Deutsche Post-Aktie tiefer: Noch keine Ressourcen in Evaluierung von Schenker-Erwerb - Konzern schließt Ausstieg aus Briefversand nicht aus
Die Deutsche Post "steckt noch keine Ressourcen" in die Evaluierung eines möglichen Erwerbs der Deutsche-Bahn-Logistiktochter Schenker, sagte Noch-CEO Frank Appel den Aktionären auf der Hauptversammlung.
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Es gebe bisher "keine Details, um Berechnungen machen zu können", "es gibt noch keine Szenarien". Sein Nachfolger als CEO Tobias Meyer, der den Stab nach der Hauptversammlung übernimmt, hatte bereits am Mittwoch gesagt, der Konzern werde sich Schenker ansehen, sollte sich die Bahn zu einem Verkauf entschließen. Man werde die Entwicklungen erst mal abwarten. Wenn es dann soweit sei, werde man gucken, ob Schenker die üblichen Kriterien der Post für einen Erwerb erfüllt, sagte Meyer in der Medien-Telefonkonferenz nach Veröffentlichung der Zahlen zum ersten Quartal. Es gälten die üblichen Kriterien für eine Transaktion - der Erwerb muss den Konzern strategisch nach vorne bringen - sei es mit verstärkter "Managementkapazität oder einem physischen Netzwerk". Die Transaktion müsse "zu einem vernünftigen Preis machbar sein", und das Übernahmeziel müsse "einfach integrierbar sein".
Mehrere Aktionäre und Vertreter von Fondsgesellschaften haben sich am Donnerstag skeptisch zu einer möglichen solchen Übernahme geäußert.
DWS wäre gegen die Akquisition. "Wir glauben, dass eine derartig große Akquisition mit nachfolgender Restrukturierung und Integration mit großen Risiken für uns Aktionäre behaftet ist. Wir bevorzugen daher kleinere, ausgewählte Ergänzungen im Portfolio", sagte DWS-Fondsmanagerin Sabrina Reeh, die die DWS Investment GmbH vertritt.
Cornelia Zimmermann von Deka Investment sagte, sie hoffe, dass der Konzern "vor allem bei möglichen Zukäufen - wie etwa dem aktuell diskutierten Einstieg bei DB Schenker - Kosten, Risiken und Chancen sehr genau" abwäge.
Vanda Rothacker, Senior ESG Analystin bei Union Investment, hofft, die Entscheidung für oder gegen eine solche Übernahm sei nicht durch politische Erwägungen beeinflusst. Sie wollte vom Management wissen, wie konkret Szenarien für eine mögliche Transaktions durchgerechnet wurden, wie das Unternehmen eine Übernahme aus strategischen Gesichtspunkten betrachte.
Appel zufolge "gibt es keine politischen Vorgaben". Wenn allerdings ein Verkauf anstünde, müssten sich mögliche Interessenten "schnell wappnen", um schnell handlungsfähig zu sein. Die Bundesregierung hält über die KfW etwa 20,5 Prozent am Grundkapital der Deutschen Post. Die Deutsche Bahn AG ist zwar seit 1994 privatrechtlich organisiert, gehört aber komplett dem Bund.
Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_
DJG/uxd/jhe
(END) Dow Jones Newswires
May 04, 2023 07:12 ET (11:12 GMT)
Deutsche-Post-Aktionäre kritisieren lange AR-Mandate, virtuelle HV
-Mehrere Deutsche-Post-Aktionäre wollen den Aufsichtsrat des Konzerns nicht entlasten oder sich bei der Abstimmung des Tagesordnungspunkts enthalten, da sie ihm mangelnde Unabhängigkeit vorwerfen. Zum Beispiel sei Aufsichtsratsmitglied Stefan Schulte, der auch Fraport-Chef ist, bereits seit 2009 im Amt. Schulte ist Vorsitzender im Finanz- und Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats, er ist laut Deka "aufgrund der langen Amtszugehörigkeit nicht mehr als unabhängig anzusehen, und das ist nach den gängigen Corporate Governance Standards nicht akzeptabel". Unter anderem die Fondsgesellschaften Deka Investment und Union Investment wollen nach eigenen Angaben gegen die Entlastung stimmen, DWS will sich enthalten. Der Vertreter der Aktionärsvereinigung DSW sieht eine Abhängigkeit erst ab 15 Jahren Zugehörigkeit zum Gremium, "also ab 2024".
Aufsichtsratschef Nikolaus von Bomhard sagte, er sehe bei 15 Jahren eine Grenze. Schultes Mandat laufe 2024 aus, der Aufsichtsrat werde sich mit der Nachbesetzung befassen.
Mehrere Aktionäre, darunter Deka, Union und DSW lehnten ebenfalls Pläne für eine Satzungsänderung zur Abhaltung virtueller Hauptversammlungen für zwei Jahre ab. Sie forderten eine Beibehaltung von Präsenz- oder hybriden Hauptversammlungen. Die Hauptversammlung am Donnerstag wurde in Präsenz abgehalten, aber auch online übertragen (hybrid).
Briefversand ohne die Post? Konzern schließt Ausstieg nicht aus
Die Deutsche Post will auch zukünftig überall in Deutschland Briefe und Pakete zustellen, mahnt dabei aber entsprechende Rahmenbedingungen an. Der scheidende Konzernchef Frank Appel sagte am Donnerstag auf der Post-Hauptversammlung in Bonn, die Firma wolle auch künftig Universaldienstleister sein. Dies umfasst die bundesweite Zustellpflicht - also auch auf dem Land, wo die Zustellung relativ teuer ist. Appel machte aber klar, dass ein Ausstieg bei widrigen Rahmenbedingungen möglich wäre. "Wenn der Gesetzgeber uns zwingt, dass wir andere Maßnahmen machen müssen, dann müssen wir das betrachten und sehen, was passiert."
Der 61-jährige Manager, dessen Amtszeit am Donnerstag endete, bezog sich dabei auf die Reform des Postgesetzes, das seit 1999 nicht wesentlich novelliert wurde. Es stammt also aus einer Zeit, in der Briefe viel wichtiger waren als heute und das Internet nur eine Nebenrolle spielte. Seither hat die Post Pflichten einzuhalten, etwa dass 80 Prozent der eingeworfenen Briefe am nächsten Werktag beim Empfänger sein müssen. Außerdem muss in jedem größeren Dorf eine Post-Filiale sein, das ist meistens ein Einzelhändler mit einem Post-Schalter. Zudem müssen Briefkästen gut erreichbar sein.
Derzeit arbeitet das Bundeswirtschaftsministerium an einem Gesetzesentwurf, der bis zum Sommer vorgelegt werden soll. Anfang des Jahres hatte das Ministerium ein Eckpunktepapier präsentiert, das eine "grundlegende Modernisierung des postrechtlichen Rahmens" ankündigte. Insgesamt blieb die Ankündigung noch recht vage.
Appel nannte den Inhalt des Papiers "gemischt". "Es ist ein bisschen die Quadratur des Kreises: Man möchte weiter Universaldienst. Man möchte nicht, dass die Preise steigen. Man möchte die besten Arbeitsbedingungen haben und Wettbewerb soll es auch noch geben - und das in einem Segment, wo der Gewinn schrumpft." Besonders die angedachten "weiteren Schritte" zur Stärkung der Post-Konkurrenz im Briefmarkt, wo die Bonner einen Marktanteil von 85 Prozent haben, sorgt in der Post-Zentrale für Unmut. Zudem verweist die Post darauf, dass das Porto in Deutschland im EU-Vergleich relativ günstig sei.
Mit seiner Äußerung zum Universaldienst spricht Appel ein sensibles Thema an. Denn klar ist, dass kein anderes Unternehmen bereitstünde, um bundesweit Briefe zuzustellen. Würde die Post aussteigen, könnte die Bundesnetzagentur sie zwar zur Fortsetzung ihrer Zustellung verpflichten. Die Preise im Briefversand würden sich dann aber aller Voraussicht nach stark verändern.
Der langjährige Konzernlenker Appel betonte, der Ausstieg aus dem Universaldienst sei "eindeutig nicht" die Absicht des Konzerns. Sein Verweis auf die bisher nur theoretische Möglichkeit zum Ausstieg ist als Fingerzeig an die Politik zu verstehen, die Post in der anstehenden Reform nicht schlechter zu stellen als bisher.
Bei der Hauptversammlung betonten auch Aktionärsvertreter die Bedeutung der anstehenden Reform. "Die Kostensituation im Brief- und Paketbereich sollte im Postgesetz zu einer Flexibilisierung in der Zustellung führen", sagte etwa Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
Hierbei bezog er sich auf die Überlegung, die 80-Prozent-Quote abzusenken und einen Zwei-Klassen-Briefversand zuzulassen - dann würden die meisten Briefe länger brauchen, bis sie beim Empfänger sind, und einige teurere Briefe schneller ankommen. "Der Kunde kann wählen, ob er einen Brief schnell oder weniger schnell ans Ziel befördert wissen möchte", sagte Tüngler. Das mache Sinn, wenn die längere Zustellungsdauer preisgünstiger sei als heute angeboten.
Appel, der sich künftig auf seine Rolle als Telekom-Aufsichtsratschef konzentrieren will, entwickelte die in den 1990er Jahren privatisierte Bundespost zu einem weltweit tätigen Großkonzern, der inzwischen nur noch ein Sechstel seines Betriebsgewinns im Stammgeschäft erwirtschaftet - also dem Brief- und Paketversand im Inland. Die Ertragsperlen sind globale Expressdienste und Frachtgut-Geschäfte.
Nachfolger von Appel wird der 47-jährige Tobias Meyer, der wie sein Vorgänger früher bei der Unternehmensberatung McKinsey tätig war. Der 47-Jährige ist seit 2019 im Post-Vorstand, nun rückt er an die Spitze. Er kündigte unlängst an, am Kurs seines Vorgängers festhalten zu wollen.
Die Post mit ihren weltweit rund 600 000 Beschäftigten, gut ein Drittel davon im Inland, hat Jahre mit starkem Wachstum hinter sich. In diesem Jahr wird der Gewinn wegen der schwächelnden Konjunktur aber voraussichtlich sinken.
Warburg Research senkt Deutsche Post auf 'Hold' - Ziel 47 Euro
Das Analysehaus Warburg Research hat Deutsche Post von "Buy" auf "Hold" abgestuft, das Kursziel aber von 46 auf 47 Euro angehoben. Das Chance/Risiko-Verhältnis der Deutschen Post werde immer weniger attraktiv, begründete Analyst Christian Cohrs sein neues Anlagevotum in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Deshalb sei er hinsichtlich der weiteren Aktienkursentwicklung nun vorsichtiger, obwohl er die allgemeine Qualität und die finanziellen Aussichten des Logistikkonzerns positiv einschätze. Aufgrund der guten Zahlen zum ersten Quartal habe er aber seine Prognosen leicht nach oben geschraubt.
Die Aktie der Deutschen Post verliert im XETRA-Handel zeitweise 1,30 Prozent auf 43,27 Euro.
HAMBURG (dpa-AFX Broker) / FRANKFURT (Dow Jones) / BONN (dpa-AFX)
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