NASDAQ-Titel Tesla-Aktie - RBC-Analyst: So kann Tesla nach der enttäuschenden Bilanzvorlage jetzt noch die Kurve kriegen
Mit seinen Zahlen zum dritten Quartal 2023 verschreckte der E-Autobauer Tesla Investoren und Analysten gleichermaßen. RBC-Stratege Tom Narayan ordnet die Neuigkeiten des E-Konzerns jedoch ins große Ganze ein - und rechnet mit einer neuen Strategie.
Werte in diesem Artikel
• Schwache Quartalszahlen von Tesla
• RBC-Analyst gibt Entwarnung
• Verkauf von Komponenten geplant?
Tesla-Bilanz enttäuscht Analysten
Bereits am 18. Oktober 2023 öffnete der US-amerikanische E-Autobauer Tesla unter Führung von Elon Musk die Bücher zum abgelaufenen dritten Quartal - und sorgte unter Aktionären für lange Gesichter. Der Gewinn des Vorreiters auf dem Gebiet der E-Mobilität betrug 0,66 US-Dollar je Aktie nach 1,05 US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Zwar hatten die Analysten der Wall Street bereits im Vorfeld mit einem niedrigen Gewinn gerechnet, trotzdem lag das Ergebnis unter den Erwartungen. Die operative Gewinnmarge betrug 7,6 Prozent und fiel damit ebenfalls unter die Schätzung der Strategen zurück, die bei neun Prozent angesetzt war. Der Umsatz stieg unterdessen von zuvor 21,45 Milliarden US-Dollar im dritten Quartal 2022 auf nun 23,4 Milliarden US-Dollar. Auch hier lag Tesla jedoch unter den Prognosen der Experten.
Musk identifiziert Herausforderungen
Tesla-CEO Musk begründete die schwachen Zahlen mit dem massiven Gegenwind, den der Konzern derzeit erfahre. So kritisierte der Unternehmer etwa den hohen Leitzins in den USA, den die US-Notenbank Fed in den vergangenen eineinhalb Jahren mehrfach erhöht hatte, um der hohen Inflation Herr zu werden. Unter einem höheren Zinsniveau neigen Unternehmen jedoch zu weniger Investitionen, was auch die Wirtschaft bremst. Musk zufolge bekomme der E-Autobauer nun genau dies zu spüren. So habe die Zinspolitik der Fed negative Auswirkungen auf die Preise für Autos und auch die Nachfrage nach den E-Fahrzeugen. "Wir gehen nicht unter, aber selbst ein großartiges Schiff hat in einem Sturm zu kämpfen", klagte der Geschäftsführer.
An der Börse kamen die Neuigkeiten alles andere als gut an: Den Handelstag beendete die Tesla-Aktie an der NASDAQ nach der Zahlenvorlage 9,30 Prozent im Minus bei 220,11 US-Dollar. Und auch anschließend blieb eine nachhaltige Erholung aus. Zuletzt wurden die Anteilsscheine noch bei 209,98 US-Dollar gehandelt (Stand: Schlusskurs vom 9. November 2023).
Vorsichtiger Ausblick und Cybertruck-Verzögerungen drücken Stimmung
Analyst Tom Narayan von der RBC hält die Panik jedoch für übertrieben. "Die Investoren sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht", schrieb der Experte in einer Kundennotiz, die "Barron’s" vorliegt. "Die Anleger werden ihre Aufmerksamkeit wahrscheinlich auf die vorsichtigen Kommentare zum Jahr 2024 und auf die mögliche Verzögerung des Next-Gen-Produkts richten." So äußerte sich der Musk-Konzern vorsichtig was den Ausblick angeht. Zwar verfüge man über ausreichend finanzielle Mittel, um das Produktportfolio und die Produktionskapazität auszubauen, dennoch wolle man sicherstellen, dass man die Bilanz "in dieser unsicheren Zeit" stütze. Außerdem spielte Narayan mit seiner Aussage auf die zweijährige Verzögerung bei der Einführung des E-Pickups Cybertruck an. Erste Auslieferungen sollen Ende November beginnen, erst 2025 werde man in der Lage sein, bis zu 250.000 Exemplare des futuristischen Tesla-Neuzugangs zu fertigen.
Neues Geschäftsmodell für Tesla?
Narayan ist jedoch der Meinung, dass der E-Auto-Pionier auf lange Sicht Größeres geplant hat. So werde sich die derzeitige Strategie des Unternehmens in einen regelrechten Masterplan einfügen, im Rahmen dessen Tesla den Transfer vom Hersteller von Serienfahrzeugen hin zum Zulieferer von Autoteilen vollziehen werde. "Wir denken, dass der Verkauf von Leistungselektronik, Batterien, Ladevorgängen und schließlich FSD [Fahrerassistenzsoftware] viel profitabler sein könnte", so Narayan. Erst im Rahmen der Zahlenvorlage zum zweiten Quartal 2023 überraschte Musk mit der Ankündigung, dass man sich vorstellen könne, das Full Self-Driving-System auch an andere Autohersteller zu lizenzieren. So befinde man sich bereits in Verhandlungen mit einem namhaften Hersteller.
Lösung für Kostenproblem
Mit dieser Strategie könnte Tesla sich von einem schwerwiegenden Kostenproblem verabschieden, glaubt Narayan. So erklärte Musk in einer Telefonkonferenz nach der Zahlenvorlage, welche Herausforderungen Kostensenkungen für Fahrzeuge mit sich bringen: "Wenn man ein Auto für 40.000 US-Dollar und ungefähr 10.000 Teile in diesem Auto hat, dann bedeutet das, dass jedes Teil im Durchschnitt 4 US-Dollar kostet. Um also die Kosten um, sagen wir, 10 Prozent zu senken, muss man aus jedem Teil im Durchschnitt 0,40 US-Dollar herausholen. Es geht um Centbeträge." Außerdem stellt der Tesla-Chef schon seit Jahren die Möglichkeit sogenannter Robotaxis in Aussicht. Die Idee dahinter: Tesla-Kunden sollen ihr Fahrzeug zu ungenutzten Zeiten per App vermieten können. Die E-Autos sollen dann in der Lage sein, Personen vollautomatisiert und ohne Fahrer abzuholen. Besitzer sollen damit nebenher gutes Geld verdienen können. Sollte das Unternehmen seine Autopilot-Software also wirklich auch an andere Fahrzeughersteller verkaufen, könnte das Robotaxi-Netzwerk damit deutlich größer ausfallen als bisher angenommen.
Bei all dem Lob von Narayan dürfte es nicht überraschen, dass der Analyst zum Kauf der Tesla-Aktie rät. Das Kursziel des Experten liegt bei 301,00 US-Dollar und damit 43,35 Prozent über dem derzeitigen Kursniveau (Stand: Schlusskurs vom 9. November 2023).
Redaktion finanzen.net
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