ESG-Ziele auf dem Prüfstand: So nachhaltig sind die deutschen Unternehmen wirklich.
Seit ein paar Jahren ist ist Nachhaltigkeit eines der Trendthemen an den internationalen Börsen. Doch wie steht es um die deutschen Unternehmen hinsichtlich der ESG-Kriterien? Jüngste Berichte zeichnen ein gemischtes Bild.
Werte in diesem Artikel
• Konkrete Ziele: Einige deutsche Unternehmen wollen ab 2040er-Jahren klimaneutral arbeiten
• Frauenanteil in DAX-Vorständen immer noch gering - Tendenz steigt aber
• Komplexe ESG-Datenerfassung stellt große Hürde dar
Das englische Akronym ESG steht für "Environment, Social and Governance" und inkludiert somit nicht nur die Umweltverträglichkeit, sondern auch Sozial-, Führungs- und Gendergerechtigkeit bei der Bewertung von Unternehmen, öffentlichen Körperschaften, Regierungen und Behörden. Da die Einhaltung von ESG-Standards von Unternehmen in den vergangenen Jahren bei Verbrauchern, Regulatoren und Investoren eine zunehmend große Rolle spielt, ist das Thema längst auch bei den hiesigen börsennotierten Konzernen angekommen. Nicht selten sind es aktivistische Investoren, die Unternehmen im Sinne eines "stillen Lobbyismus" zu nachhaltigem Handeln drängen.
Viele deutsche Konzerne wollen klimaneutral arbeiten
Ein vielbeachteter Teilbereich der ESG-Kriterien ist die Klimaverträglichkeit. Zuletzt verkündeten einige börsennotierte Unternehmen, in den kommenden Jahren mit Hochdruck an dem Ziel einer Klimaneutralität arbeiten zu wollen. Beispielsweise will der Göttinger Pharma- und Laborzulieferer Sartorius bis 2045 klimaneutral arbeiten, der Energiekonzern Uniper würde diese Marke gerne bereits 2040 erreichen. Auch das Hamburger Logistikunternehmen Hapag-Lloyd will bis 2045 seine Treibhausgas-Emissionen auf null reduzieren. Dies würde angesichts der enormen Umweltbelastung, die durch die globale Schifffahrt entsteht - der Schiffsverkehr ist für rund drei Prozent des gesamten weltweiten Treibhausgasausstoßes verantwortlich -, eine merkliche Entlastung für das Ökosystem darstellen.
Diese börsennotierten Unternehmen aus Deutschland sind ESG-Vorreiter
Wie einige kürzlich veröffentlichte Statistiken und Berichte nahelegen, ist es für die deutschen Konzerne trotz einiger Etappenerfolge insgesamt aber noch ein weiter Weg, bis sie die ESG-Richtlinien annähernd zufriedenstellend erfüllen. Es sind hierbei aber eklatante Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen festzustellen. Das ESG-Ranking der "WirtschaftsWoche" listete kürzlich 50 deutsche Unternehmen auf, die bei einer Studie, die insgesamt 4.000 Firmen untersuchte, besonders gut abschnitten.
Unter den ESG-Spitzenreitern befinden sich auch einige Börsentitel. So belegte der Anlagenbauer AIXTRON den vierten Gesamtplatz, auf den weiteren Rängen folgen andere börsennotierte Unternehmen wie EVOTEC (Platz 8), TeamViewer (Platz 16), JENOPTIK (Platz 18) oder SMA Solar (Platz 23). Die Autoren der "WirtschaftsWoche"-Studie betonen, dass sich die Einhaltung hoher ESG-Standards mittel- bis langfristig auch in guten Unternehmenszahlen widerspiegele. "Eine nachhaltige Unternehmensführung helfe gerade Mittelständlern im Umgang mit den aktuellen Herausforderungen," meint Barbara Siegert von der Beratung Munich Strategy, die federführend für die Erstellung des Rankings war. "Unternehmen, die frühzeitig in nachhaltige Energieformen investiert haben, profitieren in Zeiten steigender Energiekosten. Nun hat sich gezeigt, dass nachhaltige Mittelständler oft auch ihre Wirtschaftskraft steigern konnten, sich im Markt besser positionieren und trotz des allgemeinen Fachkräftemangels leichter neue Mitarbeiter finden", resümiert Siegert.
Immer noch Seltenheitswert: Frauen in DAX-Vorständen
Auch wenn somit einige Unternehmen bereits große Fortschritte hinsichtlich ihrer ESG-Ziele erzielt haben, gibt es gerade in puncto Gendergerechtigkeit noch große Defizite. Zwar haben sich die meisten DAX-Unternehmen - nicht zuletzt aufgrund von politischem und regulatorischem Druck - auf die Fahne geschrieben, den Anteil von Frauen in den Vorständen zu erhöhen. In der Praxis ist die Umsetzung dieser Zielsetzung aber äußerst schleppend. Einer Analyse der Organisation "Frauen in die Aufsichtsräte (Fidar)" geht hervor, dass der Frauenanteil der Führungsgremien der 40 deutschen DAX-Konzerne zum Stichtag 1. Februar 2023 nur bei 22,8 Prozent lag. Nicht einmal jedes vierte Mitglied in DAX-Vorständen ist somit weiblich. In drei DAX-Unternehmen sitzt sogar gar keine Frau im Vorstand. Immerhin stellt die Studie aber eine Steigerung des Frauenanteils fest, 2022 hatte er noch bei unter 20 Prozent gelegen. Deshalb kann Fidar-Präsidentin Anja Seng den neuen Zahlen viel Positives abgewinnen. Gesetzliche Vorgaben wirkten "deutlich schneller, als wir es erwartet haben, weil gleichberechtigt besetzte Führungsetagen die Unternehmen besser machen", wird Seng von "DIE ZEIT" zitiert. Der Druck auf die Unternehmen steige, die gleichberechtigte Teilhabe durchzusetzen.
In diesem ESG-Aspekt sind deutsche Unternehmen Weltklasse
Während es insgesamt noch Nachholbedarf gibt, gehören deutsche Unternehmen in einer Hinsicht offenbar bereits zur Weltklasse - nämlich, was die Beachtung von ESG-Zielen bei der Vorstandsvergütung betrifft. Laut einer aktuellen Studie von WTW knüpfen 77 Prozent der weltweit betrachteten börsennotierten Unternehmen im Jahr 2023 ihre Vorstandsvergütung auch an die Erreichung von ESG-Zielen - im vergangenen Jahr lag dieser Anteil noch bei 68 Prozent. DAX-Unternehmen liegen im globalen Vergleich deutlich vorne: 98 Prozent der führenden deutschen Unternehmen berücksichtigen ESG-Ziele in ihren Vergütungssystemen (Incentive-Systemen), wie das "Private Banking Magazine" schreibt.
Ralph Lange, Senior Director Executive Compensation bei WTW und einer der Hauptautoren der Studie, sieht positive Entwicklungen. "ESG ist auf dem Vormarsch. Aufgrund der regulatorischen Anforderungen sowie der Erwartungshaltung von Investoren, Mitarbeitenden und der Öffentlichkeit konzentrieren sich Unternehmen zunehmend auf die Verknüpfung von ESG-Zielen mit der Vorstandsvergütung", so Lange.
KPMG-Studie offenbart Schwierigkeiten deutscher Unternehmen bei ESG-Datenerfassung
Damit deutsche Unternehmen die ESG-Standards vollständig, langfristig und flächendeckend erfüllen, bedarf es aber einer guten Qualität der Datenverfassung - und diese ist bislang wohl noch meilenweit entfernt. Laut einer aktuellen KPMG-Studie fehlen vielen befragten Unternehmen in Deutschland bisher die erforderlichen ESG-Kennzahlen. Etwa ein Drittel der Unternehmen verfügt nicht über Kennzahlen zu sozialen Aspekten. Nur 40 Prozent haben ein KPI-Set für Governance-Aspekte, während 56 Prozent KPIs zur Steuerung von Umweltaspekten haben. Ein weiteres Problem besteht laut der von "Logistik Heute" zitierten KPMG-Analyse darin, dass Unternehmen Schwierigkeiten haben, ESG-Daten einheitlich zu sammeln und zu verarbeiten, da viele auf verteilte Datenquellen in unterschiedlichen Formaten zugreifen. Zudem fehlen mehr als der Hälfte verbindliche Prozesse zur systematischen Pflege und Verwaltung von ESG-Daten.
Die KPMG-Studie offenbart auch, dass die meisten deutschen Unternehmen Nachhaltigkeitsaspekte in der obersten Managementebene verankert haben, aber Schwierigkeiten haben, diese Aspekte effektiv mit ihrer Geschäftsstrategie in Einklang zu bringen. Für etwa zwei Drittel der Befragten stellt die Vereinbarkeit von ESG-Aspekten mit der Geschäftsstrategie die größte Herausforderung dar, insbesondere gilt dies für Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 500 Millionen Euro. Darüber hinaus haben 61 Prozent Schwierigkeiten, ihre ESG-Ziele zu steuern, zu überwachen und zu erreichen, und bei jedem fünften Unternehmen fehlt eine strukturierte Aufbauorganisation für das ESG-Management.
Auch wenn einige deutsche Unternehmen in den vergangenen Jahren durchaus Fortschritte bei der Implementierung von höheren ESG-Standards gemacht haben, liegen es doch noch unzählige Herausforderungen voraus. Ein höheren Frauenanteil und die möglichst frühe Erreichung der Klimaneutralität stellen die wohl publikumswirksamsten Themen dar, auf die Konsumenten und Anleger in den kommenden Jahren mit Argusaugen schauen dürften.
Redaktion finanzen.net
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06.11.2024 | EVOTEC SE Outperform | RBC Capital Markets |
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