Warren Buffett - Der Aufstieg der Investorenlegende
Warren Edward Buffett wurde am 30. August 1930 als Sohn von Howard und Leila Buffett geboren - zu einer Zeit, in der viele Familien vor einer unsicheren Zukunft standen.
1932, als die Depression Warrens Heimatstadt Omaha in Nebraska, traf, verlor sein Vater seinen Job als Wertpapierhändler für eine lokale Bank. Doch Howard Homan Buffett war einfallsreich und gründete bald seine eigene Investment-Firma. Die Erträge waren jedoch dürftig. Selbst das Essen war zeitweise knapp im Hause Buffett. Diese schwierige Phase hinterließ einen bleibenden Eindruck auf Warren Buffett.
Unternehmer-DNA
Es dauerte nicht lange, bis sich Warrens Interesse an Investitionen und Unternehmertum offenbarte, und er freute sich stets auf die Besuche im Büro seines Vaters. Als Warren zehn Jahre alt war, nahm Howard ihn mit auf eine aufregende Geschäftsreise nach New York, wo sie auch die Wall Street besuchten.
Ein Jahr später, als er elf Jahre alt war, machte Warren seinen ersten Gewinn, indem er zusammen mit seiner Schwester Doris Aktien kaufte und verkaufte. Um sich diese Aktien leisten zu können, hatte Warren im Vorfeld viele unternehmerische Aktivitäten unternommen: Er durchstreifte beispielsweise den lokalen Golfplatz, um verlorene Golfbälle zu sammeln und sie dann an den Besitzer zurück zu verkaufen. Im Alter von 14 Jahren war Warren als Zeitungsbote für fünf verschiedene Routen verantwortlich. Jeden Morgen stand er früh auf, lieferte Zeitungen aus und nahm Abo-Gebühren ein. Nachdem er jeden Cent eingespart hatte, kaufte Warren 40 Morgen Land für 1.200 US-Dollar. Er war damals noch keine 15 Jahre alt. Auch in der Schule war er erfolgreich. Er schloss unter den besten drei Prozent seines Jahrgangs ab und schrieb sich an der Wharton School of Finance and Commerce in Pennsylvania ein, wo seine Liebe zum Geld weiter wuchs…
Der Aufstieg von Berkshire Hathaway
Im Jahr 1839 begann Berkshire Hathaway als Textilhersteller. Die Geschäfte liefen rund 120 Jahre recht gut. Doch in den frühen 1960er Jahren verloren die amerikanischen Textilunternehmen viel Umsatz an die billigeren Produzenten aus Asien und Lateinamerika. Als Buffett 1962 anfing, Berkshire-Aktien zu kaufen, lag ihr Kurs bei 7,60 US-Dollar. Doch Buffett machte seine Hausaufgaben, errechnete den Inneren Wert von Berkshire nach den strengen Prinzipien des Value Investing und erkannte, dass das Unternehmen bei 16,50 US-Dollar pro Aktie gehandelt werden müsste. Dies machte Berkshire Hathaway zu einem erstaunlichen Schnäppchen, das er nicht verpassen konnte und wollte. Er erwarb also jede Berkshire-Aktie, die er in die Finger bekommen konnte, und wurde schließlich Mehrheitsaktionär. Als Holding dient Berkshire Hathaway Warren Buffett bis heute, um erfolgreiche Unternehmen zu kaufen und noch größer zu machen.
Auf der Erfolgswelle
1979 übertraf Buffett bei weitem den Dow Jones Industrial Average. 1980 starb sein langjähriger Mentor Benjamin Graham und Buffett konzentrierte sich fortan nicht mehr auf kleine, unterbewertete Unternehmen, wie es Graham ihm stets geraten hatte. Buffett kaufte große, bekannte Unternehmen wie die Washington Post und die Versicherungsgesellschaft Geico. Doch obwohl er Grahams Methode entwachsen war, nutzte er das Prinzip weiterhin. Anstatt sich bei der Berechnung des Inneren Wertes einer Aktie allein auf die finanziellen Vermögenswerte des Unternehmens zu verlassen, erweiterte er nun seinen Blick auf die gesamte Marke. Seine Fähigkeit, große Investitionen zu tätigen, verbunden mit dem aggressiven Markt der 1980er Jahre, verschaffte Buffett großartige Renditen.
Im Jahr 1980 verpflichtete sich der neu gewählte US-Präsident Ronald Reagan, der angeschlagenen US-amerikanischen Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen. Zu diesem Zweck senkte Reagan die Zinssätze. Dank der niedrigen Zinsen wurden Aktien nun wieder attraktiver für die Käufer, und der Dow Jones Index sprang auf ein neues Rekordhoch. Obwohl nichts davon Buffetts geduldige Anlagephilosophie änderte, erntete seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway die Früchte: Der Dow ging durchs Dach, und Berkshires Aktie stieg gleich mit. Ende 1983 wurde das Papier zu 1.310 US-Dollar gehandelt. Buffetts Nettovermögen stieg im Laufe von nur vier Jahren auf 620 Millionen US-Dollar.
Ein Leben in Saus und Braus?
Während seines ganzen Lebens hat Buffett bequem in dem bescheidenen Haus gewohnt, das er für 31.500 US-Dollar gekauft hat, als er 27 Jahre alt war. Aber das ist nur einer der vielen Aspekte, in denen Buffett sich dem Milliardär-Stereotyp widersetzt.
Buffett konnte sich auch nie mit der amerikanischen Idee von der Eliteklasse anfreunden. Selbst in den frühen 1960er Jahren, als die Segregation noch weit verbreitet war, trotzte er vielen seiner Kollegen, als er den örtlichen Rotary Club boykottierte. Denn dieser hatte sich geweigert, nicht-weiße Mitglieder aufzunehmen.
Und im Gegensatz zu vielen wohlhabenden Bürgern hat sich Buffett gegen Steuersenkungen für die Reichen - oder, wie er es nennt, "Wohlfahrt für die Reichen" - ausgesprochen, obwohl solche Steuersenkungen seinen eigenen Finanzen zugutekommen würden. Seit Ende der 1920er Jahre bereits versucht Buffett, herauszufinden, was er mit seinem Reichtum anfangen soll, da er keinen glamourösen Lebensstil mit teuren Autos, Häusern oder Kleidung führt.
Im Jahr 2006, nach dem Tod seiner Frau Susan, beschloss er, den größten Teil seines Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Ein Sechstel seines Vermögens wurde auf verschiedene Familienstiftungen aufgeteilt. Der Rest wird im Laufe der Zeit der Bill and Melinda Gates Foundation zugutekommen, die bei der Bekämpfung von Krankheiten in Entwicklungsländern hilft. 2015 betrug sein Nettovermögen 64 Milliarden US-Dollar, was sein Engagement für die Bill and Melinda Gates Foundation zu einer der größten gemeinnützigen Spenden der Geschichte macht - ein Erbe, auf das er sicherlich stolz sein kann...
Von Prof. Dr. Max Otte
Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH. Das Institut analysiert nach der von ihm entwickelten Strategie der Königsanalyse © börsennotierte Unternehmen und setzt sich dafür ein, mit transparenten Informationen Privatanleger bei der Entwicklung nachhaltiger und langfristig ausgerichteter Aktienstrategien zu unterstützen. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.