ROUNDUP: Viele sehen in Jobwahl Grund für Gender Pay Gap
BERLIN (dpa-AFX) - Viele Menschen sehen die unterschiedliche Berufswahl von Männern und Frauen als Grund für die Lohnlücke zwischen beiden Geschlechtern. Das geht aus einer neuen YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur hervor.
Demnach sehen 46 Prozent der Männer die Jobwahl als entscheidenden Faktor dafür, dass Männer im Schnitt mehr verdienen. Bei den Frauen sehen dies mit 34 Prozent deutlich weniger Befragte so. Als Ursache nannten einige, dass die von Frauen geleistete Care-Arbeit zu Hause ihre Berufswahl beeinflusse.
Aus Sicht der Befragten spielt vor allem die Familiengründung eine entscheidende Rolle: Rund die Hälfte (50 Prozent Männer, 53 Prozent Frauen) geben Teilzeitarbeit und Karriereunterbrechungen als Faktor für den Lohnunterschied an.
Deutlich mehr Frauen als Männer sind hingegen der Meinung, dass Geschlechterstereotypen und gesellschaftliche Erwartungen dazu führen, dass Männer durchschnittlich besser verdienen (45 und 34 Prozent). Auch Diskriminierung am Arbeitsplatz spielt für die Befragten eine Rolle (Männer 21 Prozent, Frauen 30 Prozent).
Für die repräsentative Umfrage wurden Anfang März gut 2.000 Menschen online befragt.
Mehrheit für mehr gesetzliche Maßnahmen
58 Prozent halten demnach mehr gesetzliche Maßnahmen für nötig, um die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zu verringern - mit 69 Prozent der Frauen und 47 Prozent der Männer ist hier jedoch ein Ungleichgewicht gegeben.
Bei der Frage, welche Maßnahmen helfen könnten, herrscht mehr Einigkeit: 56 Prozent der Männer und 64 Prozent der Frauen befürworten die Förderung von Teilzeit- und flexiblen Arbeitsmodellen. 57 Prozent sind für staatliche Förderung von Kinderbetreuung und etwas mehr als die Hälfte für eine Erhöhung des Mindestlohns.
Der englische Ausdruck Gender Pay Gap beschreibt das geschlechtsspezifische Lohngefälle, also den Unterschied in der Bezahlung von Männern und Frauen. Frauen haben 2024 in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts pro Stunde durchschnittlich 16 Prozent weniger verdient als Männer. Damit schrumpfte die Lohnlücke erstmals seit 2020. Der Aktionstag Equal Pay Day soll auf den Verdienstabstand zwischen den Geschlechtern aufmerksam machen.
Viele Faktoren für unterschiedliche Bezahlung
Dem Statistischen Bundesamt zufolge haben Männer 2024 durchschnittlich 26,34 Euro pro Stunde verdient und damit 4,10 Euro mehr als Frauen. Knapp zwei Drittel der Lohnlücke erklären die Statistiker mit höheren Teilzeitquoten bei Frauen und geringeren Gehältern in Berufen, die Frauen typischerweise ergreifen. Es bleibt ein bereinigter Lohnabstand von 1,52 Euro oder rund 6 Prozent des Brutto-Stundenlohns ohne eindeutige Erklärung./mah/als/DP/jha