Analyst: Warum Ford, GM & Co. mit Elektrofahrzeugen wohl kaum Geld verdienen werden
Neben dem Elektroautopionier Tesla drängen immer mehr Autobauer mit Elektrofahrzeugen in den Markt. Insbesondere bei Traditionsherstellern rechnet ein Analyst aber mit einem Margenproblem.
Werte in diesem Artikel
• Kosten für Bau von Elektroautos gesunken
• Traditionsautobauer mit EV-Segment dürften dennoch Margendruck erfahren
• Analyst rechnet mit Abwärtspotenzial bei Ford und GM
Colin Langan, Analyst bei Wells Fargo, hat jüngst eine Kostenanalyse vorgelegt, in der er Fahrzeuge mit traditionellem Verbrennerantrieb denen mit Batterieantrieb gegenüberstellt. In der Analyse, über die "Barron’s" berichtet, kommt er zu einem ernüchternden Ergebnis für Traditionsautobauer, die sowohl Fahrzeuge mit herkömmlichem Antrieb als auch batteriebetriebene Autos herstellen.
Gewinnmargen in Gefahr
Seit seiner letzten Analyse im Mai 2022 sind die Kosten für den Bau von Elektrofahrzeugen seinen Berechnungen zufolge deutlich gesunken. 10.000 US-Dollar teurer war der Bau eines EV zu diesem Zeitpunkt verglichen mit dem finanziellen Aufwand für die Herstellung eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor. Der teuerste Posten auf der EV-Liste damals: Die Batterien, deren Preis Langan mit 14.000 US-Dollar angab, während für Motor und Batteriesteuerungssystem etwa 3.000 US-Dollar anfielen. Damit war der Bau von Elektrofahrzeugen auf Kostenbasis denen von Fahrzeugen mit herkömmlichem Antrieb massiv unterlegen: 7.000 US-Dollar teurer waren vor rund einem Jahr die Kosten als für einen herkömmlichen Motor und ein herkömmliches Getriebe.
Rund ein Jahr später kostet die Herstellung eines EV nun nur noch 7.000 Dollar mehr als der Bau eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor - insbesondere die um rund 3.000 Dollar günstigeren Batteriekomponenten tragen zu dieser Entwicklung bei.
Weitere positive Kosteneffekte voraus
Diese Entwicklung könnte sich künftig fortsetzen. Allein durch neue staatliche Investitionsanreize zum Aufbau von Batteriekapazitäten in den USA könnten die Kosten für Batteriekomponenten um etwa 2.700 US-Dollar sinken, heißt es bei Barron’s unter Berufung auf den Analysten weiter. Kombiniert mit den Steuergutschriften, die die US-Regierung im "Inflation Reduction Act" festgelegt hat, könnten Elektrofahrzeuge dann sogar einen Kostenvorteil gegenüber Autos mit Verbrennungsmotor haben, mutmaßt der Experte.
Diesem Effekt entgegen wirken dürften seiner Ansicht nach aber höhere Lithiumpreise - zudem sei unklar, ob die Steuergutschriften für Käufer dauerhaft bestehen bleiben.
Margendruck voraus?
Seinen Berechnungen zufolge geht er dennoch davon aus, dass traditionelle Autobauer ein Problem bekommen könnten: Denn obwohl die Kosten für den Bau von Elektrofahrzeugen weiter fallen, sind die Gewinnmargen der Autoriesen in Gefahr. Insgesamt schätzt Langan, dass die Betriebsgewinnspanne der Automobilhersteller im Jahr 2022 etwa 7,3 Prozent betrug, was einem Gewinn pro Fahrzeug von etwa 2.500 US-Dollar entsprach. Da die Kosten für Elektrofahrzeuge schätzungsweise 7.000 US-Dollar höher sind als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, ist er nicht sicher, ob die traditionellen Autobauer ihre Gewinnmargen aufrechterhalten werden können. Die langfristige Rentabilität von Elektrofahrzeugen sei ein "kritisches Risiko" für traditionelle Automobilhersteller, so ein Wall Street-Experte.
Konkret meint Langan damit offenbar die US-Autobauer Ford und General Motors, deren Aktien der Analyst selbst unter Beobachtung hat und denen er nicht zutraut, im EV-Segment Geld zu verdienen. TipRanks zufolge hat er für Ford ein Kursziel von 10 US-Dollar ausgegeben - zum aktuellen Kurswert von 12,59 US-Dollar (Schlusskurs 30.05.2023) bedeutet dies ein Abwärtspotenzial von rund 20 Prozent. Zudem wurde der Aktie ein "Sell-Rating" verpasst. Für General Motors liegt sein Preisziel bei 30 US-Dollar, auch diese Aktie empfiehlt er zum Verkauf. Aktuell kostet eine GM-Aktie an der US-Börse NYSE 33,37 US-Dollar (Schlusskurs 30.05.2023) - der Experte rechnet also mit einem Kursrückgang von rund 10 Prozent.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Radu Bercan / Shutterstock.com, Linda Parton / Shutterstock.com
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