Schwache Bilanz

Tesla-Bulle nach Zahlen zum NASDAQ-Wert: "Kurzfristiges Vertrauen in die Geschichte ist erschüttert"

30.01.24 22:00 Uhr

Tesla-Bulle nach Zahlen zum NASDAQ-Wert: "Kurzfristiges Vertrauen in die Geschichte ist erschüttert" | finanzen.net

Mit seiner jüngsten Quartalsbilanz sorgte der Elektroautobauer Tesla für massive Enttäuschung auf Anlegerseite. Und bei der begleitenden Telefonkonferenz hatten sich die Märkte insbesondere von der Tesla-Führungsebene offenbar ein erwachseneres Verhalten erhofft.

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• Tesla sorgt mit Quartalsbilanz für lange Gesichter
• Auch Telefonkonferenz bringt nicht die erhoffte Klarheit
• Tesla-Bulle senkt Kursziel, Analysten uneins



Mit schwachen Wachstumszahlen und einem deutlicher als erwartet ausgefallenen Gewinneinbruch hat der Elektroautopionier Tesla Anleger und Analysten enttäuscht. Der Umsatz stieg im vierten Quartal im Jahresvergleich um magere drei Prozent auf 25,19 Milliarden US-Dollar und damit weniger als von Experten erwartet. Die Bruttogewinnmarge sackte von 23,8 Prozent auf 18,6 Prozent ab, nur dank einer Steuergutschrift konnte in der Bilanz ein Gewinnrückgang optisch vermieden werden. Der Grund für diese Entwicklung war eine Serie von Preissenkungen in den vergangenen Monaten, mit denen Tesla einerseits auf die zunehmende Konkurrenzlage und andererseits auf auffällige Kaufzurückhaltung der Kunden reagierte.

Besonders negativ wurde aber der Geschäftsausblick aufgenommen. Man erwartet nun ein "deutlich geringeres Umsatzwachstum" für 2024, auf eine Absatzprognose verzichtete Tesla gleich ganz.

Tesla-Bilanz: Telefonkonferenz ernüchternd

Für einen der größten Tesla-Optimisten, Dan Ives vom Analysehaus Wedbush Securities, war die schwache Konzernprognose eine "bittere Pille". In einer Kundenmitteilung, aus der Yahoo Finance zitiert, kritisierte der Experte, dass die Bilanz Anleger "wieder einmal mit minimalen Antworten und vielen Fragen und Frustration" zurückgelassen habe.

Und auch die begleitende Telefonkonferenz brachte offenbar nicht die erhofften Informationen: "Wir haben uns völlig geirrt, als wir erwartet haben, dass Musk und sein Team bei der Telefonkonferenz wie Erwachsene im Raum auftreten und einen strategischen und finanziellen Überblick über die laufenden Preissenkungen, die Margenstruktur und die schwankende Nachfrage geben würden", so Ives weiter.

Statt nähere Informationen zu liefern hätten die Teilnehmer der Konferenz ein weiteres Zugunglück erlebt und eine langfristige Einschätzung von Tesla auf hohem Niveau. Tatsächlich erklärte Tesla, dass das Unternehmen "zwischen zwei großen Wachstumsphasen" feststecke, da es Elektrofahrzeuge der nächsten Generation, völlig selbstfahrende Technologie sowie KI- und Robotik-Angebote entwickle. In diesem Zusammenhang erklärte Konzernchef Elon Musk, es sei "ziemlich wahrscheinlich", dass Teslas 25.000 US-Dollar teures Einstiegs-Elektrofahrzeug bereits Ende 2025 auf den Markt kommen würde. Zu dem geplanten Roboter Optimus lieferte Musk, der mit der Vorstellung einer automatisierten Produktion, bedient durch autonome Roboter, vorgeprescht war, aber nur eine verhaltene Einschätzung: Es könnten wohl im nächsten Jahr erste Roboter gebaut werden, hieß es lediglich.

Tesla-Bulle senkt das Kursziel

Mit Blick auf die Bilanz sprach Dan Ives von einem "dunklen Tag für Tesla" und erklärte, das Unternehmen erlebe aktuell einen entscheidenden Moment, der durchaus den zukünftigen Wert von Musks Flaggschiffunternehmen prägen könne. Das veranlasste den Experten dazu, seine kurzfristige Einschätzung für die Tesla-Aktie zu überdenken. Zwar beließ er die Tesla-Aktie auf "Outperform", das Zwölfmonats-Kursziel passt er aber von 350 auf 315 US-Dollar an. Insbesondere das Fehlen konkreter Margen- und Umsatzprognosen aber auch die Aussichten auf mögliche weitere Preissenkungen bewertete Ives als "Sturm der Kategorie 4" für den Elektroautobauer.

"Unser kurzfristiges Vertrauen in die Geschichte ist erschüttert, aber wir bleiben fest bei unserer langfristigen Bullen-These rund um Tesla und die breitere KI-Geschichte, die sich durchsetzen wird", so das Fazit von Ives. Trotz der Kurszielsenkung glaube er daran, dass die langfristige Wachstumsgeschichte von Tesla immer noch intakt sei und dass die Massenmarkteinführung vollständig autonomer Fahrtechnologie und Elektrofahrzeuge letztendlich die Gewinne des Unternehmens steigern werde.

Analysten reagieren uneinheitlich auf die schwache Bilanz

Während die Reaktion der Anleger auf den enttäuschten Quartalsbericht eindeutig war und die Tesla-Aktie nach den Zahlen deutlich an Wert verlor, haben nicht alle Analysten einheitlich reagiert.

Auch bei der Schweizer Großbank UBS bewertete man die jüngsten Zahlen ernüchternd. Statt einem Kursziel von 229 US-Dollar rechnet Analyst Joseph Spak nun nur noch mit 225 US-Dollar für die Tesla-Aktie, die Einstufung beließ der Experte bei "Neutral" und begründete dies damit, dass es aktuell wenig Gründe gebe, warum Investoren neue Positionen aufbauen oder bestehende aufstocken sollten.

Gordon Johnson, Gründer und CEO von GLJ Research, argumentierte in einer Mitteilung vom Donnerstag, dass Teslas Zahlen für das vierte Quartal zeigten, dass es sich lediglich um ein "angeschlagenes Autounternehmen" handele, nicht aber um das wachstumsstarke Kraftpaket in den Segmenten KI, Robotik und grüne Energie, das Anhänger gern in Tesla sehen würden. Für die Tesla-Aktie behält er unverändert sein "Verkaufen"-Rating bei, das Kursziel, das mit 23,53 US-Dollar rekordverdächtig niedrig ist, behielt er bei. Elon Musk sei "der (erfolgreichste) schäbige Gebrauchtwagenverkäufer der Welt", zitiert Yahoo Finance aus der Kundenmitteilung des Experten.

Jefferies-Analyst Philippe Houchois rechnet unterdessen mit einer verlangsamten Wachstumsdynamik, die wohl die nächsten Jahre des Autobauers prägen werde. Er behielt sein "Halten"-Rating für die Tesla-Aktie bei, das Kursziel liegt bei 225 US-Dollar.

Morgan Stanley bleibt bei seinem "Overweight"-Rating für die Aktie, das Kursziel liegt bei 345 US-Dollar deutlich höher. Dabei betonte der bekannte Analyst Adam Jonas aber auch, dass Tesla möglicherweise mit Abwärtsrisiken zu kämpfen habe, die der Konzern selbst nicht unter Kontrolle habe und verwies dabei auf die Schwierigkeiten, mit denen der breite EV-Markt zu kämpfen habe.

Ein Blick auf TipRanks macht deutlich, wie uneinheitlich Analysten Tesla und die Tesla-Aktie bewerten. Von 33 Analysten haben 12 ein "Buy"-Rating für Tesla, 15 raten zum "Halten", sechs weitere empfehlen den Anteilsschein zu verkaufen. Während das Kursziel von Morgan Stanley am oberen Ende der Analystenspanne liegt, bedient GLJ Research das andere Ende. Durchschnittlich gehen Experten von einem Kursziel von 220,98 US-Dollar und damit davon aus, dass die Tesla-Aktie in den kommenden zwölf Monaten ein Aufwärtspotenzial von 15,74 Prozent besitzt.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Smith Collection/Gado/Getty Images, JOHANNES EISELE/AFP/Getty Images

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