GRENKE-Aktien letztlich stärker: Bericht über Geldwäscheverdacht - Trotzt Vorwürfen mehr Neugeschäft
Der nach Vorwürfen der Bilanzmanipulation unter Druck stehende Leasing-Spezialist GRENKE kann im Tagesgeschäft punkten.
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Im vergangenen Quartal hat das Unternehmen etwas mehr Leasing-Neugeschäft verbucht als erwartet, wie GRENKE am Freitag in Baden-Baden mitteilte. Der Wert lag aber nach wie vor deutlich unter dem Niveau des Vorjahres.
Das MDAX-Unternehmen ist nun auch in den Fokus der "Financial Intelligence Unit" (FIU) geraten, der Geldwäsche-Spezialeinheit des Zolls. Die FIU hat "gegenwärtig acht Verdachtsmeldungen identifiziert, die in einem möglichen Zusammenhang mit den aktuell gegen Unternehmen der GRENKE-Unternehmensgruppe erhobenen Vorwürfe stehen könnten", geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Anfrage der finanzpolitischen Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Lisa Paus, hervor. Zuvor hatte das "Handelsblatt" darüber berichtet.
Ein Sprecher der Generalzolldirektion erklärte, das Vorliegen von Verdachtsmeldungen bei der FIU bedeute "nicht notwendigerweise, dass ein strafbares Verhalten gegeben ist". Die FIU habe mit Bekanntwerden der gegen die GRENKE AG erhobenen Vorwürfe unverzüglich eine "vertiefte Analyseoperation" aufgenommen. Dabei prüfe sie "insbesondere mögliche Deliktsbezüge zu Anlagebetrug, Insiderhandel und Marktmanipulation". Die Analyse dauere an.
In der Antwort der Bundesregierung hieß es, ob es tatsächlich einen Zusammenhang gebe, könne gegenwärtig noch nicht abschließend beantwortet werden. Eine Konzern-Sprecherin sagte, solche Vorwürfe seien generell keine Seltenheit: "Die FIU bekommt jährlich Tausende solcher Meldungen auf den Tisch."
Der Leasing-Spezialist aus Baden-Baden steht nach Vorwürfen der Investorengruppe Viceroy Research schwer unter Druck. Hinter den umstrittenen Investoren steht der Brite Fraser Perring, der sich bereits mit dem inzwischen insolventen Zahlungsabwickler Wirecard angelegt hatte. Viceroy wirft dem GRENKE-Konzern unter anderem ein undurchsichtiges Geschäftsmodell mit unlauteren Praktiken rund um Scheingewinne und zu hoch ausgewiesenen Geldbeständen vor. Unternehmensgründer Wolfgang GRENKE selbst beschuldigt Viceroy, sich durch Mauscheleien bereichert zu haben.
Perring wettet zugleich auf einen Kursrückgang der im Nebenwerteindex MDAX notierten GRENKE-Aktie. Diese ist seit der Attacke deutlich nach unten gerauscht. Der Börsenwert des Unternehmens ging bisher um etwas mehr als 40 Prozent oder eine Milliarde Euro auf knapp 1,5 Milliarden Euro zurück.
Wegen der Vorwürfe gegen den Baden-Badener Leasing-Spezialisten ist auch die Finanzaufsicht Bafin aktiv. Sie hat die Beratungsgesellschaft Mazars mit einer Sonderprüfung beauftragt. Dabei geht es nach Bafin-Angaben in erster Linie um vier Unternehmen innerhalb des Baden-Badener Konzerns, die bankaufsichtlichen Vorschriften unterliegen. Zudem soll in einer weiteren Prüfung auch der Konzernabschluss von GRENKE für 2019 beleuchtet werden.
GRENKE selbst hat bislang alle Vorwürfe zurückgewiesen und eigene Prüfungen auf den Weg gebracht. So wurde der bisherige GRENKE-Wirtschaftsprüfer KPMG mit einem Sondergutachten beauftragt. Darüber hinaus sollen die von Viceroy kritisierten Franchise-Geschäfte und deren Übernahmen durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton unter die Lupe genommen werden. Unternehmensgründer Wolfgang GRENKE lässt derzeit sein Aufsichtsratsmandat ruhen.
In seiner vor dem Wochenende veröffentlichten Mitteilung mit Eckdaten des dritten Quartals äußerte sich GRENKE nicht weiter zu den Vorwürfen. Das Leasing-Neugeschäft sank demnach im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Viertel auf 517,6 Millionen Euro. "Mit einem Niveau von 75,4 Prozent des Vorjahresquartals lag das Neugeschäftsvolumen leicht über der vom Vorstand zuletzt kommunizierten Größenordnung von rund 70 Prozent", hieß es weiter. Zudem legte die Marge gemessen am Deckungsbeitrag im Vergleich zum Vorjahr leicht zu.
So reagiert die GRENKE-Aktie
Bei der GRENKE-Aktie kam es am Freitag zu einer Berg- und Talfahrt - schlussendlich lag die Aktie aber mit plus 1,27 Prozent bei 32 Euro.
Letztlich dreht sich bei der Aktie derzeit aber alles um die Vorwürfe und die damit verbundene Attacke des Leerverkäufers Fraser Perring, der hinter Viceroy steht. Ein Börsianer fürchtet, dass die Anleger schnell wieder in den Panikmodus schalten könnten, auch wenn die Neugeschäftszahlen der Aktie ein Stück weit helfen. Der Bericht über die laufenden Ermittlungen des FIU könnte seinen Teil dazu beitragen.
Andere Marktteilnehmer verwiesen darauf, dass sich das Management in der Krise weiter zuversichtlich zeigt, dass die Vorwürfe aus der Welt geschafft werden können. Konzernchefin Leminsky sagte mit Blick auf die gute Neugeschäftstendenz: "Gerade vor dem Hintergrund der Shortseller-Attacke, mit der wir uns aktuell konfrontiert sehen, verleiht uns das Auftrieb und wir werden weiterhin alles daransetzen, die unberechtigten Anschuldigungen zu entkräften."
BADEN-BADEN (dpa-AFX)
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