Japans künftiger Regierungschef verlangt viel billiges Geld
Japans designierter Regierungschef Shinzo Abe will ernst machen mit seinen Wahlversprechen und die Notenpresse anwerfen.
Der Liberaldemokrat hat die Bank of Japan (BoJ) am Dienstag aufgefordert, das Inflationsziel auf zwei Prozent zu verdoppeln, wie japanische Medien berichteten. Abe habe sich - zwei Tage nach dem Wahlsieg seiner liberaldemokratischen LDP am Sonntag - mit Zentralbankchef Masaaki Shirakawa getroffen. Dabei soll der künftige Premierminister auf eine Bereitstellung von Liquidität bis zum Erreichen des höheren Inflationsziels gedrungen haben.
Die Zentralbank hatte im Februar ein Inflationsziel von einem Prozent ausgegeben, um die seit über einem Jahrzehnt anhaltende Deflation zu überwinden. Am Mittwoch kommt der geldpolitische Rat der Bank von Japan zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Die Spielräume sind vor dem zweitägigen Treffen gering - die Leitzinsen sind bereits nahe null. Erst im September hatte die BoJ zudem ihr Programm zum Kauf von Anleihen von zuletzt 70 Billionen Yen auf 80 Billionen Yen (724 Mrd Euro) aufgestockt.
Im Wahlkampf hatte Abe angekündigt, er wolle mit zusätzlichen Konjunkturprogrammen und einer noch lockereren Geldpolitik die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt aus der Wirtschaftsschwäche führen. Dabei brachte er unter anderem die Möglichkeit negativer Leitzinsen ins Spiel. Darüber hinaus plant er Gesetzesänderungen, um die Unabhängigkeit der Bank of Japan zu beschneiden.
Ob derartige Maßnahmen das Land aus der Wirtschaftsmisere führen können, gilt unter Ökonomen aber als zweifelhaft. Die strukturellen Schwächen des Landes würden nicht beseitigt. Darüber hinaus dürfte der Schuldenstand Japans - mit 210 Prozent der Wirtschaftsleistung schon jetzt der mit Abstand höchste unter den Industrieländern - weiter steigen.
TOKIO (dpa-AFX)