Marktüberraschungen der Syz-Bank für 2025: Fiskalische Anreize in Deutschland?
Für das Jahr 2025 hat die Banque Syz zehn mögliche Überraschungen identifiziert, die sich auf die Märkte auswirken könnten. Ein Szenario dreht sich dabei um Deutschland.
• Banque Syz veröffentlicht zehn potenzielle Marktüberraschungen für 2025
• Deutschland lockert Schuldenbremse und schafft steuerliche Anreize
• Ausgabe von Eurobonds beflügeln europäisches Wirtschaftswachstum
Die Schweizer Privatbank Syz hat in einem Bericht zehn Überraschungen für das Jahr 2025 erdacht, die sich auf die Wirtschaft auswirken dürften, deren Eintreten jedoch mal mehr, mal weniger wahrscheinlich ist.
Insgesamt blickt das Finanzhaus positiv aufs neue Jahr. So geht die Banque Syz von einer widerstandsfähigen Weltwirtschaft sowie starken zweistelligen Wachstumsraten für die Unternehmen des marktbreiten US-Index S&P 500 aus und erwartet niedrigere Realzinsen in entwickelten Märkten.
Dennoch gibt die Bank in ihrem Bericht auch zu bedenken, dass bestehende Unsicherheitsfaktoren in 2025 weiterhin bestehen bleiben könnten, sodass der Weg für globale Aktien nicht völlig ohne Auf und Ab verlaufen dürfte.
Szenario: "Deutschland drängt auf steuerliche Anreize"
Mit dieser Prämisse im Hinterkopf hat die Kreditanstalt also ihre zehn Überraschungen, die mal positive, mal negative Auswirkungen haben dürften, erdacht. Ein Szenario betrifft dabei auch Deutschland. So lautet der Titel einer der Überraschungen der Banque Syz "Deutschland drängt auf steuerliche Anreize".
In diesem Szenario geht die Bank davon aus, dass aus den Neuwahlen in Deutschland Ende Februar eine CDU-geführte Koalition hervorgeht. Diese würde sich auf eine Lockerung der verfassungsrechtlich geregelten Schuldenbremse einigen, sodass eine höhere Neuverschuldung ermöglicht werde. Mithilfe dieser neuen Mittel würden dann jene dringend benötigten Anreize gesetzt, um die deutsche Wirtschaft, die seit 2022 stagniert, wiederzubeleben.
Ausgabe von Eurobonds
Gleichzeitig zeige sich Deutschland in diesem Zusammenhang bereit, über die Ausgabe von Eurobonds zu sprechen. Diese könnten wiederum für die Finanzierung struktureller Investitionen eingesetzt werden, welche Europas Wachstumsaussichten auf mittlere Sicht verbessern würden. Damit würde die EU den Empfehlungen folgen, die der ehemalige EZB-Präsident Mario Draghi zur Verbesserung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit in einem Bericht für die Europäische Kommission ausgegeben hatte.
Auf diese Weise würden die Eurozone und Deutschland gleichermaßen von den steuerlichen Anreizen profitieren und einen Wachstumsschub erleben. Neben Europa würden auch die USA und China die Konjunktur mit öffentlichen Ausgaben stützen.
Höhere Staatsverschuldung
Als Konsequenz würde die Staatsverschuldung in Deutschland ansteigen. Drastischer sei der Anstieg jedoch in der Eurozone, da sie sich zuvor bereits auf einem hohen Niveau bewegte. Auch die Inflation würde in der Eurozone erneut anziehen, da die Binnennachfrage zunehme. Dies wiederum veranlasse die EZB im Szenario der Banque Syz dazu, angesichts einer höheren Staatsverschuldung, einer anziehenden Inflation und gleichzeitig höherem Wachstum, ihre lockere Geldpolitik kürzer zu verfolgen. Aus diesem Grund würde die Europäische Zentralbank ihren Zinssenkungszyklus früher als erwartet beenden.
Die Eurobonds würden schließlich - wegen einem wachsenden Druck, Anleihen auszugeben, und höheren Bargeldzinsen - unter Druck geraten, auch da Euro-Renditen wegen der besseren Wachstumsaussichten anziehen würden.
Damit schließt das Szenario, dessen Wahrscheinlichkeit die Banque Syz jedoch als niedrig einschätzt.
Tatsache: Deutschlands Wirtschaft schrumpft
Tatsache ist jedoch, dass die deutsche Wirtschaft im Dezember 2024 den sechsten Monat in Folge schrumpfte, wie aus dem von S&P Global erhobenen Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - hervorgeht. Dieser war im Dezember im Vergleich zum Vormonat zwar leicht auf 47,8 Punkte gestiegen, allerdings signalisiert das Konjunkturbarometer unterhalb der Marke von 50 Punkten einen Abschwung. Die Industrie verharrt laut dem Bericht weiterhin tief in einer Rezession, die mit stark sinkenden Beschäftigungszahlen einhergeht.
Auch die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft fiel im Dezember stärker als erwartet zurück. So sank der ifo-Geschäftsklimaindex auf 84,7 Punkte, wie das Münchner ifo Institut nach seiner monatlichen Umfrage unter rund 9.000 Managern informierte. Das war der niedrigste Wert seit Mai 2020: "Die Schwäche der deutschen Wirtschaft ist chronisch geworden", wird ifo-Präsident Clemens Fuest von Dow Jones Newswires dazu zitiert.
Und tatsächlich haben sich die unterschiedlichen politischen Parteien in Deutschland im Wahlkampf bereits dafür ausgesprochen, der Bundesrepublik wieder zu mehr Wirtschaftswachstum verhelfen zu wollen. Wer die Neuwahlen am 23. Februar jedoch für sich entscheiden wird, bleibt ungewiss. Ebenso lässt sich nur spekulieren, ob die Schuldenbremse danach tatsächlich reformiert wird - insbesondere da unter den verschiedenen Parteien gemäß der bereits veröffentlichten Wahlprogramme große Uneinigkeit darüber herrscht, wie der deutschen Wirtschaft zu neuem Schwung verholfen werden kann.
Redaktion finanzen.net
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