Microsoft im Fokus: Gewinnmaschine durchbricht 2-Billionen-Schwelle
Der US-Softwareriese Microsoft hat in den vergangenen Jahren die Saat ausgesät, deren Ernte Konzernchef Satya Nadella nun Quartal für Quartal einfährt.
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Die Cloudservices und das Gaming brummen - und in der Corona-Krise zieht sogar das Geschäft mit den auf PCs installierten Windows-Betriebssystemen wieder an. Was bei Microsoft los ist, was Analysten sagen und wie die Aktie zuletzt lief.
DAS IST BEI MICROSOFT LOS:
In den ersten drei Geschäftsquartalen des bis Ende Juni laufenden Geschäftsjahres 2020/21 hat Microsoft unter dem Strich einen Nettogewinn von fast 45 Milliarden US-Dollar (38 Mrd Euro) erzielt. Das war gut ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum. Nur zum Vergleich: Der Volkswagen-Konzern als damals weltgrößter Autobauer und größter europäischer Industriekonzern machte im Gesamtjahr 2019 vor der Corona-Krise gut 13 Milliarden Euro Gewinn.
Paradedisziplin des US-Konzerns, der vor allem für die Standardbetriebssoftware Windows und für seine Büroprogramme unter dem Namen Office bekannt ist, ist mittlerweile die Cloud. Microsoft Azure bietet Kunden an, Programme und Inhalte über Rechenzentren im Netz bereitzustellen.
In der gesamten Softwarebranche ist das Angebot über Cloudplattformen mittlerweile zum Standard geworden - und Microsoft verdient an den überall und immer übers Netz verfügbaren Daten auf diese Weise kräftig mit. Größter Konkurrent und Platzhirsch ist auf dem Feld die Cloudsparte des Einzelhändlers Amazon, auch Google und Alibaba sind in dem Geschäft vorne mit dabei.
Und das Geschäft mit der Cloud wächst nach wie vor kräftig: Im dritten Quartal legte Azure um 50 Prozent zu. In den vergangenen fünf Quartalen rutschte das Wachstum ohnehin nur zweimal knapp unter die 50-Prozent-Marke. Die gesamte Cloudsparte, in der Microsoft auch Server und entsprechende Dienste anbietet, ist im Konzern mittlerweile der größte Umsatz- und Ertragsbringer.
Auch bei der Videospielkonsole Xbox setzt Microsoft mehr und mehr auf die Dienste aus dem Netz. Statt den Verkauf von Hardware zu forcieren, bietet Microsoft verstärkt Spielestreaming an - auf PC und Konsole gibt es ohnehin schon Abo-Modelle gegen monatliche Gebühr. Und bald sollen die Spiele auch auf normalen Smart-TVs über eine App spielbar sein, dann braucht die in der Corona-Pandemie ausgabefreudige Spielerkundschaft fast gar kein eigenes Spiele-Equipment mehr. Die nötigen Berechnungen laufen in Microsofts Cloud und es muss nur noch das Videosignal auf den Fernseher gestreamt werden.
Der Konzern verdient unter anderem an den Erlösen, die auf seiner Xbox-Plattform mit dem Zocken generiert werden, stellt aber auch selbst Spiele her. Vergangenes Jahr kaufte das Unternehmen die Spielestudios des Anbieters Zenimax für 7,5 Milliarden Dollar und kann sich auch weitere Übernahmen vorstellen, um dem Rivalen Sony mit seinen Playstation-Ökosystem mehr Paroli zu bieten. In der Sparte mit Windows und Xbox trieb das Gaming im vergangenen Quartal mit einem Erlösplus von rund einem Drittel das Wachstum an.
Microsoft-Chef Nadella kann unterdessen in der Pandemie auch auf ein stärkeres Interesse von Firmenkunden an der Office-Programmsuite verweisen, zu der auch das Videokonferenzsoftware Microsoft Teams gehört. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der Abonnenten des mittlerweile vorwiegend über Miete angebotenen Office-Pakets von knapp 40 auf gut 50 Millionen. Auch das Karriereportal LinkedIn wächst.
In anderer Hinsicht muss Microsoft aber nacharbeiten. Nachdem der Europäische Gerichtshof (EuGH) die generellen Datenaustauschvereinbarungen "Safe Harbor" und "Privacy Shield" gekippt hatte, kündigte der Konzern ein neues Angebot an, in welchem die Daten von Firmenkunden ausschließlich in der EU verarbeitet und gespeichert werden. Zudem könnte der Konzern in dieser Woche auch für das Betriebssystem Windows eine neue Version ankündigen, wie in Fachmedien zuletzt durchsickerte.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Nach einem kleinen Durchhänger im April und bis Mitte Mai zog der Kurs zuletzt wieder deutlich an. Am Dienstag kletterte die Aktie bis auf das Rekordhoch von 265,79 Dollar. Der Konzern war damit an der Börse erstmals mehr als zwei Billionen Dollar wert. Bis zum Handelsende ging der Kurs wieder etwas zurück und die Marktkapitalisierung lag minimal unter dieser symbolträchtigen Marke.
Wertvollster börsennotierter Konzern ist derzeit der Elektronikriese Apple mit einem Marktwert von rund 2,2 Billionen Dollar. Amazon liegt derzeit bei knapp 1,8 Billionen Dollar Marktwert und damit hinter Microsoft. Die Google-Mutter Alphabet liegt mit fast 1,7 Milliarden Dollar auf dem vierten Platz.
In diesem Jahr hat die Microsoft-Aktie bis dato fast ein Fünftel gewonnen. Auf die vergangenen fünf Jahre steht eine Verfünffachung des Kurses zu Buche (plus 420 Prozent). Auf zehn Jahre sind es gar fast 1000 Prozent Plus - die Aktien sind damit aktuell rund elf Mal so viel wert wie vor zehn Jahren.
Microsoft hat sich in den vergangenen fünf Jahren etwa im Gleichschritt mit den anderen großen US-Techkonzernen entwickelt, Apple (plus 460 Prozent) lief in dem Zeitraum etwas besser, Amazon (plus 390 Prozent) etwas schlechter als Microsoft.
Wer nur in den US-Bluechip-Index Dow Jones investierte, sah dagegen aber vergleichsweise alt aus: Der bekannteste Aktienindex der Welt legte in den vergangenen fünf Jahren 90 Prozent zu. Und der deutsche Softwareprimus SAP kam in den vergangenen fünf Jahren lediglich auf einen Kursanstieg von knapp 70 Prozent.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Microsoft sei eine Klasse für sich, schrieb Analyst Raimo Lenschow von der britischen Bank Barclays jüngst. Die Auftragseingänge im dritten Quartal zeigten, dass die Nachfrage von Gewerbekunden zurückkomme. Allerdings sei der Konzern hinsichtlich der Margenentwicklung für das kommende Geschäftsjahr vorsichtig geblieben. Im vierten Quartal dürfte es trotz leichterer Vergleichswerte aus dem Vorjahr zu einem gedämpfteren Wachstum kommen.
Microsoft Azure bleibe mit dem Wachstum von 50 Prozent beeindruckend, schrieb Brent Thill von Jefferies. Auftragsdaten signalisierten zudem, dass der Konzern das Wachstum in dieser Größenordnung halten könne. Auch Thill verwies allerdings auf möglichen Margendruck in der näheren Zukunft. Zuletzt sei die Ausweitung der operativen Marge jedoch trotz der Begünstigung durch eine Änderung der Rechnungslegung beeindruckend gewesen.
Dem Unternehmen sei im dritten Quartal die Rückkehr zur gewohnt strikten Kostenkontrolle gelungen, schrieb Matthew Hedberg von der Investmentbank RBC. Das habe den Gewinn je Aktie deutlich über die am Markt erwarteten Werte gehoben. Beim Umsatz habe Microsoft hingegen nicht mehr so stark positiv überraschen können wie in den Vorquartalen.
Trotz des jüngsten Höhenflugs des Aktienkurses ist das Votum der von Bloomberg in diesem Jahr erfassten 38 Analysten mehr oder weniger eindeutig: 34 raten zum Kauf der Papiere, 4 zum Halten. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei über 290 Dollar.
/men/mne/fba/zb
REDMOND (dpa-AFX)
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