratene Startup Anfang Februar verkündete, habe man sich den Insolvenz- und Sanierungsplan nun gerichtlich bestätigen lassen und wolle nun mit einer neuen Führungsstruktur neu an den Start gehen.

Keine Wiederholung der Tesla-Erfolgsstory zu erwarten

Zu viele Mitbewerber, so Reuters, hätten sich von der Erfolgsgeschichte Teslas mitreißen lassen. Der spätere Musk-Konzern entwickelte sich vom belächelten Startup zu einem ebenbürtigen Akteur auf dem Automarkt und leistete mit seinem Konzept von E-Mobilität Pionierarbeit. Dabei scheinen viele der wie Pilze aus dem Boden geschossenen E-Autobauer aber zu vergessen, dass Teslas Weg bis dorthin kein leichter war und sich der Markt für elektrisch betriebene Fahrzeuge nun in einer anderen Phase befinde als noch vor ein paar Jahren, so die Agentur. So habe Tesla nicht nur vom Niedrigzinsniveau bis Anfang 2022 profitieren können, auch habe CEO Musk mit seiner "exzentrischen Persönlichkeit" dem Erfolg des Platzhirsches auf die Sprünge geholfen. Dass die Nachfrage nach den Verbrenneralternativen und das Wachstum der Branche mittlerweile deutlich niedriger ist, bekommt übrigens auch Tesla selbst zu spüren, wie die Bilanz zum Geschäftsjahr 2023 zeigte.

"Marktbereinigung" erwartet

"Es ist Zeit für eine Marktbereinigung", kommentierte Andy Leyland von SC Insights die derzeitige Marktsituation laut Reuters. Ähnliche Töne stimmte kürzlich auch Yunfei Li, General Manager für Branding und Public Relations bei BYD, an. Gegenüber "CNBC" prognostizierte er, dass es innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre zum Showdown des Konkurrenzkampfs in der Branche komme. "Am Ende werden viele Marken, die nicht in der Lage sind, auf dem Markt zu konkurrieren, eliminiert werden", so der Manager. BYD werde nach Lis Einschätzung auf der Gewinnerseite stehen. Auf welcher Seite des Schlachtfelds Polestar & Co. zu sehen sein werden, bleibt abzuwarten.

Redaktion finanzen.net

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