Starkes Neukundenwachstum: Deutsche Telekom schraubt Jahresprognose nach oben
Die Deutsche Telekom AG hat im zweiten Quartal bei Umsatz und Gewinn besser abgeschnitten als im Vorjahr und als erwartet.
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Den Jahresausblick bestätigte der DAX-Konzern Deutsche Telekom für den Umsatz und das Ergebnis je Aktie, erhöhte die Prognose aber leicht für den Free Cashflow AL: Die Kennziffer soll 2024 auf rund 19,0 (Vorjahr 16,2) Milliarden steigen statt bisher in Aussicht gestellt 18,9 Milliarden Euro. Grund dafür ist die bereits erhöhte Prognose der US-Tochter T-Mobile.
Rückenwind gab es in den abgelaufenen drei Monaten für die Telekom aus allen Bereichen. "Alle unsere Geschäfte laufen erfolgreich", sagte CEO Tim Höttges laut Mitteilung. Der Umsatz kletterte insgesamt um 4,3 Prozent auf 28,4 Milliarden Euro. Analysten hatten nur mit 27,9 Milliarden Euro gerechnet. Die wichtigen Service-Umsätze kamen auf einen Anstieg von 4,9 Prozent.
Das bereinigte EBITDA AL kletterte den weiteren Angaben zufolge um starke 8 Prozent auf 10,82 Milliarden Euro, verglichen mit einer Konsensprognose von 10,77 Milliarden. Der bereinigte Konzernüberschuss hat sich im Zeitraum April bis Juni auf 2,48 (Vorjahr 1,89) Milliarden Euro um 31 Prozent erhöht. Hier hatten Analysten lediglich 2,16 Milliarden Euro erwartet.
Das bereinigte Ergebnis je Aktie stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 32 Prozent auf 50 Cent. Der Free Cashflow AL wuchs um 49 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. Das war deutlich mehr als von Analysten mit nur 4,5 Milliarden Euro erwartet.
Der DAX-Konzern bekräftigte die Prognose für 2024 das bereinigte EBITDA AL mit etwa 42,9 Milliarden Euro und für das bereinigte Ergebnis je Aktie von mehr als 1,75 Euro.
Ende des 'Nebenkostenprivilegs' am TV-Markt: Telekom legt zu
Nach dem Ende des "Nebenkostenprivilegs", bei dem Mieter für ihren TV-Anschluss über die Betriebskosten zahlen mussten und Kabelnetzbetreiber wie Vodafone (Vodafone Group) dadurch einen großen Vorteil hatte, ist die Deutsche Telekom etwas im Aufwind. Nach Abzug von Kündigungen seien bei Magenta TV im zweiten Quartal 114.000 Kunden hinzugekommen, teilte das Unternehmen in Bonn mit. Insgesamt sind es nun rund 4,5 Millionen.
Damit hat sich das Wachstum beschleunigt, im Jahresauftakt-Quartal hatte es ein Netto-Plus von nur 73.000 gegeben. Bei der Fußball-Europameisterschaft und anderen Events investierte die Telekom massiv in Werbung, um das Geschäft anzukurbeln - vermutlich auch deswegen stieg die Nachfrage an. Aus Sicht von Firmenchef Tim Höttges hat die Marke Magenta TV im vergangenen Quartal "einen Boost" bekommen.
Teure Werbekampagne trägt Früchte
Zu den TV-Kunden, die an einen Anschluss gebunden sind, kommen noch sogenannte OTT-Kunden, das Kürzel steht für "Over the Top". Sie beziehen Magenta TV außerhalb ihres Internetvertrags und brauchen dafür keinen Receiver. Von solchen Verträgen habe man "einige Hunderttausend" verkauft, sagt Finanzvorstand Christian Illek. Ein Teil davon ist aber nur kurzzeitig Kunde: Er hat Magenta TV wegen dessen umfangreichen Angebots zur Fußball-EM gebucht, den Vertrag aber schon wieder gekündigt oder will das noch tun.
Nebenkostenprivileg ist Geschichte
Seit dem 1. Juli dürfen Kosten für das Fernsehsignal nicht mehr über die Nebenkostenrechnung auf den Mieter umgelegt werden. Diese Möglichkeit hatte es jahrzehntelang gegeben, was etwa Platzhirsch Vodafone einen deutlichen Wettbewerbsvorteil bescherte, auch "Nebenkostenprivileg" genannt. Die Deutschlandtochter eines britischen Konzerns hatte rund 8,5 Millionen Kunden, die über diesen Weg für den TV-Anschluss zahlten - ob sie wollten oder nicht. Die Vermieter hatten entsprechende Sammelverträge abgeschlossen.
Inzwischen ist das nicht mehr möglich - die Kunden müssen selbst einen Vertrag mit dem TV-Anbieter haben oder freiwillig an einer neuen Form des Sammelvertrags teilnehmen. Seit Jahresbeginn hat Vodafone wegen dieser Gesetzesänderung rund 1,3 Millionen Kunden verloren, im Sommerquartal dürfte noch einmal ein erhebliches Minus hinzukommen.
Unterschiedliche Übertragungsarten
Es gibt verschiedene Wege, um fernsehen zu können. Das kann über Satelliten, Antennen, Kabel und das Internet geschehen. Im Internet gibt es zwar frei zugängliche Sender, etwa über die ARD Mediathek. Private Sender sind in der Regel aber nicht gratis empfangbar, hierfür muss der Kunde zahlen. Internet-Anbieter wie Zattoo, waipu.tv und eben Magenta TV bieten Zugriff auch auf solche Sender, diese Anbieter sind nun auf Wachstumskurs.
Im Vergleich zu den starken Einbußen von Vodafone hält sich der Zugewinn der Telekom mit rund 187.000 Kunden seit Jahresbeginn in Grenzen. Darauf angesprochen, weist Finanzchef Christian Illek darauf hin, dass es auch Kunden gebe, die gar kein lineares TV mehr wollten. "Die sind aus dem Zwangsanschluss raus gegangen und wollen überhaupt keinen TV-Anschluss mehr." Wie viele das sind, sei unklar. "Aber insgesamt sind wir mit der TV-Entwicklung wunderbar zufrieden", sagt der Telekom-Vorstand.
Deutsche Telekom-Aktie fester
Erneut überzeugende Quartalszahlen und eine leicht erhöhte Prognose für den freien Mittelzufluss haben die Aktien der Deutsche Telekom am Donnerstag steigen lassen. Die T-Aktien gewannen via XETRA schlussendlich 1,88 Prozent auf 24,37 Euro und zählten damit zu den größten Gewinnern im DAX. Die Papiere hatten zwischenzeitlich den höchsten Stand seit 2001 erreicht. Der deutsche Leitindex gab leicht nach.
Eine unerwartet hohe Nachfrage nach Mobilfunkverträgen bescherte der Deutschen Telekom erneut ein starkes Quartal. Dies lag an einem anhaltend großen Interesse an Bündelangeboten wie Familienverträgen. Zudem überraschte der Umsatz positiv.
Analysten äußerten sich entsprechend positiv. "Auf dem Heimatmarkt dürfte sich die Entwicklung des operativen Ergebnisses nun beschleunigen", schrieb etwa der Experte Polo Tang von der Schweizer Großbank UBS. In den zuletzt unsicher gewordenen Zeiten seien die Aktien eine günstige und defensive Alternative.
Analyst Karsten Oblinger von der DZ Bank hob hervor, dass der bereinigte Barmittelzufluss die Markterwartung übertroffen habe. Ein wesentlicher Grund dafür sei das überraschend geringe Investitionsvolumen.
Aus charttechnischer Sicht hat sich das Bild für die T-Aktien weiter aufgehellt. Die Papiere notieren jetzt wieder klar über der 21-Tage-Durchschnittslinie, die Hinweise für den kurzfristigen Trend gibt. Die mittel- und langfristigen Trends zeigen bereits seit Anfang Juni nach oben.
Die Telekom-Anteile entwickeln sich vor allem seit Anfang Juni deutlich besser als der DAX und gehören daher im bisherigen Jahresverlauf mit einem Plus von jetzt rund zwölf Prozent zu den zehn stärksten DAX-Titeln. Mit einem Börsenwert von 121 Milliarden Euro ist die Telekom nach SAP(227 Mrd Euro) und Siemens (123 Mrd Euro) der drittwertvollste Konzern Deutschlands.
Der Börsenwert der Telekom wird dabei vor allem von der US-Tochter bestimmt. Diese kommt in New York auf einen Börsenwert von 222 Milliarden Dollar oder umgerechnet etwas mehr als 200 Milliarden Euro. Die Bonner halten etwas mehr als die Hälfte der Anteile. Das Paket ist also derzeit alleine mehr als 100 Milliarden Euro wert und steuert damit mehr als 80 Prozent der Telekom-Marktkapitalisierung bei.
FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)
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