Konkurrenz durch NIO & Co. immer größer: Bekommt Tesla Probleme in China?
China ist einer der wichtigsten Märkte für den Elektroautobauer Tesla. Während der Pandemie hat das Reich der Mitte für ein Fünftel der Gesamtumsätze gesorgt. Doch die Luft wird für Tesla zunehmend dünner, denn die Chinesen haben beim Elektroautokauf die Qual der Wahl.
Werte in diesem Artikel
• China bleibt wichtiger Absatzmarkt für Tesla
• Konkurrenz im Land der Mitte groß
• Teslas Qualitätsprobleme könnten entscheidend sein
Teslas Model 3 ist das meist verkaufte Elektroauto der Welt. Auch in China erfreut sich das günstige Fahrzeug der Tesla-Modellpalette großer Beliebtheit und hat im Jahr 2020 zahlreiche neue Käufer gefunden. Doch der Elektroautopionier aus Amerika ist längst nicht mehr allein auf weiter Flur, die Konkurrenz macht zunehmend Boden gut und ist dem Unternehmen von Elon Musk dicht auf den Fersen.
Insbesondere auf dem chinesischen Markt sind mit NIO, Lucid Motors, Li Auto oder XPeng ambitionierte Elektroautobauer unterwegs, die für heimische Kunden Fahrzeugalternativen zu den Tesla-Modellen bieten.
Preis und Reichweite als entscheidende Faktoren
Dabei treffen einige der chinesischen Tesla-Rivalen offenbar den Nerv ihrer Kunden. Denn für potenzielle Autokäufer im Land der Mitte gibt es diverse Kriterien, die sie bei ihrer Kaufentscheidung für ein Elektrofahrzeug berücksichtigen. Einige davon hat CNBC auf Basis von Anekdoten aus Gesprächen mit chinesischen Fahrzeuginteressenten gesammelt.
Demnach sei es für chinesische Elektroautointeressenten wichtig, dass das neue Fahrzeug in den Punkten Preis und Reichweite überzeuge könne, schreibt der Nachrichtensender. So habe sich ein chinesischer Autokäufer bewusst für ein Fahrzeug aus der Modellpalette von Li Auto entschieden, da der Kaufpreis am Ende deutlich günstiger ausgefallen sei als etwa bei einem Fahrzeug von NIO.
Der Preis sei unterdessen für einen anderen Kunden gerade der Grund gewesen, sich für eine NIO ES6 zu entscheiden, denn er hatte diesen in Relation zu dem deutlich teureren Lexus RX gestellt.
Neben dem Preis für ein Elektrofahrzeug ist für chinesische Kunden auch die Reichweite ein wichtiger Grund für eine Kaufentscheidung. Das habe einen Käufer CNBC zufolge dazu bewogen, sich für einen Li Xiang One zu entscheiden, der zusätzlich zu seinem Elektromotor noch mit einem Ottomotor ausgestattet ist, der die Reichweite verlängert.
Mit ihren Wünschen nach einem günstigen Preis und einer großen Akkureichweite stehen chinesische Käufer nicht alleine da, diese beiden Kriterien sind für viele Elektroautointeressenten weltweit kaufentscheidend. Tesla liegt bei beiden Punkten nicht an der Spitze, kann aber zumindest mit der Konkurrenz mithalten - insbesondere nachdem der Preis für de Model 3 in China deutlich nach unten angepasst wurde und das US-Unternehmen zudem kontinuierlich an der Steigerung der Akkureichweite arbeitet.
Konkurrenz mit teils anderer Strategie
Doch in China sieht sich NIO nicht nur zunehmender Konkurrenz ausgesetzt, die Rivalen verfolgen auch teils andere Geschäftsansätze als der US-Konzern. So setzt NIO voll auf seine Batterietausch-Technologien, die dafür sorgen, dass das Unternehmen nicht nur einmalig beim Verkauf eines Fahrzeuges Geld in die Kassen bekommt, sondern über regelmäßige, wiederkehrende Einnahmen verfügt. Tesla setzt unterdessen nicht auf den Austausch von Batterien, sondern auf die Entwicklung langlebigerer Akkus.
Ein Vorteil für NIO, denn für Fahrzeuge mit Batteriewechseltechnologie gelten in China Sonderregeln: Sie werden auch dann durch staatliche Subventionen gestützt, wenn sie die von der Regierung festgelegte Preisgrenze überschreiten. So kann NIO Premiumfahrzeuge auf den Markt bringen, bei denen Kunden trotzdem von Subventionen profitieren können.
Li Auto hat zwar bislang nur ein Fahrzeug auf dem Markt, kann hier aber durch den eingebauten Reichweite-verlängernden Kraftstoffmotor mit einem besonderen Ansatz punkten. Ein Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeuge hat Tesla nicht im Sortiment. Mit diesem Ansatz kann Li Auto daher eine Marktlücke bedienen, in der sich Käufer finden lassen, die herkömmliche Antriebsformen nicht vollständig zugunsten von Elektromobilität aufgeben wollen.
Xpeng daneben könnte Tesla auf anderer Ebene gefährlich werden, denn das Unternehmen konzentriert sich insbesondere auf seine Technologie zum autonomen Fahren, was zuletzt einen Analysten der Deutschen Bank dazu veranlasst hatte, die Aktie bullish zu bewerten. Auch Tesla arbeitet an Fahrassistenzsystemen, stößt aber insbesondere in regulatorischer Hinsicht immer wieder auf Hürden. Xpeng soll dem Analysten zufolge in diesem Bereich die Nase vorn haben. Der Konzern verfüge über die "beste verfügbare Funktion für autonomes Fahren". Das System sei so konzipiert worden, "dass es bei widrigen Wetterbedingungen, komplexen Straßen und ohne GPS-Signal funktioniert".
Lucid Motors, ein weiterer chinesischer Elektroautobauer, drängt unterdessen mit einem Konkurrenten zu Teslas Model S auf den Markt. Den US-Rivalen schlägt Lucids E-Limousine "Air" eigenen Angaben zufolge in Sachen Reichweite und Leistung, und soll Mitte des Jahres auf den Markt kommen. Auch günstigere Varianten seines Fahrzeuges plant Lucid für den Markteintritt noch 2021. Pikant: Bei Lucid sind einige Ingenieure tätig, die zuvor bei Tesla angestellt waren.
Wird die Luft für Tesla in China dünn?
Angesichts der zahlreichen Elektroautobauer, die in China auf den Markt drängen, könnte Teslas Vormachtstellung in der Region schon bald in Gefahr geraten. Denn nachdem das Unternehmen hier in kürzester Zeit eine Gigafactory hochgezogen hat, kamen zunehmend Beschwerden über die Qualität dort produzierten Tesla-Fahrzeuge auf, die staatlichen Behörden nahmen die Beschwerden, die sogar zu einem Fahrzeugrückruf im Land der Mitte führen, ernst und nahmen den US-Konzern ins Gebet. Tesla-Chef Musk räumte Qualitätsprobleme selbst kürzlich selbstkritisch ein, betonte aber, diese seien überwunden. Möglicherweise hat der Ruf von Tesla angesichts der zahlreichen Optionen, die chinesische Elektroautokonkurrenten haben, aber bereits empfindlich gelitten.
Wie empfindlich, das wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Katherine Welles / Shutterstock.com, Scott Olson/Getty Images
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