Verbraucherpreisindex

Einflussfaktor für die Börse: So wird die Inflationsrate berechnet

29.10.24 06:15 Uhr

Verbraucherpreisindex: Einflussfaktor für die Börse | finanzen.net

Die Inflationsrate gehört zu den meist beachteten Konjunkturindikatoren und hat Einfluss auf die Entwicklung an den Aktienmärkten. Doch wie wird der Wert eigentlich berechnet?

Werte in diesem Artikel
Rohstoffe

2.645,55 USD 6,48 USD 0,25%

• Inflation wichtiger Konjunkturindikator
• Berechnung auf Basis der Preisänderung bei rund 300.000 Produkten und Dienstleistungen
• Hinweisgeber für Politik der Notenbanken



Die Inflation oder Geldentwertung wird nicht nur von Investoren am Markt mit Spannung beobachtet, denn sie spielt für die Strategie der Kapitalanlage eine entscheidende Rolle. Doch wie wird die Inflationsrate eigentlich berechnet?

Die Berechnung der Inflationsrate

In Deutschland wird die Inflationsrate vom Statistischen Bundesamt ermittelt und zwar monatlich. Die Statistiker vergleichen dabei die Preisentwicklung von einem Monat zum nächsten sowie im Vorjahresvergleich, indem sie Preise von zahlreichen Waren und Dienstleistungen erfassen und in Relation zum letzten Monat sowie dem Vergleichsmonat des Vorjahres stellen.

Datenermittlung und Preiserhebung

Die Daten für ihre Berechnungen erhalten die Experten auch von Statistischen Landesämtern. Dort werden regelmäßig die Preise für Produkte erhoben und erfasst. Die Statistiker vergleichen zu diesem Zweck mehr als 300.000 Einzelpreise für Dienstleistungen wie Friseurbesuche oder Postdienstleistungen, Mieten, Kraftstoffe oder Supermarktprodukte. Verglichen wird dabei jeweils der Preis für das gleiche Produkt am gleichen Standort.

Die Produkte werden verschiedenen Kategorien zugeteilt und in einem so genannten "Warenkorb" gesammelt. Insgesamt 650 Güterarten umfasst der virtuelle Warenkorb und soll den Angaben der Statistiker zufolge "sämtliche von privaten Haushalten in Deutschland gekauften Waren und Dienstleistungen" repräsentieren. Die Gewichtung der einzelnen Produktgruppen ist aber uneinheitlich und wird im so genannten Wägungsschema festgehalten. Hoch gewichtet sind dabei etwa Dinge, die einen großen Teil des Einkommens ausmachen, wie etwa Kaltmieten oder Verkehr, wobei hier neben den Kosten für öffentliche Verkehrsmittel auch Tankstellenpreise sowie Anschaffungskosten für Fahrzeuge einfließen.
Deutlich geringer gewichtet sind dabei Preise in den Gruppen "Bildungswesen", "Post- und Telekommunikation" sowie "Möbel, Leuchten, Geräte u.a. Haushaltszubehör". Entsprechend hat eine Preisveränderung in den geringer gewichteten Kategorien auch weniger Einfluss auf den Verbraucherpreisindex.

Ob eine Anpassung der Warenkorbgewichtung notwendig ist, wird vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden alle fünf Jahre überprüft.

Welchen Einfluss hat die Inflationsrate?

Die Veränderung des Verbraucherpreisindex, die Inflationsrate, zeigt also in erster Linie, wie sich die Preise für Produkte in bestimmten Produktgruppen im Verlauf eines festgelegten Zeitraumes verändert haben. Sie dient also zunächst Informationszwecken und gibt Aufschluss über die Geldwertstabilität.

Die Inflationsrate dient aber auch der Europäischen Zentralbank und anderen Notenbanken als Hinweisgeber auf mögliche notwendige Anpassungen in ihrer Geldpolitik. Denn Inflation, also Geldentwertung, bedroht die Kapitalbildung, weshalb Währungshüter eine relative Stabilität des Preisniveaus anstreben.

Ist die Geldentwertung hoch, kommt es zu einem Kaufkraftverlust, Schuldner unterdessen profitieren davon, dass Geld - und damit auch ihre Schulden - weniger wert sind. Um sich vor Inflation zu schützen, legen viele Anleger ihr Geld in inflationssichere Vermögenswerte an: Gold und auch Digitalwährungen werden in diesem Zusammenhang immer wieder genannt. Auch Aktien von Unternehmen, die höhere Kosten bei Einkauf und Produktion auf Kunden umlegen können, indem sie Preiserhöhungen durchsetzen können, gelten als Mittel, sich gegen Inflation abzusichern.

Entsprechend ist die Inflationsrate nicht nur für Verbraucher im Geldbeutel deutlich spürbar sondern auch ein wichtiger Hinweisgeber für Währungshüter und ihre Geldpolitik sowie Anleger und Investoren. Denn die Märkte reagierten in der Vergangenheit stets empfindlich auf hohe Inflationsraten.

Redaktion finanzen.net

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