NASDAQ-Titel NVIDIA-Aktie, Microsoft-Aktie & Co.: Anlageexperte warnt vor "KI-Blase" - langfristige Zukunftschancen
Der Hype um künstliche Intelligenzen (KI) bestimmt bereits seit Monaten das Geschehen an den internationalen Börsen. Anlageexperte David Wehner warnt nun aber vor einer "KI-Blase" am Markt, die bald zu platzen droht. Dennoch fand der Marktkenner auch lobende Worte für die Technologie.
Werte in diesem Artikel
• Warnung vor "Hysterie" um KI-Aktien
• Vergleich mit Dotcom-Blase
• Langfristiges Potenzial
Trendthema KI
An der Börse ist der Hype um künstliche Intelligenz (KI) derzeit das Trendthema. Ausgelöst wurde die hohe Nachfrage nach KI-Lösungen durch den Chatbot ChatGPT von OpenAI, zu dessen größten Geldgebern auch der Windows-Entwickler Microsoft gehört. Aber auch andere Unternehmen profitieren vom KI-Boom, darunter der US-Chipkonzern NVIDIA. Nicht nur stellt das Unternehmen leistungsfähige Technik für Rechenzentren zur Verfügung, auch werden eigene KI-Anwendungen angeboten.
Analyst Dan Ives von Wedbush Securities lobte den Markt für KI-Lösungen kürzlich gegenüber "CNBC" in den höchsten Tönen und attestierte der Technologie sogar, als "die vierte industrielle Revolution" zu gelten. "Das nenne ich einen Moment von 1995, parallel zum Internet. Ich glaube nicht, dass dies ein Hype-Zyklus ist", so Ives in der Sendung "Squawk Box Asia".
KI-Trend hat sich zu Hysterie entwickelt
Doch es gibt auch Kritiker des Trends um künstliche Intelligenzen. Zu diesen zählt auch David Wehner vom Vermögensverwalter Do Investment, der aus dem Single Family Office des Unternehmers Silvius Dornier hervorging. Wie der Anlagechef im Interview mit der "WELT" verriet, sei eine regelrechte "Hysterie rund um die künstliche Intelligenz" entstanden, die wiederum zu einer "Kursblase" geführt habe. Und Wehners Prognose sieht düster aus: "Diese KI-Blase wird bald platzen."
Als Hinweis auf eine solche Blasenbildung sieht der Portfoliomanager etwa Namensergänzungen von Unternehmen um den Zusatz "AI" für "artificial intelligence", die englischsprachige Bezeichnung für künstliche Intelligenz. Oft genüge die Umbenennung bereits, um den Kurs der entsprechenden Aktie anzutreiben. Eine ähnliche Vorgehensweise sei das Ausschmücken von zum Teil enttäuschenden Bilanzberichten mit einer wiederholten Nennung des Worts AI, was ebenfalls für höhere Aktienkurse gesorgt habe. So habe etwa Microsofts bloße Ankündigung eines KI-basierten "Co-Piloten" für die Office-Pakete für 30 US-Dollar im Monat die Marktkapitalisierung der Redmonder um 180 Milliarden US-Dollar in die Höhe getrieben. "Das ist alles nicht gesund", so Wehner.
Dampfmaschine, Eisenbahnzeitalter, Internetblase - und nun KI?
Dabei betonte der Anlageexperte, dass KI-Lösungen durchaus das Potenzial haben, sich im öffentlichen Leben durchzusetzen, ähnliche Hypes in der Vergangenheit jedoch zuerst wieder implodierten, bevor es zu einer breiten Akzeptanz kam. "Das war bei der Erfindung der Dampfmaschine so, am Beginn des Eisenbahnzeitalters oder zur Jahrtausendwende bei der Internetblase", gab Wehner zu bedenken. "Solche Hypes treiben die Innovation voran, es kommt aber nach dem anfänglichen Börsen-Hoch immer erst mal wieder zu Ernüchterung und zu einem Kurssturz." Eine ähnliche Entwicklung dürften dem Experten zufolge auch KI-Tools erleben.
KI-Boost für Wirtschaft
Besonders lobte Wehner die mannigfaltigen Anwendungsgebiete von künstlichen Intelligenzen: "KI wird in vielen Bereichen nützliche Anwendungen finden, von der Medizin über die Finanzbranche bis zu den Medien. Und die KI wird wahrscheinlich auch einen gewissen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten." So könnten automatisierte Abläufe nicht nur das Bruttoinlandsprodukt eines Landes steigern, sondern auch als Inflationsdämpfer agieren, wie der Experte kürzlich auch gegenüber dem "Aktionär" erklärte, "denn gewisse Aufgaben, die sehr stoisch sind und sich wiederholen, können dann von der KI abgearbeitet werden und wir als Menschen können uns dann wichtigeren Aufgaben widmen." So könnte sich die Menschheit etwa Herausforderungen wie dem Klimawandel zuwenden, bei denen eine gewisse Innovationskraft von Nöten sei. "Das kann eine KI wahrscheinlich nicht lösen", so Wehner.
In der aktuellen Marktphase können die Anwendungen die Erwartungen der Anleger jedoch nicht erfüllen, ist sich der Do Investment-Anlagechef laut der WELT sicher.
Zeitfenster für Tech-Einstieg verpasst
Von einem Einstieg in Tech-Aktien rät der Anlageexperte gegenüber der WELT dementsprechend vehement ab. "Früher oder später wird die Börse zu einem Realitäts-Check übergehen, und dann werden die Investoren sehr kritisch hinterfragen, inwieweit die exorbitanten Bewertungen wirklich gerechtfertigt sind", lautete die Einschätzung Wehners. "Diesem Check wird vieles nicht standhalten." Die aktuelle Marktphase erinnere deutlich an den November 2021, als zahlreiche Tech-Aktien nach dem Corona-Einbruch und der anschließenden Erholungsphase auf ihren damaligen Rekordständen notierten. Anschließend stand der Tech-Sektor jedoch aufgrund gestiegener Staatsanleiherenditen und der Furcht vor Zinserhöhungen im folgenden Jahr, die sich ab dem Frühjahr 2022 bewahrheiten sollten, unter Druck. "Wir haben daher in den letzten Wochen alle Aktien der sieben großen Technologiefirmen verkauft", erklärte der Portfoliomanager. Dementsprechend riet er auch im Interview mit dem "Aktionär" dazu, Techwerte wie NVIDIA mit Gewinnen zu verkaufen, sofern man frühzeitig eingestiegen ist.
Anleihen als Alternative zu Aktien
Stattdessen könnten sich Anleihen lohnen, wie Wehner gegenüber der WELT preisgab. "Es gibt jetzt auch für Anleihen anständige Renditen, und zwar auch von Unternehmen mit guter Bonität. Bei einer Laufzeit von fünf Jahren sind fünf bis 5,5 Prozent drin. Das liegt über den mittel- bis langfristigen Inflationserwartungen, und es ist auch in der Nähe der zu erwartenden Aktienrenditen", erklärte er im Hinblick auf die Erkenntnis, dass Aktien nun nicht mehr "alternativlos" seien. Sollten Anleger trotzdem am Aktienmarkt investiert bleiben wollen, sei eine ausreichende Diversifikation das A und O, wie der Anlagechef gegenüber dem Aktionär betonte. So sollte man generell breit in den Branchen Technologie und Industrie, aber auch defensiven Branchen wie Pharma oder unzyklischer Konsum aufgestellt sein. Auch könne es sich lohnen, eine "Kriegskasse" beizubehalten, um bei Kursrücksetzern zum Schnäppchenpreis nachzukaufen.
Darüber hinaus standen auf den Einkaufszetteln von Do Investment zuletzt Staatsanleihen von Deutschland und den USA sowie Gold und Aktien von Goldminenbetreibern, so Wehner gegenüber der WELT.
Redaktion finanzen.net
Dieser Text dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schließt jegliche Regressansprüche aus.
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