Auch ifo-Institut senkt Wachstumsprognosen
Das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung hat seine Prognosen für das deutsche Wirtschaftswachstum wie zuvor bereits mehrere andere Institute gesenkt und fürchtet eine Rezession in Deutschland.
Für 2019 erwarten die Münchener Forscher nach eigenen Angaben nun nur noch ein Wachstum von 0,5 Prozent statt bisher 0,6 Prozent. Für 2020 senkten sie die Prognose auf 1,2 Prozent von 1,7 Prozent, bereinigt um die vielen Arbeitstage seien es sogar nur 0,8 Prozent. Für 2021 veranschlagen die Forscher eine Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 1,4 Prozent.
"Der deutschen Wirtschaft droht eine Rezession", sagte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Die Schwäche in der Industrie breite sich "wie ein Ölfleck nach und nach in andere Wirtschaftszweige aus, wie beispielsweise in die Logistik, die zu den Dienstleistern zählt". Der Ausblick sei mit hohen Unwägbarkeiten verbunden. So unterstellten die Ökonomen, dass ein harter Brexit oder eine Eskalation des US-Handelskrieges ausblieben.
Nach dem Schrumpfen der Wirtschaft im zweiten Vierteljahr um 0,1 Prozent rechnet das ifo-Institut den Angaben zufolge mit ebenfalls minus 0,1 Prozent im dritten Quartal. "Das wäre dann eine technische Rezession", konstatierte Wollmershäuser. Eine leichte Erholung im vierten Quartal und die starken plus 0,4 Prozent aus dem ersten Vierteljahr dürften dann plus 0,5 Prozent für das Gesamtjahr bedeuten.
Schwäche hinterlässt Spuren am Arbeitsmarkt
Der Abschwung sei durch eine Reihe weltpolitischer Ereignisse ausgelöst worden, die eine über Jahrzehnte gewachsene, globale Wirtschaftsordnung in Frage stellten. "Die Konjunkturschwäche hat ihre Spuren mittlerweile auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen", betonte Wollmershäuser. Während die Beschäftigung in der Industrie bereits seit dem Frühjahr sinke, sei der bislang kräftige Zuwachs bei den privaten Dienstleistern und im Baugewerbe im Sommer zum Erliegen gekommen.
Die Arbeitslosigkeit steige bereits den vierten Monat in Folge, und der Anteil der Unternehmen, die Kurzarbeit angemeldet hätten, habe deutlich zugenommen. Für 2020 erwartet das Institut einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen auf 2,313 Millionen von 2,275 Millionen in diesem Jahr. 2021 soll die Zahl aber auf 2,262 Millionen sinken. Die Arbeitslosenquote soll 2019 bei 5,0 Prozent, 2020 bei 5,1 Prozent und 2021 dann wieder bei 5,0 Prozent liegen.
Die Konjunktur stützten die hohen Einkommenszuwächse der privaten Haushalte, die aus kräftigen Tariflohnsteigerungen und einer Ausweitung der staatlichen Transfer-Leistungen stammten. Die Ökonomen prognostizieren eine Zunahme der privaten Konsumausgaben um 1,3 Prozent in diesem Jahr, 1,1 Prozent im kommenden und erneut 1,3 Prozent im Jahr 2021. Die Bruttoanlageinvestitionen sollen 2019 um 2,6 Prozent zunehmen und in den beiden nachfolgenden Jahren um jeweils 2,0 Prozent wachsen.
Zudem erwartet das ifo-Institut eine Zunahme der Exporte um 1,5 Prozent in diesem Jahr, aber 3,8 Prozent im Jahr 2020 und 3,2 Prozent im Jahr 2021 und der Importe um 2,9 Prozent dieses Jahr, 4,3 Prozent nächstes und 3,7 Prozent übernächstes Jahr. Der Finanzüberschuss des Staates wird nach der Prognose von 45,8 Milliarden Euro in diesem Jahr über 23,1 Milliarden im kommenden auf 18,6 Milliarden 2021 abschmelzen.
MÜNCHEN/BERLIN (Dow Jones)
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