Weder die USA noch China: Diesen Ländern nutzt der Handelsstreit
Der Handelsstreit zieht sich seit über einem Jahr in die Länge. Eine Einigung ist bislang nicht in Sicht. Klar ist, dass bislang weder China noch USA die Nase im Konflikt vorne haben. Dafür profitieren andere.
Über 17 Monate zieht sich der von US-Präsident Donald Trump initiierte Handelskonflikt zwischen den USA und der Volksrepublik China nun schon hin. Obwohl es in regelmäßigen Abständen danach aussieht, eine Einigung könnte bald erreicht werden, dominieren immer wieder neue Eskalationen des Konflikts die Schlagzeilen. Während beide Länder sich mit der Ausweitung von Strafzöllen auf immer mehr Produkte versuchen zu einer Beilegung des Streits zu bewegen, gehen ganz andere Länder als stille Gewinner des Konflikts hervor.
Vietnam größter Nutznießer
Während Präsident Trump die Auseinandersetzung mit der Absicht begann, das Handelsdefizit mit China zu verringern und die Produktion von verschiedenen Waren wieder zurück in die USA zu holen, zeigt sich, dass viele Unternehmen sich zwar tatsächlich entscheiden weniger Waren aus dem Land der Mitte zu importieren, stattdessen aber auf Importe von anderen Ländern setzen. Als ein großer Nutznießer dieser Verlagerung des Handels hat sich Vietnam erwiesen. Dies stellte unter anderem die japanische Investmentbank Nomura in einem Bericht fest.
Viele Faktoren sprechen für das südostasiatische Land: Die Bevölkerung ist verhältnismäßig gut ausgebildet, die Arbeitskosten sind gering und die Regierung verfolgt eine Politik zugunsten der Industrie, wie Noah Smith von der Stony Brook University bei Bloomberg zusammenfasst. So stiegen die vietnamesischen US-Importe im ersten Quartal 2019 um 40 Prozent. Viele dieser Vorzüge zeichneten über einen langen Zeitraum auch China aus, der wirtschaftliche Aufschwung und eine wachsende Mittelschicht führten jedoch hier zu steigenden Produktionskosten. Aus diesem Grund, zusammen mit steigenden Strafzölle und einem ungewissen Ausgang des Handelsstreits dürfte es nicht weiter verwundern, dass sich Unternehmer nach günstigeren Alternativen umschauen - wie Vietnam.
Etikettenschwindel blüht
Allerdings gab das südostasiatische Land vor Kurzem erstmals zu, dass der rasante Anstieg des Handels mit vietnamesischen Produkten nicht vollständig den dort günstigen Bedingungen geschuldet sei. So kämpfe das Land mit einem blühenden Etikettenschwindel zugunsten Chinas. Konkret bedeutet dies, dass chinesische Produkte mit einem vietnamesischen Label verkauft werden, um den US-amerikanischen Strafzölle zu entgehen. Die Regierung in Hanoi versprach, vermehrt gegen den Etikettenbetrug vorzugehen - wohl auch um nicht selbst Opfer von US-Strafen zu werden.
Auch andere Länder profitieren
Doch Vietnam ist nicht das einzige Land, dass durch eine Verlagerung des Handels aufgrund des Handelsstreits profitiert. So nennt Nomura auch Taiwan, Chile, Malaysia und Argentinien als Nutznießer. Dabei konnte Taiwan, gleich Vietnam, die US-Importe steigern. Chile, Malaysia und Argentinien profitieren von gesteigerten Exporten nach China. Auch Bangladesch und Äthiopien geraten aufgrund von günstigen Produktionsbedingungen mehr in den Fokus von Unternehmern.
Gerade für diese Länder, die weit ärmer als China sind, stellt der Schub durch ausländische Investitionen eine echte Chance dar. So schafft die vermehrte Förderung des arbeitsintensiven verarbeitenden Gewerbes viele Arbeitsplätze und bietet den Ländern die Möglichkeit sich wirtschaftlich zu diversifizieren, wie Noah Smith bei Bloomberg argumentiert. Im asiatischen Raum könnte der Aufschwung von Ländern wie Vietnam, den Philippinen oder Indonesien darüber hinaus dabei helfen, der aufstrebenden Weltmacht China die Stirn zu bieten. Hiervon könnten ultimativ auch die USA profitieren, da diese aufstrebenden asiatischen Länder potentielle US-Verbündete der Zukunft sein könnten, so Smith weiter.
Wird die Welt gespalten?
Eine weitere mögliche Auswirkung des Handelsstreits führen die Redakteure der Financial Times an. So riskiere die USA mit dem Ausschluss chinesischer Unternehmen wie beispielsweise Huawei, dass chinesische Technologie-Firmen gezwungen wären, statt ausländischer, oft westlicher Soft- und Hardware-Komponenten, eigene herzustellen bzw. neue Handelspartner zu finden. Wenn Huawei also nicht mehr wie bislang vermehrt Computer-Chips von US-amerikanischen Herstellern nutzen kann, könnten beispielsweise Chips von südkoreanischen Herstellern zum Einsatz kommen, wie bei der Financial Times vermutet wird. Darüber hinaus könne der Ausschluss Chinas von westlicher Technologie, das Land dazu motivieren mit eigenen Innovationen aufzuwarten, die dann wiederum der westlichen Welt verwehrt blieben.
Augen auf den G20-Gipfel
Wie auch immer der Handelsstreit zwischen China und den USA ausgehen wird, schon jetzt hat der Konflikt ernstzunehmende Konsequenzen auf die globalen Märkte und den internationalen Handel. Nun wird mit Spannung der G20-Gipfel Ende dieses Monats erwartet, bei dem ein Treffen zwischen US-Präsident Trump und dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping anberaumt ist.
Redaktion finanzen.net
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