Widerstand gegen Preiskrieg: NASDAQ-Wert Rivian plant keine Preissenkungen für seine E-Fahrzeuge
Ausgelöst durch Preissenkungen des Elektroautopioniers Tesla tobt aktuell ein Preiskrieg in der Branche, der viele Hersteller dazu zwingt, ihre E-Fahrzeuge ebenfalls günstiger anzubieten. Doch Tesla-Konkurrent Rivian will dabei nicht mitmachen. Wie der Chef des Startups betonte, wolle man seine Preise weiterhin unverändert auf hohem Niveau belassen.
Werte in diesem Artikel
• Rivian plant keine Preissenkungen
• Kundennachfrage laut CEO RJ Scaringe ungebrochen
• Rivian zielt auf Gewinn ab, nicht auf großes Volumen
Der Wettbewerb auf dem Markt für Elektroautos nimmt stetig zu. Nicht nur, dass viele etablierte Automobilkonzerne mehr und mehr auf E-Mobilität setzen, seit einigen Monaten versucht außerdem auch Tesla, der Platzhirsch der Branche, sich durch aggressive Preissenkungen Marktanteile zu sichern. So hatte der Elektroautobauer beispielsweise in den USA allein in diesem Jahr sechs Mal die Preisschraube weiter nach unten gedreht. Zuletzt hob Tesla die Preise zwar wieder an, allerdings nur minimal im Vergleich zu den vorherigen Preissenkungen.
Mehrere Konkurrenten sind in den vergangenen Monaten dem Beispiel des US-Elektroautobauers gefolgt und haben ihre Preise ebenfalls reduziert. Nicht so jedoch Rivian. Das Elektroauto-Startup unter der Leitung von CEO RJ Scaringe hielt weiter an seinen hohen Preisen fest. Das bedeutet, für den Elektro-Pickup-Truck R1T müssen Kunden mindestens 73.000 US-Dollar hinlegen, für den E-SUV R1S sind mindestens 78.000 US-Dollar fällig. Auch in Zukunft soll sich an diesem hohen Preisniveau nichts ändern - trotz der starken Konkurrenz.
Rivian legt Fokus auf höherpreisige Modelle mit Premium-Ausstattung
Bereits zu Beginn des Jahres sagte Rivian-CEO RJ Scaringe laut "Automotive News", dass sich das Startup aufgrund des robusten Auftragsbestands und des Gesamtwerts seiner Fahrzeuge auf dem aktuellen Preisniveau dem aktuellen Preiskampf nicht anschließen werde. "Wir sind von dem Wertversprechen dessen, was wir zu unserem heutigen Preisniveau liefern, überzeugt", so Scaringe im Februar. Außerdem sei der Auftragsbestand von Rivian "sehr robust" und es werde wohl bis 2024 dauern, diesen abzuarbeiten.
Diese Haltung bestätigte der Rivian-CEO auch kürzlich in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur "Reuters". "Wir sehen eine Nachfrage seitens der Kunden nach dem, was wir bauen", so Scaringe, der sich weiterhin zuversichtlich zeigte, dass Rivian seine Preise auch in Zukunft beibehalten könne. So setze sich das Startup durch die extra große Batterie, eine bessere Performance und weitere Premium-Features von der Konkurrenz ab. Eigenschaften, die den hohen Preis rechtfertigen würden. "Das sind Flaggschiffprodukte", erklärte Scaringe mit Blick auf den R1T und R1S gegenüber "Reuters" weiter. "Das sind die Produkte, die unsere Marke aufbauen. Sie sind nicht dazu gedacht, Hunderttausende Einheiten zu verkaufen". Entsprechend müssen auch keine Käufermassen durch tiefere Preise angezogen werden.
Rivians Strategie ähnelt insgesamt der von Tesla
Offenbar haben die Rivian-Kunden bislang auch kein Problem mit dem hohen Preisniveau und greifen weiter zu: Der Umsatz von Rivian schnellte im ersten Quartal 2023 kräftig nach oben. Somit spiegelt die aktuelle Preisstrategie das Kaufverhalten der Kunden wider. Auch Rivian-CFO Claire Rauh McDonough präsentierte laut "Teslarati" jüngst Daten, wonach die überwiegende Mehrheit der Käufer nicht einmal die günstigste Ausführung der Fahrzeuge wähle, sondern sich für noch höherpreisige Varianten entscheiden würde. Entsprechend hoch liegt der durchschnittliche Verkaufspreis (ASP) aller Rivian-Fahrzeuge. "Angesichts der uns vorliegenden Daten zum Kundenverhalten sehen wir als Gesamtergebnis eine anhaltende Aufwärtsbewegung der ASPs", sagte RJ Scaringe gegenüber "Reuters", ohne einen konkreten ASP-Wert zu nennen.
"Wir werden eine günstigere Variante anbieten, aber nicht unbedingt niedrigere Preise für die Dinge, die wir heute anbieten", stellte Scaringe im Gespräch mit der Nachrichtenagentur zudem in Aussicht. Voraussichtlich 2026 sollen laut "Reuters" die ersten Fahrzeuge der R2-Familie auf den Markt kommen, mit denen dann der Massenmarkt ins Visier genommen wird. Somit verfolgt Rivian eine ähnliche Strategie wie der große Rivale Tesla, der ebenfalls zuerst das Premiumsegment bedient hatte, bevor mit dem Model 3 das erste, etwas erschwinglichere E-Auto auf den Markt kam. Tatsächlich hat der Konzern um Elon Musk in den letzten Monaten auch vor allem bei seinen günstigeren Modellen Model 3 und Model Y die Preise reduziert - also in einem Segment, in dem Rivian noch gar nicht aktiv ist. Womöglich fühlt sich das E-Startup auch deshalb nicht dazu gedrängt, Teslas Beispiel zu folgen.
Hohe Preise wohl für Gewinnerzielung notwendig
Zudem hat Rivian auch ein klares Ziel formuliert: Im Jahr 2024 will das Startup erstmals einen Bruttogewinn erzielen. Die hohen Preise dürften ein entscheidendes Mittel sein, um dieses Ziel zu erreichen. Auch deutliche Kostensenkungen sowie Produktionssteigerungen sollen Rivian profitabel machen. Im Jahr 2023 will das Unternehmen nach offiziellen Angaben 50.000 Fahrzeuge produzieren, intern seien sogar noch höhere Zahlen genannt worden. Doch ein wirklich großes Absatzvolumen dürfte für Rivian momentan eher zweitrangig sein, im Mittelpunkt steht klar der Gewinn.
Das sagen Analysten zu Rivians Preisstrategie
Die Analysten sind sich offenbar nicht sicher, wie sie die Strategie von Rivian im Hinblick auf die Fahrzeugpreise bewerten sollen. Während Orwa Mohamad, Analyst beim Investmentforschungsunternehmen Third Bridge, laut "Reuters" warnte, dass Konkurrenten "schnell an Dynamik auf dem Markt gewinnen" und Rivian abhängen könnten, forderte Elliot Johnson, Chief Investment Officer bei Evolve ETFs, sogar noch höhere Preise. "Ich halte es für verrückt, die Preise nicht zu erhöhen, einfach weil sie jetzt mehr Nachfrage als Angebot haben", zitiert die Nachrichtenagentur Johnson. Allerdings glaubt auch er nicht, dass Rivian seine Fahrzeuge für immer so teuer anbieten wird. "Die Preise werden auf jeden Fall sinken, wenn mehr Skaleneffekte möglich sind und es mehr Konkurrenz gibt", so Johnson weiter.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: David Becker/Getty Images, Michael Vi / Shutterstock.com
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