Inflation vs. Deflation: Was Anleger wissen müssen und was gefährlicher für die Börsen ist
Der Konjunkturindikator Inflation ist einer der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren und wird von Zentralbanken engmaschig überwacht. Doch nicht nur die Geldentwertung kann Anlegervermögen in Gefahr bringen, auch das Gegenteil kann eine Volkswirtschaft und Börsenvermögen in Gefahr bringen.
• Geldentwertung eines der größten Themen für Anleger
• Auch Deflation birgt Gefahren für die Börsen
• Streuung ist Pflicht
Inflation und Deflation haben unmittelbaren Einfluss auf den Wert des Geldes und werden daher nicht nur von Finanzexperten beobachtet. Doch was ist schlimmer für Volkswirtschaften und Finanzmärkte: Geldentwertung oder Geldaufwertung?
Inflation und ihre Folgen
Inflationsgefahren sind in aller Munde. Nicht nur Verbraucher zeigen sich besorgt über steigende Inflation, auch Anleger bleiben von Inflationsfolgen nicht verschont.
Inflation, wörtlich mit Aufblähung übersetzt, bedeutet eine Verminderung des Geldwertes oder eine Steigerung des allgemeinen Preisniveaus. Konkret bedeutet Inflation einen Verlust der Kaufkraft, das Geld ist also weniger wert. Die Preise für Waren und Dienstleistungen steigen stärker als der Wert des Geldes und Verbraucher müssen mit steigender Inflation mehr Geld für den gleichen Gegenwert an Waren oder Dienstleistungen auf den Tisch legen. Um Inflation verlässlich ermitteln zu können, wird die Inflationsrate ermittelt, die die Entwicklung von Preisen in einem Warenkorb beobachtet und miteinander vergleicht.
Unter Inflation leiden auch und insbesondere Sparer, da ihr Geld auf Sparkonten zwar nominell gleich bleibt, aber dennoch an Wert verliert. Der Verlust der Kaufkraft durch einen negativen Realzins mindert also die Spareinlagen, ohne dass dies mit Blick auf die Einlagenhöhe offenbart würde. Verhindern können Sparer diesen Kaufkraftverlust nur durch Umschichten ihres Vermögens in Anlagen, die mehr Rendite versprechen als Bankeinlagen.
Als Grund für Inflation wird häufig ein zu schneller Anstieg der Geldmenge in einem Land angeführt. Wächst die Geldmenge stärker als die Produktion, ist also mehr Geld als Waren und Dienstleistungen verfügbar, steigt die Nachfrage und damit verbunden auch der Preis für Waren und Dienstleistungen.
Ein zweiter Grund für einen Preisanstieg ist die Weitergabe gestiegener Kosten etwa von Produzenten oder Dienstleistern an den Endverbraucher. Auch hier wird das zur Verfügung stehende Geld weniger wert, die Kaufkraft sinkt, da Konsumenten weniger für das gleiche Geld erwerben können.
Deflation und ihre Folgen
Das Gegenteil von Inflation ist Deflation. In deflationären Zeiten sinkt das allgemeine Preisniveau, was dazu führt, dass die Kaufkraft des Geldes steigt. Verbraucher und Konsumenten können von ihrem Geld also mehr kaufen, je stärker die Deflation steigt. Die Folgen von Deflation für die Wirtschaft sind aber verheerend: Übersteigt das Angebot längere Zeit die vorherrschende Nachfrage, sind Preissenkungen die Folge, die schlussendlich Insolvenzen nach sich ziehen können, etwa wenn Unternehmen die Kosten für ihre Produkte und Dienstleistungen nicht mehr decken können.
Steigende Arbeitslosenzahlen wären dann ebenso die Folge wie sinkende Löhne - das Gesamtgefüge einer Volkswirtschaft käme ins Wanken. Für exportorientiere Nationen wie Deutschland könnte ein Angebotsübergang die Folge sein, die Exportzahlen würden dann deutlich sinken.
Das bedeuten Inflation und Deflation für den Aktienmarkt
Doch was belastet Volkswirtschaften mehr - Inflation oder Deflation? Preisstabilität ist elementar für die Währungen von Volkswirtschaften. Der Hauptauftrag der Europäischen Zentralbank EZB ist vor diesem Hintergrund die "Wahrung der Kaufkraft des Euro. Dieser Auftrag spiegelt einen breiten gesellschaftlichen Konsens wider, dem zufolge die Geldpolitik durch die Gewährleistung von Preisstabilität maßgeblich zu nachhaltigem Wachstum, wirtschaftlichem Wohlstand und zur Schaffung von Arbeitsplätzen beiträgt", betonen die Währungshüter.
Um Preisstabilität zu gewährleisten, stehen den Notenbankern verschiedene Maßnahmen zur Verfügung. Eine zunehmende Teuerung und ein damit verbundener Kaufkraftverlust infolge einer Inflation könnte Währungshüter dazu bringen, die Geldmenge zu verknappen, etwa indem sie den Leitzins anheben und auf diesem Weg die Vergabe von Krediten weniger attraktiv machen würden. Eine allzu lockere Geldpolitik der Währungshüter birgt in Inflationszeiten unterdessen große Gefahr, denn etwa eine Ausweitung der Geldmenge würde inflationäre Tendenzen verstärken statt sie abzumildern.
Genau diese lockere Geldpolitik gilt aber als einer der Antriebsfaktoren für die Finanzmärkte und für steigende Kurse. Ziehen die Notenbanken also die Zügel an, könnte den Aktienmärkten der Treibstoff ausgehen - eine reale Gefahr für Aktienanleger, die etwa in wachstumsstarke Unternehmen investiert haben oder die ihr Geld in Unternehmen lagern, die mögliche Preisanstiege selbst abfangen müssen und nicht an Kunden weitergeben können.
Um einer Deflation gegenzusteuern, haben Notenbanken andere Optionen: Sie könnten die Geldmenge beeinflussen, indem sie etwa den Ankauf von Staatsanleihen forcieren und damit mehr Geld in Umlauf bringen. Auch eine Absenkung des Leitzinses ist eine Option, wodurch mehr Kredite vergeben und der Konsum angekurbelt werden könnte.
Deflation belastet Aktienmärkte auf andere Art und Weise. Die Kauflaune von Anlegern ist in Deflationsphasen gering, das macht sich auch beim Kauf von Aktien und Wertanlagen bemerkbar. Zeitgleich leiden Unternehmen massiv unter deflationären Tendenzen, was sich in ihren Bilanzen bemerkbar macht. Sinkende Gewinne haben Einfluss auf die Aktienkurse verbundener Unternehmen und teilweise kompletter Branchen - und würde die Aktienmärkte teils stark belasten. Nur kapitalstarke Unternehmen werden diese Krise mit wenig Schaden überstehen. Festverzinsliche Anlagen, aber auch Tagesgeld und Sparkonten, profitieren in deflationären Zeiten, da der reale Zins steigt - Anleger ziehen dann Geld aus Aktien ab, auch der Wert von Immobilien und Immobilienanlagen sinkt in diesem Zusammenhang.
Inflations- und Deflationsaktien: Wie sich Anleger schützen können
Geldanleger müssen in Zeiten von Inflation andere Maßnahmen ergreifen als in deflationären Zeiten. Während sich während einer Deflation ein Umschichten in festverzinsliche Anlagen lohnen kann, sollten in von Inflation geprägten Zeiten insbesondere Aktien von Unternehmen mit Preisdurchsetzungsmacht ins Visier genommen werden. Daneben gibt es auch Aktienanlagen, die in jeglichen Zeiten von Preisinstabilität ins Visier genommen werden können.
Dabei sollten Investoren darauf achten, sich von speziellen Märkten und Währungseffekten weitgehend unabhängig zu machen, etwa indem sie in Unternehmen investieren, die global aktiv sind und ihre Umsätze in schwächen Märkten durch stärkere andere Märkte ausgleichen können. Darüber hinaus ist Liquidität ein wichtiger Faktor: Unternehmen, die in wirtschaftlich unsicheren Zeiten weiter investieren können, weil sie über einen hohen frei verfügbaren Cashflow verfügen, sollten für Anlagedepots in Erwägung gezogen werden. Sind sie noch dazu nur gering verschuldet, bieten Aktienanlagen in diesem Bereich den bestmöglichen Schutz für Inflation und Deflation an der Börse.
Grundsätzlich sollten Anleger ihre Depotzusammensetzung aber ohnehin regelmäßig kontrollieren und auch an die wirtschaftlichen Gegebenheiten anpassen. Eine breite Streuung der Investments über verschiedene Anlageklassen hinweg aber auch innerhalb der gleichen Anlageklasse ist zu empfehlen.
Redaktion finanzen.net
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