Tesla unter Druck

Warum Tesla in Sachen Akku vor der Konkurrenz zittern muss

26.07.16 19:26 Uhr

Warum Tesla in Sachen Akku vor der Konkurrenz zittern muss | finanzen.net

Tesla hat seinen Rivalen mit seinem Vormarsch im Bereich Elektromobilität zunächst einen herben elektrischen Schlag versetzt. Doch Teslas Autobatterien haben Schwachstellen. Und die Konkurrenz ist nicht untätig.

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Teslas Pionierarbeit in Sachen Elektroantrieb kam einem Raketenstart gleich. Angeheizt von Visionär, Verkaufstalent und Tesla-CEO Elon Musk, der von seinem Publikum gefeiert wird wie ein Popstar, brannte die Tesla-Aktie immer wieder Kursfeuerwerke ab. Und das ungeachtet der Tatsache, dass Teslas Produktionskapazitäten noch gering, die Lieferzeiten lang und viele Pläne, die Musk publikumswirksam inszenierte, zunächst hauptsächlich interessante Visionen sind. Etablierte Autohersteller wurden von Teslas Elektromobilitätsoffensive eiskalt erwischt - das Tempo, das Tesla vorlegte, war für die viel breiter aufgestellten Automobilkonzerne schlichtweg nicht zu halten.

Teslas Erfolgsrezept: Einfach machen

Teslas Konkurrenten haben einen Ruf zu verlieren. Daimler, BMW und Co. haben sich mit Verbrennungsmotoren einen Namen gemacht und werden von ihren Kunden für ihre Expertise geschätzt. Dieses Niveau gilt es zu halten. Einen Elektroantrieb-Blitzstart wie Tesla können sich die etablierten Autobauer schlichtweg nicht erlauben. Autos mit Batterieantrieb ist für die großen Autobauer noch unsicheres Terrain, gleichzeitig werden die Verbrennungsmotoren ständig optimiert, an Hybridlösungen wird gearbeitet, mit Wasserstoff experimentiert. Tesla musste all diese Wege nicht beschreiten, denn Tesla baut ausschließlich Autos, die mit Batterien betrieben werden. In dieses Projekt fließen alle Kapazitäten und wenn Elon Musk eine Idee hat, dann legt Tesla los. Zuerst war der Entwurf des Autos da, dann erst ging es bei Tesla daran, eine Fabrik zu bauen, in der das Modell in hoher Stückzahl überhaupt hergestellt werden kann. Ein solches Vorgehen wäre für die alteingesessenen Rivalen undenkbar. Wollten sich die konkurrierenden Autobauer ausschließlich auf das Thema Elektromobilität konzentrieren - so wie Musk mit Tesla - müssten bei VW, BMW, Toyota und Co. Zehntausende Ingenieure entlassen werden. Und um die Werke vollständig mit Elektroautos auszulasten, müssten direkt Hunderttausende der elektronischen Wagen auch verkauft werden - ein Risiko, dass die etablierten Autohersteller natürlich nicht eingehen. Tesla setzt also deutlich mehr auf eine Karte. Damit hat sich Musks Unternehmen jedoch auch einen Vorsprung auf dem Feld der Elektroautos verschafft. Doch zu welchem Preis?

Teslas Batterie-Initialzündung hat Schwachstellen

Die Krux bei den Elektroautos ist vor allem die Laufzeit der Batterien und damit einhergehend die Reichweite, die die Autos mit einer Ladung zurücklegen können. Um eine möglichst große Reichweite für die Teslas zu erzielen, ließ Musk seine Techniker einfach mehrere Batterien hintereinanderschalten. Auf diese Weise kamen Tesla-Fahrer mit einer Ladung bereits 500 Kilometer weit, während die Konkurrenten über dieses wenig raffinierte Vorgehen noch die Köpfe schüttelten. BMWs i3 schafft es zum Vergleich mittlerweile auf eine Reichweite von 300 Kilometern dank neuen Lithium-Ionen-Zellen mit einer höheren Speicherdichte. Für Tesla waren die umfunktionierten Laptop-Akkus die Initialzündung. Sie weisen eine relativ hohe Energiedichte auf und sind dabei günstig. Doch warum sind die anderen Autohersteller nicht längst auf den Zug aufgesprungen und haben es Tesla nachgemacht? Der Grund: Die Batteriezellen aus der Konsumentenelektronik haben trotz hoher Energiedichte einen entscheidenden Nachteil.

Teslas Batterien sind Zeitbomben

Tesla ist mit seinen umfunktionierten Laptop-Batterien ein großer Coup gelungen. Die Autos erzielten Reichweiten, die die der Konkurrenz in den Schatten stellten. Doch die Zellen haben Nachteile: Sie weisen eine geringere Zyklenlebensdauer auf, sind also nicht sehr langlebig. Die große Reichweite erzielt Tesla dadurch, dass sehr große Akkupakete im Fahrzeug verbaut sind. "Aber sie kriegen mit einer 18650-Zelle keine 20 Jahre Lebenszeit hin", sagte der CEO von Europas größtem Batteriehersteller BMZ, Sven Bauer, gegenüber dem ADAC-Blog "adacemobility" bereits im Oktober 2013. Er traue einem Tesla-Akku, sofern dieser geschont würde, "vielleicht acht Jahre" zu, so Bauer weiter. Und er prophezeit: "Tesla wird ein Problem bekommen, weil der Kunde nach fünf, sechs Jahren kaum bereit sein wird, mal eben 20.000 Euro für einen neuen Akku auszugeben."

Die Tesla-Konkurrenz schläft nicht

Teslas Batterie-Schnellstart hat Musks Unternehmen einen Vorsprung verschafft, aber die Konkurrenz ist inzwischen aufgewacht. So plant inzwischen auch VW eine riesige Akku-Fabrik und will in Sachen Elektromobilität kräftig investieren. Die Rede ist von einem Investment in Höhe von bis zu zehn Milliarden Euro. Das Ziel: Nicht weniger als die Spitze des Marktes für Elektromobilität will Volkswagen erklimmen.
Auch BMW hat bei seinem Elektroautogeschäft Fahrt aufgenommen. Hier kommt eine industriell gefertigte Batterie mit eigens abgestimmten Zellen zum Einsatz. 20 Jahre Lebenszeit sagte etwa Sven Bauer den BMW-Batterien voraus. Diese Qualität geht aktuell noch etwas zu Lasten der Reichweite, doch auch hier holt BMW auf. Der elektrisch aufgefrischte i3 soll es dank höherer Speicherdichte der Lithium-Ionen-Zellen auf eine Kapazität von 33 Kilowattstunden bringen, wodurch sich die Normreichweite des BMWs um etwa 50 Prozent auf etwas zwischen 190 und 300 Kilometer vergrößern dürfte. Größere Reichweiten sind auch hier sicherlich nur eine Frage der Zeit. Im Vergleich zu den Tesla-Batterien baut die Reichweite der Konkurrenz jedoch auf der Basis einer deutlichen längeren Batterie-Lebensdauer auf.

Österreicher bauen Batterie, die Tesla ausstechen soll

Vor kurzem sorgten außerdem drei Österreicher für ordentlich Furore. Die drei Brüder Philipp, Johann und Markus Kreisel rühmen sich damit, "die leichteste, kompakteste und sicherste Batterietechnologie für mobile und stationäre Stromspeicher" gebaut zu haben, wie etwa Markus Kreisel der "Welt" sagte. Aus ihrem Erfolgsrezept machen die Brüder kein Geheimnis. Die "Kreisel-Batterien" bestehen zwar wie bei Tesla ebenfalls aus Lithium-Ionen-Akkus als standardisierte Rundzellen, jedoch haben die Kreisels ein neues Verfahren entwickelt, das Tesla ausstechen soll. Dabei werden die einzelnen Zellen wie Patronenhülsen bei einem Gewehrmagazin in Kunststoffkapseln gesteckt, bevor die Zwischenräume mit einer nicht leitfähigen Kühlflüssigkeit fluten. Dieses Verfahren verkürzt die Ladezeiten der Batterien und verlängert gleichzeitig ihre Lebensdauer. Da weniger Isolierung zwischen den Zellenblocks notwendig ist, reduziert sich gleichzeitig das Gewicht und die Energiedichte wächst. Zusätzlich lassen sich die "Kreisel-Akkus" schneller montieren. "In der Industrie rechnet man aktuell mit zwei Minuten Fertigungszeit pro Kilowattstunde. Wir kalkulieren mit weniger als 30 Sekunden", sagte einer der Brüder gegenüber "n-tv". Die drei Österreicher sehen ihre Firma eher als Lieferant für Komponenten. Wen die drei Brüder mit ihren Tesla-Killer-Akkus beliefern wollen, wollten sie bislang noch nicht verraten. Doch den Kreisels werden bereits enge Kontakte zu VW nachgesagt, schreibt die "Welt".

Tesla unter Zugzwang

Teslas Batterie-Schnellschuss hat dem Unternehmen zunächst die Führung auf dem Feld der Elektromobilität eingebracht. Doch ebenso wie die Lebensdauer der Tesla-Batterien könnte sich auch der Vorsprung von Tesla selbst als nicht sehr langlebig herausstellen. Noch stehen tatsächliche Fakten zur kalendarischen Lebensdauer der Tesla-Batterien aus. Fakt ist jedoch: Die Konkurrenz hat sich vor allem auf die Qualität und die Lebensdauer ihrer eigenen Autobatterien fokussiert und schließt in Sachen Reichweite immer weiter zu Tesla auf. Tesla muss seinen Marktvorsprung nun qualitativ ausbauen und auf ein solides Fundament stellen, wenn sich die Musk-Firma in Zukunft gegen die etablierten Rivalen behaupten will. Am 29. Juli will Musk seine Giga-Factory offiziell eröffnen - ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Massenproduktion. Der Druck auf Tesla bleibt jedoch immens. Die Zeit wird nun zeigen müssen, ob Elon Musk hinter den Toren der neuen Megafabrik halten kann, was er seinen Fans immer wieder verspricht.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Hattanas Kumchai / Shutterstock.com, JOHANNES EISELE/AFP/Getty Images

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