Regulierungswahnsinn

Alibaba-Gründer Jack Ma sorgt sich um Europa

20.05.19 19:07 Uhr

Alibaba-Gründer Jack Ma sorgt sich um Europa | finanzen.net

In der EU ist alles genau geregelt. Wie weit eine Gurke gekrümmt sein darf etwa, welche Leistung Staubsauger haben dürfen oder wie viel Wasser aus dem Duschkopf kommen darf. Alibaba-Gründer Jack Ma sieht in diesem Regulierungswahnsinn ein großes Problem.

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"Ich sorge mich um Europa", äußerte er auf der Technologiekonferenz VivaTechnology vergangene Woche in Paris, da Europa sich Sorgen wegen technologischer Neuheiten mache. "Ich sorge mich um die Sorgen Europas. Afrika macht sich keine Sorgen. Asien macht sich keine Sorgen. Worüber sorgen sie sich überhaupt?", fügte er an und gab damit seine Meinung kund, was er von all den Regulierungen und den Gesetzen halte, die die EU für ihre Mitgliedsländer festlegt.

Technische Regulierungen beschneiden Innovationskraft

Denn der 55-Jährige geht davon aus, dass zu viele Regulierungen gerade im technischen Bereich wichtige Innovationen beschneiden. Wer in Europa versuche, etwas Neues zu schaffen, sei direkt mit Regeln und Gesetzen konfrontiert, die ihm dies verbieten oder jenes nur einschränkend erlauben. In China sei die Mentalität eine ganz andere.

Chinesische Unternehmen "lösen Probleme und machen sich dann Gedanken über Regeln und Gesetze", so Ma. "Alles was sie [die Europäer, Anm. d. Red.] tun, ist voll mit Regeln und Gesetzen. Und egal, worüber sie nachdenken, sie fangen an, sich Sorgen zu machen. Wenn sie sich Sorgen machen, dann machen sie Regeln und Gesetze."

Europa könnte hinter China und den USA zurückfallen

Diese Mentalität und Herangehensweise sieht Ma auch als einen Grund dafür, warum die EU bei technischen Neuheiten immer mehr gegenüber der starken Konkurrenz aus China und den USA zurückfalle. So dominiert beispielsweise der US-amerikanische Autobauer Tesla den westlichen Markt von Elektrofahrzeugen und sticht damit traditionelle deutsche Autohersteller wie Volkswagen, BMW oder AUDI aus, die den "Trend" lange verschlafen haben und erst nach und nach massenmarkttaugliche E-Modelle vom Band rollen lassen.

Und China macht dem Rest der Welt mit seiner umfangreichen "Made in China 2025"-Initiative, die verstärkte Investitionen in Innovationen und die Förderung von Schlüsseltechnologien beinhaltet, ebenfalls Beine.

Wer die Technologie als Problem sieht, macht sich damit ein Problem

Wenn man die technologische Revolution als ein Problem sehe, bemerkt Ma weiter, dann tue es ihm leid, sagen zu müssen, dass das Problem genau in diesem Moment begonnen habe. Wer die technologische Revolution aber begrüße, annehme, als Chance sehe, der bekomme mit ihr und durch sie auch eine Chance.

Gerade im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) sei die Herangehensweise der EU viel zu ängstlich und sorgenerfüllt. Derzeit testet eine unabhängige europäische Expertengruppe der EU-Kommission Vorschläge zu ethischen Leitlinien bezüglich KI in der Praxis. Auch hier verfolgt die EU demnach den Ansatz, vor dem breit gestreuten Einsatz von Künstlicher Intelligenz zunächst einmal die ethischen Grenzen abzustecken und hat damit einen erst einmal negativen Blick auf die Technologie.

"Wir nutzen Künstliche Intelligenz, um böse Jungs zu schnappen"

Ma geht da ganz anders ran. Für ihn ist KI eine super Chance, die sich in vielen Unternehmensbereichen einsetzen lässt - und eben vor allem für positive Zwecke. Bei Alipay, der Bezahlplattform Alibabas, beispielsweise, würde KI im Zusammenspiel mit Maschinellem Lernen dazu genutzt, Betrüger aufzuspüren. Die negativen Möglichkeiten, die die Technologie eröffnet, tut er damit ab. "Böse Jungs nutzen Künstliche Intelligenz, um böse Sachen zu machen, wir nutzen Künstliche Intelligenz, um böse Jungs zu schnappen."

Mit seinen Aussagen hat Ma bestimmt nicht ganz unrecht. Allerdings ist die Mentalität in China allgemein eine ganz andere als in den Staaten, die zur EU gehören. Für die Chinesen mag die Herangehensweise an technische Neuerungen funktionieren, doch in der EU gibt es nicht ohne Grund (zu) viele Regeln und Gesetze.

Redaktion finanzen.net

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