Bank-Aktien: Wie die Institute die Corona-Krise meistern - die Favoriten
Niedrige Zinsen, hohe Digitalisierungskosten und harter Wettbewerb machen deutschen Geldinstituten zu schaffen. Jetzt drohen Kreditausfälle durch die Corona-Krise. Was das für Aktionäre bedeutet.
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von Ralf Witzler, Euro am Sonntag
Teil des Problems waren die Banken in der Finanzkrise. In Corona-Zeiten hingegen waren die Institute bislang Teil der Lösung und hielten die Wirtschaft mit Krediten zahlungsfähig. Doch die Institute wappnen sich, um nicht selbst durch faule Kredite in Schieflage zu geraten. Ab dem Frühjahr wird sich zeigen, wie viele Unternehmen die teils harten Lockdowns und Corona-Maßnahmen nicht überleben - und geliehenes Geld nicht zurückzahlen werden.
Bis 31. Januar 2021 haben etwa deutsche Behörden die Pflicht zur Insolvenzanmeldung unter bestimmten Bedingungen mit dem Ziel ausgesetzt, Unternehmen Zeit zu geben, sich anzupassen. Eine große Insolvenzwelle sollte so vermieden werden. Nach Ansicht hochrangiger Manager in den Frankfurter Bankentürmen hat das gewirkt. "Ich erwarte keinen Kreditausfall-Tsunami", sagt beispielsweise Bettina Orlopp, Finanzchefin der Commerzbank.
Einen Sturm könnten die Lockdowns gleichwohl nach sich ziehen. Der Kreditversicherer Euler Hermes etwa rechnet 2021 für Deutschland mit einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um fünf Prozent. 2022 soll die Zahl der Firmenpleiten dann um 15 Prozent zulegen.
Darauf bereiten sich die Banken vor und gehen nicht ohne Schutz ins aufziehende Unwetter. Um ihre Kreditportfolios zu wappnen, erhöhten etliche Institute ihre Risikovorsorge bereits signifikant. Allein die Deutsche Bank stellte 2020 insgesamt 1,8 Milliarden Euro zurück. Bei der Commerzbank waren es 1,7 Milliarden Euro. Der Nachteil der Maßnahmen: Sie belasten die Ergebnisse. So stockte auch die Aareal Bank jüngst die Risikovorsorge auf und rechnet nun für 2020 mit einem negativen Konzernbetriebsergebnis. Bislang hatte der Immobilienfinanzierer einen Gewinn in Aussicht gestellt.
Ausreichend kapitalisiert
Insgesamt scheinen die genannten Banken angemessen vorbereitet zu sein. "Mit den vorgenommenen Rückstellungen sollten sowohl die Deutsche Bank als auch Commerzbank und Aareal Bank ausreichend kapitalisiert sein, um durch zunehmende Kreditausfälle in den nächsten Monaten nicht in ernste Schwierigkeiten zu geraten", sagt Analyst Andreas Pläsier von Warburg-Research. "Allerdings unter dem Vorbehalt, dass sich die Pandemie nicht doch noch viel schlechter entwickelt, als das zurzeit absehbar ist."
An der Börse sorgte die Verlustankündigung der Aareal Bank auch nur kurzzeitig für sinkende Kurse. Finanzvorstand Marc Heß gelang es schnell, die Aktionäre zu beruhigen: "Unsere starke Kapitalbasis ermöglicht es uns, die Dividendenzahlung wieder aufzunehmen." Das Haus will für das abgelaufene Corona-Geschäftsjahr eine Dividende von 1,50 Euro je Aktie zahlen - vorbehaltlich der Freigabe durch die Bankenaufsicht.
Dabei ist die höhere Risikovorsorge sicher kein Luxus. Denn die Immobilienbank kümmert sich im Kerngeschäft um die Finanzierung gewerblicher Immobilien wie Bürogebäude, Hotels oder Einkaufszentren. Gerade die stehen im Lockdown aber unter besonderem Druck, weil Einnahmen wegbrechen.
Neben dem Finanzierungsgeschäft betreibt die Aareal Bank auch ein relativ krisenfestes Geschäft mit Einlagen von Immobilienunternehmen und vermarktet Software der IT-Tochter Aareon für den Zahlungsverkehr zwischen Mietern und Vermietern. Aareon entwickelt zudem Management-Software für die Wohnungswirtschaft. Das macht das Haus vergleichsweise robust.
Blackbox für Anleger
In einer schwierigeren Lage befindet sich die Commerzbank. Auch sie muss mit den Auswirkungen der Pandemie auf die ausgereichten Kredite zurechtkommen. Zudem befindet sich die Bank seit Längerem im Umbau. Das Institut muss eine neue Strategie entwickeln, um zurück auf den Wachstumspfad zu gelangen. Nach Querelen über den künftigen Kurs der Bank hatten sowohl der Vorstandsvorsitzende als auch der Chef des Aufsichtsrats im Sommer das Handtuch geworfen. Bis zur Neubesetzung konnten kaum weitreichende Entscheidungen getroffen werden, und der Umbauprozess geriet ins Stocken.
Auch etliche andere Führungskräfte verließen die Bank. Seit Anfang des Jahres ist Manfred Knof neuer Commerzbank-Chef und gab gleich zu erkennen, dass er nicht lange zögert, das Institut neu auszurichten. Wenige Tage nach seinem Amtsantritt nahm Knof Abschreibungen von 1,5 Milliarden Euro vor und regelte Zuständigkeiten im Vorstand neu.
"Unser Ziel ist es, die Bank nachhaltig profitabler zu machen", sagt Knof. Klar ist: Die Kosten müssen runter. Herausfordernder wird es aber, die Einnahmenseite zu verbessern. Hoffnungsschimmer ist das Wachstum bei Kunden und Assets. Auch dank der steigenden Nutzung digitaler Kanäle in der Pandemie gewann das Segment allein in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres mehr als 300.000 Kunden. Die Zahl der digitalen Wertpapiertransaktionen verdoppelte sich. Ende Februar sollen Details zur Strategie veröffentlicht werden. Beobachter vermuten, dass Knof noch einmal an der Kostenschraube dreht und den geplanten Stellenabbau sowie die Schließung von Filialen verschärft.
Investmentbanking stützt
Deutschlands größtes Geldhaus ist bei der Neuausrichtung schon einen Schritt weiter. Seit dem Amtsantritt von Christian Sewing als Chef der Deutschen Bank ist das Institut bemüht zu halten, was es verspricht. Nachdem der Kurs der Aktie über Jahre stetig nach unten ging, schien Anfang 2020 die Wende eingeleitet. Dann kam der Einbruch durch die Pandemie. Mittlerweile stehen die Deutsche-Bank-Papiere wieder auf Vorkrisenniveau. Das liegt daran, dass die Bank bei der Konsolidierung vorankommt. Zuletzt präsentierte sie eine Reihe solider Ergebnisse und überzeugte im dritten Quartal mit einem überraschend hohen Gewinn.
Treiber war ausgerechnet das Investmentbanking, das Sewing ursprünglich bei der Neuausrichtung hatte stärker zurückfahren wollen. Aktuell profitiert die Sparte von hoher Volatilität an den Märkten. Die zuletzt guten Zahlen der US-Investmentbanken lassen vermuten, dass auch die betreffende Sparte der Deutschen Bank das Ergebnis im vierten Quartal 2020 gestützt hat. Ohne die Auswüchse der Vergangenheit bildet dieses Geschäft eine belastbare Säule des größten deutschen Instituts.
INVESTOR-INFO
Aareal Bank
Selbstbewusst
Trotz des Verlusts 2020 wegen hoher Rückstellungen fließen der Bank 180 Millionen Euro aus dem Verkauf eines Minderheitsanteils an der IT-Tochter Aareon zu. Mit rund 1700 Mitarbeitern bei Aareon ist die Bank für die digitale Transformation bestens aufgestellt. Der Verkauf von Dienstleistungssoftware bringt zusätzliche Einnahmen, die angekündigte Dividende von 1,50 Euro pro Aktie kündet von Selbstbewusstsein. Für Risikobereite.
Deutsche Bank
Offene Fragen
Die Bank kommt bei der Konsolidierung voran. Das hat zuletzt das dritte Quartal belegt. Das klassische Bankgeschäft bleibt in Zeiten niedriger Zinsen unter Druck, noch ist offen, welche Spuren die Pandemie in der Bilanz hinterlassen wird. Eine Antwort auf die Frage, wie nachhaltig die Erträge im neu aufgestellten Investmentbanking sind, steht ebenso aus. Noch sehen wir die Aktie nicht als Kauf.
Commerzbank
Im Umbau
Die Commerzbank durchlebt herausfordernde Zeiten. Die Unvermeidbarkeit eines weitreichenden Umbaus ist allen Beteiligten klar, auch an Entschlossenheit scheint es nicht zu mangeln. Erste Schritte sind eingeleitet, eine neue Mannschaft ist an Bord. Die Verbesserung der Einnahmenseite wird entscheidend sein. Bislang aber steht ein überzeugendes Restrukturierungskonzept noch aus. Anleger sollten hier noch abwarten.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: SVLuma / Shutterstock.com, Frank11 / Shutterstock.com
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