NYSE-Wert Ford-Aktie mit Herausforderungen: So könnte es für Fords E-Auto-Flotte weitergehen
Immer mehr traditionelle Autobauer stellen ihr Sortiment nach und nach auf E-Mobilität um - so auch die US-Größe Ford. Bislang hatte das Unternehmen aber nicht gerade ein glückliches Händchen für die E-Sparte.
Werte in diesem Artikel
• Aufspaltung in Ford Blue und Ford Model e
• Keine vollständige Umstellung auf E-Modelle
• E-Sparte nicht von Produktionsproblemen verschont
Ford will "Transformation" vorantreiben
Etwas mehr als ein Jahr ist es her, seit der US-amerikanische Autobauer Ford bekannt gab, sein Produktportfolio in verschiedene Bereiche aufzuteilen, um die eigene "Transformation" fortzusetzen. Während die Marke Ford Blue Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor abdeckt, werden die E-Autos des Unternehmens mit Hauptsitz in Dearborn, Michigan, nun unter der Bezeichnung Ford Model e zusammengefasst. "Es ist nicht das erste Mal, dass Ford die Zukunft neu denkt und seinen eigenen Weg geht", erklärte Bill Ford, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, im Rahmen der Ankündigung. "Wir haben die außergewöhnliche Chance, diese aufregende neue Ära der vernetzten und elektrischen Fahrzeuge anzuführen, unseren Kunden das Beste von Ford zu bieten und dabei zu helfen, einen echten Unterschied für die Gesundheit unseres Planeten zu machen." Unter der Sparte Ford Commercial verkauft der Autohersteller außerdem Nutzfahrzeuge und Pkw für Geschäftskunden.
Verbrenner bleiben im Ford-Produktportfolio
Auf eine komplette Umstellung auf elektrisch betriebene Fahrzeuge will sich Ford dabei aber noch nicht festlegen, wie Garrett Nelson, Analyst beim Investmentunternehmen CFRA gegenüber "Yahoo Finance" bestätigte. "Wir glauben, dass sie [Ford] die richtige Strategie verfolgen, indem sie einen ausgewogeneren Ansatz für das Wachstum von Elektroautos verfolgen und sich darauf konzentrieren, die Begeisterung für einzelne Elektroauto-Modelle zu steigern, anstatt ein Datum in der Zukunft festzulegen, an dem sie komplett elektrisch fahren werden", so der Experte. "Wir denken, dass der ausgewogene Ansatz der richtige ist, wenn man bedenkt, dass Elektrofahrzeuge im letzten Jahr immer noch weniger als 6 Prozent aller US-Neuwagenverkäufe ausmachten." Vom Geschäftsmodell des Branchenprimus Tesla ist Ford damit noch weit entfernt.
Quartalszahlen dürften Einblick in E-Sparte geben
Auch wenn die Ankündigung bereits 2022 erfolgte, will das Unternehmen nun erstmals mit der Bilanz für das erste Quartal 2023 über die Entwicklungen der verschiedenen Bereiche informieren, so Yahoo Finance. Am 2. Mai will Ford das nächste Mal die Bücher öffnen und Einblicke geben, inwieweit Fords E-Autoflotte und der traditionelle Fuhrpark die Kassen des Unternehmens füllen. Nicht nur kann sich die Nachfrage nach E-Autos derzeit noch nicht mit der nach Verbrennern messen, wie Nelson erklärte, auch blicke Ford auf einige Schwierigkeiten zurück, die in der Vergangenheit mit der E-Auto-Sparte einhergingen.
Zahlreiche Rückrufaktionen
Wie auf Daten des Verkehrsministeriums der Vereinigten Staaten zurückgeht, gehen die meisten Rückrufaktionen, die die National Highway Traffic Safety Administration seit Anfang 2022 ausgerufen hat, auf das Konto von Ford. Insgesamt sind von den Rückrufen mehr als neun Millionen Ford-Fahrzeuge betroffen. Wie CEO Jim Farley laut Yahoo Finance zugab, reißen die hohen Kosten für Rückrufe ein großes Loch in die Bilanz der Marke.
F-150 Lightning geht nach Batteriebrand wieder in Produktion
Als Sorgenkind des Unternehmens gilt derzeit besonders der F-150 Lightning. Der E-Pickup kam im Mai 2022 auf den Markt und wurde im November desselben Jahres gar zum bestverkauften E-Truck in den USA gekürt, wie die "Auto Bild" schreibt. Angaben der Nachrichtenagentur "Reuters" zufolge fing eines der Fahrzeuge im Februar während einer Inspektion auf einem Firmengrundstück Feuer, was sich dann auf zwei weitere Fahrzeuge ausbreitete. Kurz darauf stellte Ford die Produktion des E-Pickups ein. Verantwortlich für den Brand war offenbar ein Defekt an der Batterieeinheit, die von SK On gefertigt wird, so die Agentur. "In den kommenden Wochen werden wir unsere Erkenntnisse weiter anwenden und mit dem Team von SK On zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass wir weiterhin qualitativ hochwertige Batteriepakete liefern - bis hin zu den Batteriezellen", erklärte das Unternehmen nach Bekanntwerden des Zwischenfalls. Seit dem 13. März rollt der F-150 Lightning nun wieder von den Bändern. Bis zum Herbst 2023 will Ford die Produktion so weit hochfahren, dass jährlich 150.000 Lightning-Pickups hergestellt werden können.
Absage für Autonomie-Startup Argo AI
Eine weitere Niederlage für Fords Bemühungen im Bereich der Elektromobilität: das Startup für autonomes Fahren Argo AI. Wie das "Handelsblatt" berichtete, ging Ford 2019 eine Kooperation mit dem Konkurrenten Volkswagen ein, um selbstfahrende Autos salonfähig zu machen. Bereits seit 2017 war der US-Autobauer in das Startup investiert. Sowohl VW als auch Ford hielten jeweils 40 Prozent am US-Entwickler, ehe sie sich im Oktober 2022 entschieden, die finanzielle Unterstützung aufzugeben. Infolgedessen musste Argo AI die Pforten schließen. Wie Ford-Chef Farley im Rahmen der Bilanzvorlage für das dritte Quartal 2022 erklärte, habe man die Technologie 2021 auf den Markt bringen wollen. "Aber die Dinge haben sich geändert, und es gibt jetzt eine riesige Chance für Ford, Zeit - das wertvollste Gut im modernen Leben - an Millionen von Kunden zurückzugeben, während sie in ihren Fahrzeugen sitzen", so der Konzernleiter. Die Investition hat den Konzern 2,7 Milliarden US-Dollar gekostet.
Ganz aufgegeben hat Ford die Technologie offenbar aber noch nicht. Anfang März kündigte der Autobauer an, mit dem Tochter-Projekt Latitude AI ein neues automatisiertes Fahrsystem aufzubauen, das "Ford-Fahrzeuge der nächsten Generation" mit einem "freihändigen" Fahrassistenzsystem ausstatten soll, wie es in einer Mitteilung heißt.
Ford enttäuscht mit Quartalsbericht
Nichtsdestotrotz: Die Fehltritte im E-Sektor kamen Ford in den letzten Monaten teuer zu stehen. Zwar vermeldete das Unternehmen für das vierte Quartal 2022 einen bereinigten Betriebsgewinn in Höhe von 2,6 Milliarden US-Dollar im Vergleich zu 2,0 Milliarden US-Dollar im Vorjahreszeitraum, erwartet wurden hier jedoch 3,5 Milliarden US-Dollar. Beim Umsatz in Höhe von 44,0 Milliarden US-Dollar ließ das Unternehmen die Prognosen jedoch weiter hinter sich. Auch Farley zeigte sich mit den Zahlen nicht zufrieden. "Wir hätten letztes Jahr viel besser abschneiden müssen", erklärte der CEO bei der Zahlenvorlage. "Wir haben etwa 2 Milliarden US-Dollar an Gewinnen auf dem Tisch liegen lassen, die in unserem Einflussbereich lagen, und wir werden das mit verbesserter Ausführung und Leistung korrigieren." Kurz darauf rief Farley im Gespräch mit Yahoo Finance dazu auf, das Vertrauen in das Unternehmen nicht zu verlieren. "Haben Sie Geduld mit Ford", bat er. "Wir befinden uns in einem doppelten Wandel. Einige Dinge gehen wirklich schnell, wie zum Beispiel, dass wir jetzt die Nummer zwei bei den Elektroautos sind, der Lightning ist für ein weiteres Jahr ausverkauft. […] Auf der anderen Seite müssen wir bei der Beschaffung von industriellen Systemen, der Lieferkette, der Fertigung oder der Technik einfach eine Menge Kosten einsparen. Damit wird die gesamte Zukunft des Unternehmens finanziert."
Es bleibt also abzuwarten, wie sich Fords E-Sparte in Zukunft schlägt. Erste Hinweise dürfte jedenfalls die Zahlenvorlage für das erste Quartal des Jahres 2023 am 2. Mai bringen.
Redaktion finanzen.net
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