Verlieren seine Jünger ihren Glauben? Wie Elon Musks Geschäfte wirklich laufen
Elon Musk wird von vielen als Visionär gefeiert, hat den Star-Status wie ein Rockmusiker und seine Jünger würden überall hinpilgern, um seine neuen Projekte kennenzulernen. Doch ist das verdient?
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Elon Musk fing schon früh an, sich für Computer und Programmieren zu interessieren. Mit zwölf Jahren verkaufte er sein erstes Videospiel an eine Computerzeitschrift - für satte 500 US-Dollar. Später gründete er zusammen mit seinem Bruder sein erstes Unternehmen Zip2, bei dessen Verkauf an den Computerhersteller Compaq er seine ersten Millionen einnahm. Auch bei der Entwicklung von PayPal hatte der techaffine Musk seine Finger mit im Spiel und machte viel Gewinn. Am bekanntesten ist der ambitionierte Unternehmer allerdings als Tesla-Chef - ein Unternehmen, das er übrigens nicht selbst gründete, sondern 2008 in der Wirtschaftskrise aufkaufte, nachdem er bereits 2004 erstmals investiert hatte.
Produktionsprobleme bei Tesla
Und Tesla ist auch das Unternehmen, das für Musk am prestigeträchtigsten ist: Mit der Vision, Tesla zu einem Schlüsselunternehmen im kommenden Zeitalter alternativer Energien werden zu lassen, lässt Musk nicht nur Elektroautos und neuerdings auch -trucks bauen, sondern setzt auch auf Solaranlagen "mit einzigartiger Ästhetik" - seine Kunden sollen sich mit dem Strom, den sie für seine Autos brauchen, durch die Anlagen selbst versorgen können.
Doch gerade Tesla macht eben nicht nur positive Schlagzeilen, sondern steht in letzter Zeit auch harsch in der Kritik, weil der Konzern enorme Produktionsprobleme bei seinen E-Autos hat. Die Batterien können nicht schnell genug gefertigt werden und so warten Kunden nun schon seit Monaten auf ihre Autos. Der von Musk initiierte Bau der Gigafactory, die die Batterien doch eigentlich schnell fertigen können sollte, hat sich bis jetzt nicht merklich rentiert. Doch Musk gibt nicht auf, so arbeiten Ingenieure des deutschen Unternehmen "Tesla Grohmann Automation", das er 2017 übernahm, mit Hochdruck an einer automatisierten Fertigungsstraße, die die Produktion in der Gigafactory laut dem Unternehmen um das Drei- bis Vierfache erhöhen und somit das Problem der vielen ausstehenden Autos lösen soll.
Größenwahnsinnige Pläne: Der Hyperloop
Nebenbei beschäftigt sich Elon Musk noch mit vielen anderen Projekten, so gründete er unter anderem das Raumfahrtunternehmen SpaceX, das dem Visionär erst kürzlich viel Medienrummel einbrachte, als die "Falcon Heavy" mit Musks eigenem Tesla-Cabriolet ins All geschossen wurde. Außerdem plante er die Revolution der Infrastruktur - mit der Einführung des Hyperloops, ein Konzept, in dem Personen und Güter in abgeschlossenen Kapseln durch Doppelröhren transportiert werden und so um ein Vielfaches schneller an ihr Ziel gelangen als mit den bereits bestehenden Verkehrsmitteln.
Die Pläne, die Musk hat, sind alle hochtrabend, manche grenzen Marktbeobachtern zufolge bereits an Größenwahn und scheinen kaum realisierbar. Allein das Einrichten solch eines Tunnelsystems unter einer einzigen Stadt wäre mit enormen Kosten verbunden. Dies flächendeckend einzuführen ist momentan faktisch - eigentlich - unmöglich. Doch Musk kümmert sich nicht darum, was andere von ihm denken und gründet einfach munter weiter, so auch seine "Boring Company", die den Hyperloop und das Tunnelsystem schaffen soll.
Marketingaktionen lenken von Problemen ab
Als Markting-Gag verkaufte seine "Boring Company" zuletzt 20.000 Flammenwerfer. Angeblich habe Musk eine Wette mit sich selbst laufen gehabt, und da seine Firma mehr als 50.000 Baseballkappen mit "The Boring Company"-Aufdruck verkauft hatte, gab es dann eben die Flammenwerfer, die "jede Party beleben" sollen - einen Feuerlöscher pro verkauftem Flammenwerfer gab es gratis dazu. Auch im Weihnachtsgeschäft hat Musk mitgemischt und ließ über den Tesla-Online-Shop in den USA zwei Powerbanks vertreiben, die sich auch mit kleinem Geldbeutel erwerben ließen. Um zahlreiche Ideen, um von sich reden zu machen, ist Musk nicht verlegen. Allerdings wird damit auch die Frage aufgeworfen, ob der Unternehmer diese Marketingaktionen nur lanciert, um von seinen Problemen abzulenken.
Tesla verkündete im letzten Quartalsbericht einen Rekordverlust von 675 Millionen Dollar und einen negativen Cashflow von 277 Millionen US-Dollar. Der Umsatz stieg jedoch um rund 44 Prozent auf circa 3,3 Milliarden US-Dollar. Und bis jetzt sind die Aktionäre noch geblendet von den schillernden Ideen, die Musk scheinbar im Minutentakt hervorbringt. Denn natürlich hören sich seine Pläne toll an - Elektroautos werden kommen und auch Solaranlagen werden stärker gefragt sein. Doch Analysten stellen sich bereits jetzt die Frage, ob Tesla wohl jemals profitabel sein wird. Sie äußerten ebenfalls Bedenken, dass Tesla in seiner Bonität herabgestuft werden könne.
Musk muss sich ranhalten
Wie die Geschäftszahlen von Musks anderen Unternehmen aussehen, ist nicht bekannt. Doch wahrscheinlich ist, dass auch diese rote Zahlen schreiben und nicht profitabel sind. Und Musk muss nicht nur reden, sondern auch machen: Konkurrenzunternehmen sind ihm dicht auf den Fersen, so funkte ihm beispielsweise jüngst der Batteriespeicherproduzent Sonnen beim Thema Stromversorgung in Südaustralien dazwischen. Und auch Autobauer ziehen nach und arbeiten fleißig an ihren eigenen Elektroautos. Hier sollte Musk vor allem die deutschen Hersteller wie BMW, Daimler oder Porsche fürchten. Denn diese sind Massenproduktion gewohnt und sobald die Prototypen serienreif sind, dürfte es kein Problem sein, sie auf den breiten Markt zu bringen.
Wenn Musk also die Ikone bleiben will, die er ist, sollte er zeigen, dass seine Ideen nicht nur leere Versprechungen sind, sondern Versprochenes abliefern. Denn sonst könnten seine Jünger bald den Glauben in ihn verlieren und in vielversprechendere Unternehmen investieren. Solange aber Tesla noch mit mehr als 55 Milliarden US-Dollar bewertet ist, dürften sie weiter auf seiner Seite stehen. Und wer weiß, vielleicht verfolgt Musk auch bei Tesla eine Strategie, die er schon in jungen Jahren hegte: Ein Unternehmen gründen, bekannt machen und dann gewinnbringend verkaufen. Es dürfte also spannend bleiben rund um Musk, Tesla und Co..
Theresa Rauffmann / Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Larry Busacca/VF15/Getty Images, Jason Merritt/Getty Images for Tesla
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