Investor Soros wettet auf einen Bärenmarkt
Nach einer langen Auszeit tritt George Soros wieder als Investor auf.
Den Finanzinvestor lockt die Möglichkeit, aus den seiner Meinung nach bevorstehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten Profit zu schlagen.
Beunruhigt über den Ausblick der globalen Wirtschaft und besorgt, dass große Marktverschiebungen bevorstehen, hat der Milliardär, Hedgefonds-Gründer und Philanthroph vor Kurzem eine Reihe großer Investitionen getätigt, die auf fallende Kurse setzen, wie einige mit der Sache vertraute Personen sagten.
Soros wettet auf Gold
Die Soros Fund Management LLC, die für Soros und seine Familie 30 Milliarden US-Dollar verwaltet, verkaufte demnach Aktien und kaufte Gold sowie Anteile an Goldminenunternehmen in Erwartung einer Schwäche in mehreren Märkten. Gold wird von Investoren in turbulenten Zeiten oft als sicherer Hafen gesehen.
Für Soros, der 1992 mit einer Wette gegen das britische Pfund berühmt geworden ist, die ihm 1 Milliarde Dollar Gewinn einbracht, ist das eine markante Kehrtwende.
Soros bleibt bei China skeptisch
Der Blick des 85-jährigen Milliardärs auf das Weltgeschehen hat sich in den vergangenen sechs Monaten verdüstert. Grund dafür sind wirtschaftliche und politische Probleme in China, Europa und anderswo, die in seinen Augen unlösbar sind. Während der US-Markt sich nach einem schwierigen Jahresstart wieder in Richtung neuer Rekorde geschoben hat und die chinesischen Märkte sich stabilisiert haben, ist Soros weiter skeptisch, was die sich abkühlende chinesische Wirtschaft angeht.
"China leidet weiterhin unter Kapitalflucht und hat seine Devisenreserven dezimiert, während andere asiatische Länder Devisen angehäuft haben", sagte Soros. "China steht vor Konflikten innerhalb seiner politischen Führung und das wird im kommenden Jahr den Umgang mit finanziellen Problemen schwerer machen."
Soros sorgt sich zum Teil aus deshalb, dass in China neue Probleme auftreten, weil das Land nicht bereit zu sein scheine für ein transparentes politisches System. Das aber hält er für nötig, um dauerhafte Wirtschaftsreformen zu erlassen. Peking hat im vergangenen Jahr zwar Reformen in Angriff genommen, wegen turbulenter Märkte bei einigen Vorstößen aber wieder einen Rückzieher gemacht.
Einige Investoren rechnen angesichts der jüngsten Lohnsteigerungen in den USA allmählich mit steigender Inflation, aber Soros sorgt sich mehr, dass die anhaltende Schwäche in China für deflationären Druck - eine schädliche Spirale aus sinkenden Löhnen und Preise - auf die USA und Volkswirtschaften weltweit ausübt.
Soros: Brexit-Wahrscheinlichkeit sinkt je näher die Abstimmung rückt
Die Wahrscheinlichkeit sei immer noch hoch, dass die Europäische Union unter dem Gewicht der Migrationskrise, der fortlaufenden Herausforderungen in Griechenland und einem politischen Exit Großbritanniens aus der EU zusammenbreche.
"Wenn Großbritannien geht, könnte das einen allgemeinen Exodus auslösen und die Auflösung der Europäischen Union wird praktisch unvermeidbar", sagte er. Die jüngste Stärke des britischen Pfundes sei allerdings ein Zeichen, dass eine Abstimmung für den Exit aus der EU weniger wahrscheinlich sei. "Ich bin zuversichtlich, je näher wir der Brexit-Abstimmung kommen, desto stärker wird das 'Bleiben'-Lager", sagte Soros. "Die Märkte haben nicht immer recht, aber in diesem Fall bin ich ihrer Meinung."
Auch andere große Investoren sorgten sich um die Märkte. Im vergangenen Monat warnte der Milliardär Stanley Druckenmiller, dass der "Bullenmarkt sich selbst erschöpft". Und Hedge-Fonds-Manager Leon Cooperman sagte, "die Blase ist bei Festzinsanleihen", für Aktien sei er weiter zuversichtlich.
Soros hat mit seinen bärenhaften Investitionen gemischten Erfolg. Insgesamt liegt der Soros-Fonds in diesem Jahr leicht im Plus, das liegt im Rahmen der meisten Makro-Hedgefonds, wie mit der Sache vertraute Personen sagten.
NEW YORK (Dow Jones)
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