Rückblick auf Opel Historie

Opel und GM: Eine unendliche Geschichte?

03.03.17 17:20 Uhr

Opel und GM: Eine unendliche Geschichte? | finanzen.net

Seit 88 Jahren gehört die deutsche Traditionsmarke Opel mittlerweile zum amerikanischen Autokonzern General Motors (GM). Nun soll damit jedoch endgültig Schluss sein. Ein Blick auf die Höhen, Tiefen und das voraussichtliche Ende der langjährigen Partnerschaft.

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Wenn Anfang diesen Monats - womöglich sogar noch vor dem Start des Genfer Autosalons am 9. März - der geplante Verkauf von Opel an den französischen Autobauer Peugeot Citroën (PSA) tatsächlich in trockenen Tüchern sein sollte, geht damit für die Deutschen ein turbulentes letztes Kapitel unter dem Dach von General Motors (GM) zu Ende. Denn die amerikanische Konzernmutter hat in den letzten Jahren immer wieder Schritte unternommen, um Opel loszuwerden - und es sich dann im letzten Moment doch noch anders überlegt.

Opel und GM: Eine vielversprechende Partnerschaft - zunächst

Nach Daimler ist Opel der zweitälteste Autobauer aus Deutschland. Das erste Opel-Auto rollte 1899 aus der Fabrik in Rüsselsheim, zuvor machte sich Adam Opel bereits mit Nähmaschinen und Fahrrädern einen Namen. In den 1920er Jahren war Opel nach Verkaufszahlen nicht nur der größte deutsche Autobauer, sondern auch der größte Zweiradproduzent der Welt. Das verdankte der Autobauer seinem besonderen Gespür für Tradition und Innovation: 1924 ließ Opel beispielsweise als erster deutscher Hersteller seine Autos mittels Fließband in Serie produzieren.

Selbstständig blieb Opel jedoch nicht lange: Schon im März 1929 erwarb General Motors 80 Prozent an dem deutschen Autobauer, zwei Jahre später verkauften die Brüder Wilhelm und Fritz von Opel auch die restlichen Anteile an die Amerikaner. Und zunächst erwies sich die neue Partnerschaft auch als Glücksfall: Die Weltwirtschaftskrise ab Ende 1929 überstand Opel dank General Motors recht gut und konnte sogar seine Marktposition festigen. Im Jahr 1936 war Opel nicht mehr nur der größte Autobauer Deutschlands, sondern sogar der größte Fahrzeughersteller Europas. Mehr als 120.000 Autos wurden jährlich produziert.

Bis in die 1970er lief alles blendend, dann ging es langsam bergab. 1998 lag der Marktanteil von Opel bei nur noch 14 Prozent, 1999 wiesen die Rüsselsheimer zum bisher letzten Mal einen Jahresgewinn aus. Und es kam noch schlimmer: Im Jahr 2007 erlitt General Motor mit 38,7 Milliarden Dollar den bis dato größten Verlust der Firmengeschichte. Finanzkrise, hohe Benzinpreise und Verkaufseinbrüche bei zahlreichen Modellen brachten den Konzern immer deutlicher in Schieflage, bis GM schließlich am 1. Juni 2009 in die Insolvenz ging. Auch Opel litt unter einem starken Absatzeinbruch und massiven Verlusten.

GM lässt Deal mit Magna scheitern ...

Um sich vor den Auswirkungen der GM-Insolvenz und einem Stellenkahlschlag im Zuge der Sanierung zu schützen, wollte sich Opel bereits vor Beginn des Insolvenzverfahrens von der amerikanischen Mutter trennen - und fand prompt mehrere Kaufinteressenten. Sowohl der italienische Autokonzern Fiat als auch das chinesische Unternehmen Beijing Automotive Industry Holding (BAIC), der kanadisch-österreichische Automobilzulieferer Magna und der Investor RHJ International zeigten Interesse an Opel. Mitte 2009 fiel eine Grundsatzentscheidung für Magna. Diese machte den Weg frei für eine Kreditbürgschaft von Bund und Ländern, die Opel auch einen Überbrückungskredit in Höhe von 1,5 Milliarden Euro sicherte.

Doch der Verkauf von Opel an Magna wurde zum Drama. General Motors wurde bereits am 10. Juli - nach nur 40 Tagen - wieder aus der Insolvenz entlassen. Der Konzern befand sich nun mehrheitlich im Besitz des amerikanischen Staates - und dachte darüber nach, Opel doch selbst zu behalten. Auch von Seiten der EU-Kommission kam Gegenwind, weil die Milliardenbeihilfen des Staates für Opel nur für den Fall einer Übernahme durch Magna zugesagt wurden. Diese hätten aber laut EU nicht an einen bestimmten Bieter gebunden sein dürfen.

Am 3. November 2009 zerschlug General Motors dann alle Hoffnungen darauf, dass der Verkauf doch noch klappen würde. Der amerikanische Konzern wollte Opel nun doch selbst behalten und sanieren - selbst wenn Opel dafür in die Insolvenz hätte gehen müssen. In der Folge wurden zahlreiche Stellen gestrichen, die meisten davon in Deutschland. Außerdem wurde das Opel-Werk im belgischen Antwerpen geschlossen.

... denkt aber angeblich weiter über Verkauf nach

Nach dem Plan des damaligen Opel-Chefs Nick Reilly sollte der deutsche Autobauer bereits 2011 wieder die Gewinnschwelle erreichen - allerdings nur vor Restrukturierungskosten. General Motors selbst hatte es bereits Ende 2010 wieder aus der Krise geschafft: Das Unternehmen kehrte im November zurück an die Börse und schrieb Milliardengewinne. Auch bei Opel gab es einen kleinen Lichtblick: Im zweiten Quartal 2011 stand tatsächlich wieder ein Gewinn in den Büchern. Im Gesamtjahr blieb es jedoch weiterhin bei roten Zahlen. Reilly hatte sein Ziel also verfehlt. Darüber hinaus gab es im Juni 2011 wieder neue Verkaufsgerüchte. Angeblich wollte GM Opel jetzt doch abstoßen. Erst Wochen später dementierten die Amerikaner entsprechende Pläne.

Opel schaltet wieder einen Gang hoch

Mit Karl-Thomas Neumann übernahm im März 2013 schon der achte Chef seit dem Jahr 2000 das Steuer bei Opel - und schaffte es tatsächlich, das angestaubte Image durch eine neue Marketingstrategie wieder aufzupolieren. 2016 schrieb Opel zum ersten Mal seit 2011 wieder einen Gewinn im Quartal und sogar auch im Halbjahr. Im Gesamtjahr reichte es zwar - zum 17. Mal in Folge - wieder nicht für schwarze Zahlen, aber Opel scheint aktuell endlich wieder auf dem richtigen Weg zu sein. Der Absatz stieg 2016 um sechs Prozent und der Marktanteil von Opel in Europa liegt wieder bei rund sieben Prozent. Das ist das beste Ergebnis seit Jahren.

Opel-Verkauf an PSA könnte Arbeitsplätze kosten - trotz Jobgarantie

Trotz des Silberstreifens am Horizont will General Motors Opel nach 88 Jahren Konzernzugehörigkeit nun einmal mehr verkaufen, und dieses Mal scheinen die Pläne wirklich ernst gemeint zu sein. So warb beispielsweise GM-Chefin Mary Barra im Februar 2017 persönlich bei Opel für einen Verkauf an den französischen Autokonzern Peugeot Citroën (PSA). Beide Autobauer arbeiten bereits seit 2012 bei verschiedenen Projekten zusammen. Ein gemeinsames Unternehmen könnte in Europa mit einem Marktanteil von aktuell 16,7 Prozent zur Nummer zwei hinter Volkswagen aufsteigen.

Obwohl eine Partnerschaft also aussichtsreich wäre, ist aber auch ein bisschen Skepsis angebracht. PSA hat zwar angekündigt, Opel auch nach der Übernahme als selbstständiges Unternehmen zu führen und bestehende Verträge und Zusagen einzuhalten, dennoch gibt es berechtigte Ängste vor einem Jobabbau in Deutschland. Denn laut Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sind Stellenstreichungen der einzige Kostenhebel, um die Profitabilität des neuen Konzerns zu erhöhen. Außerdem würde es in dem neuen Unternehmen viele Abteilungen unnötigerweise doppelt geben - die überflüssigen Bereiche zu streichen, ist da naheliegend. Besonders gefährdet sind laut Experten das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim sowie die Werke in Eisenach und Kaiserslautern. PSA hat sich zwar zu der bestehenden Jobgarantie bekannt, die gilt aber nur bis Ende 2018. Ab 2019 könnten also tausende Stellen bei Opel wegfallen. Vorausgesetzt natürlich, GM verkauft dieses Mal auch wirklich - und macht nicht wieder in letzter Sekunde einen Rückzieher.

Redaktion finanzen.net

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13.02.2019General Motors BuySeaport Global Securities
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10.10.2022General Motors NeutralUBS AG
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11.09.2018General Motors NeutralGoldman Sachs Group Inc.
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06.02.2018General Motors SellGoldman Sachs Group Inc.
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06.03.2017General Motors SellJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)

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