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Bauturbo für Rechenzentren: Effizienz trifft auf neue Hürden

07.04.25 06:00 Uhr

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Bauturbo für Rechenzentren: Effizienz trifft auf neue Hürden | finanzen.net

von Peter Junker, Associate Partner der Drees & Sommer SE

Rund 10.000 neue Rechenzentren sind bis 2030 allein in Deutschland notwendig, um den technologischen Fortschritt und Trends wie autonomes Fahren, Blockchain oder Digital Twin-Technologien zu unterstützen. Das hat DE-CIX erhoben, einer der größten Rechenzentrumsknotenbetreiber der Welt. Doch wie realistisch ist diese Prognose? Denn der Blick auf den Bauprozess zeigt: Der "Bauturbo" ist bereits eingeschaltet - allerdings stellen massive Lieferkettenprobleme, längere Genehmigungsverfahren und der technologische Wandel neue Herausforderungen dar.

Maximale Effizienz im Bauprozess

Der Bauprozess von Rechenzentren gehört im Vergleich zu anderen Assetklassen zu den effizientesten überhaupt. Vom ersten Spatenstich bis zur Inbetriebnahme vergehen in der Regel nur zwei bis drei Jahre - ein beeindruckend kurze Zeitdauer, wo doch andere Großprojekte wie Krankenhäuser oder Hochhäuser oftmals nahezu die doppelte Zeit in Anspruch nehmen. Der Grund dafür liegt in der weitgehenden Modularisierung des Bauprozesses: vorgefertigte Bauteile, die vor Ort nur noch zusammengefügt werden, und eingespielte Teams aus Fachplanern und Bauunternehmen, die für eine nahezu perfekte Abstimmung sorgen.

Doch: Dieser Prozess wird unter anderem durch langwierige Genehmigungsverfahren ausgebremst. Während Baugenehmigungen früher innerhalb von drei bis vier Monaten erteilt wurden, dauert es heute je nach Kommune sechs Monate oder länger. Hinzu kommt, dass die Rechenzentren durch die steigenden Anforderungen immer größer werden, sodass es zusätzlich noch sogenannte BImSch-Verfahren (Bundes-Immissionsschutzverfahren) erforderlich macht. Diese können sich wiederrum über einen Zeitraum erstrecken, der dem gesamten Planungs- und Bauprozess entspricht. Das liegt vor allem an dem starken Personalmangel in den Behörden - gerade in den Hot-Spots Berlin und Frankfurt.

Dazu kommt, dass die Schlüsselkomponenten wie Transformatoren, Notstromaggregate oder Kältemaschinen, die für den Betrieb eines Rechenzentrums unabdingbar sind, seit der Corona-Pandemie, der Ukraine-Krise und allen weiteren aktuellen geopolitischen Verwerfungen dramatisch längere Lieferzeiten haben und mit Blick auf aktuelle Entwicklungen weiterhin haben dürften. Wo früher einige Wochen genügten, betragen die Wartezeiten nun oft 12 bis 18 Monate. Das zwingt Betreiber dazu, weit im Voraus zu planen - und birgt erhebliche Risiken, da sich andere Anforderungen oder Designänderungen während der Planungsphase ergeben können.

Hinzu kommt die Herausforderung, die sich gerade durch die jahrelang eingespielten Teams ergibt: der begrenzte Pool an spezialisierten Bauunternehmen. Rechenzentren gelten zwar baulich als relativ einfache Strukturen, doch die hochkomplexe Technik erfordert spezialisierte Expertise. Nur wenige Firmen verfügen über das Know-how und die Erfahrung, um solche Projekte effizient umzusetzen. Die Betreiber arbeiten oft über Jahre oder Jahrzehnte mit denselben Partnern zusammen, was zwar für eingespielte Prozesse sorgt, aber den Markt auch träge macht. Neue Anbieter werden nur selten eingebunden, wodurch Kapazitäten begrenzt bleiben.

Innovative und nachhaltige Lösungen - ein komplexes Spielfeld

Und auch der immer größer werdende Druck im Bereich ESG geht nicht an der energieintensiven Rechenzentrumsbranche vorbei. Neue Technologien wie Wasserkühlung oder die Nutzung von Abwärme erfordern eine Abkehr vom bewährten Schema F, das viele Betreiber bislang prägt. Diese Designänderungen können die Planung um Monate oder gar Jahre verzögern, da die Betreiber zunächst neue Prozesse etablieren und Komponenten anpassen müssen. Dadurch können bereits geplante Projekte plötzlich ins Stocken geraten.

Die Betreiber stehen vor einem Dilemma: Einerseits müssen sie neue Standards entwickeln, um langfristig wettbewerbsfähig und nachhaltig zu bleiben, andererseits ist das Risiko hoch, dass sich solche Innovationsprojekte durch unvorhergesehene Komplikationen in die Länge ziehen.

Klar ist jedoch: Die Branche muss sich neuen Technologien und Partnern öffnen, um den wachsenden Bedarf zu decken. Gleichzeitig braucht es eine stärkere strategische Zusammenarbeit über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Dazu ist jedoch auch eine Reform der Genehmigungsprozesse bzw. das Bereitstellen von qualifiziertem Personal unabdingbar, um starke Verzögerungen vermeiden zu können. Nur so lässt sich die notwendige Infrastruktur für die digitale Zukunft schaffen.

Zum Autor:

Peter Junker ist Diplom-Elektroingenieur und ausgewiesener Experte für den Bau und Betrieb von Rechenzentren. Seit mehr als 14 Jahren ist er beim auf Bau-, Immobilien- und Infrastruktur spezialisierten Beratungsunternehmen Drees & Sommer SE tätig. Dort verantwortet er als Associate Partner den Bereich Data Center. Junker realisierte bereits zahlreiche große Rechenzentrumsprojekte, er unterstützt Unternehmen bei Machbarkeitsstudien, Risikoanalysen, Konzeption und Vorplanung, Lastenheften und Sicherheitskonzepten. Zu seinen Kunden zählen Unternehmen aus Industrie, Finanz- und Energiebranche genauso wie von Forschungseinrichtungen oder aus der Öffentlichen Hand. Sein Schwerpunkt liegt dabei insbesondere darauf, Rechenzentren so zu planen, zu bauen und zu betreiben, dass sie unter Beachtung höchster sicherheitstechnischer Anforderungen ökonomische als auch ökologische Aspekte vereinen. Peter Junker | LinkedIn

Bildquellen: SEBASTIAN KAULITZKISCIENCE PHOTO LIBRARY / Getty, Drees & Sommer