China öffnet Automarkt: Große Chance für Elon Musk und Tesla - Pech für Warren Buffett?
Noch immer steht der Handelskrieg zwischen den USA und China im Raum. Am Dienstag sorgte China jedoch für eine Überraschung: Der Automarkt soll für ausländische Autohersteller geöffnet werden. Dies könnte bei Tesla für Feierlaune sorgen. Ausgerechnet Starinvestor Warren Buffett könnte wiederum Leidtragender der Neuregelungen sein.
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Vor fünf Jahren bereits hatte die chinesische Staatsführung angekündigt, den chinesischen Automarkt auch für ausländische Hersteller öffnen zu wollen. Am Dienstag kam die offizielle Verkündung dennoch überraschend: Bereits in diesem Jahr dürfen ausländische Autobauer bei Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen eigenständig in China agieren. 2020 soll der Nutzfahrzeugmarkt und 2022 letztendlich der gesamte Pkw-Sektor geöffnet werden. Seit 1994 hatten sich nicht-chinesische Autobauer an chinesische Partner halten müssen, um auf dem chinesischen Markt aktiv werden zu können. Dabei durften sie wiederum nur maximal 50 Prozent an den jeweiligen Gemeinschaftsunternehmen halten. Nun ist mit einem Mal auch für ausländische Autobauer - theoretisch - ein Alleingang in China möglich. Für Elon Musk könnte damit ein langgehegter Traum endlich Wirklichkeit werden.
Freie Bahn für das große Tesla-Werk in China?
Elon Musk plante schon längere Zeit, mit seinem Elektroautounternehmen Tesla auch den chinesischen Markt zu erobern. Eine eigene Fabrik wollte Musk dort bauen - am liebsten jedoch alleine, ohne chinesische Partner. Daran scheiterten Musks China-Pläne bislang. Im März hatte der Tesla-Chef noch auf einen Tweet von US-Präsident Donald Trump geantwortet und sich dabei über die 25-Prozent-Importgebühr beschwert, die für amerikanische Autos anfällt, um in China verkauft werden zu können. "Ich bin gegen Einfuhrzölle, aber die derzeitigen Regeln machen es sehr schwierig. Es ist, als würde man in einem olympischen Rennen mit Bleischuhen antreten", twitterte Musk wörtlich.
For example, an American car going to China pays 25% import duty, but a Chinese car coming to the US only pays 2.5%, a tenfold difference
- Elon Musk (@elonmusk) 8. März 2018
Nun könnten diese Probleme für Elon Musk und Tesla auf einen Schlag gelöst und der Weg auf den chinesischen Markt frei sein. Tesla kann hierbei besondere Vorteile aus den Neuregelungen ziehen. Viele der großen, etablierten Autohersteller sind noch über viele Jahre an ihre laufenden Verträge mit den chinesischen Partnern gebunden, der VW-Konzern teilweise sogar noch bis 2041. Bis dahin besteht ein bindender Vertrag mit dem Unternehmen FAW aus Nordchina. Das Joint-Venture mit dem staatlichen Hersteller SAIC aus Shanghai besteht vorläufig bis 2035. Zeit, in der Elon Musk mit Tesla bereits längst durchgestartet sein könnte.
Leidtragende sind die chinesischen Autohersteller - und Warren Buffett
Doch während die neuen Regelungen für alle ausländischen Autohersteller - zumindest langfristig - eine positive Neuerung darstellen, könnten ausgerechnet die einheimischen Autobauer, wie etwa BYD, große Nachteile aus der Öffnung des Marktes ziehen müssen. Die Chinesen hatten bislang durch die geltenden Regelungen unter anderem dahingehend profitiert, dass sie Einblicke in die Technologie ihrer ausländischen Partner erhielten. Diese Möglichkeit könnte nun auf absehbare Zeit wegfallen. Den chinesischen Auto-Aktien machte die Nachricht der Marktöffnung zu schaffen. Die BYD-Papiere fielen im Anschluss an die Nachrichten im Dienstagshandel um mehr als 2,4 Prozent.
Und mit im Boot bei BYD: Starinvestor Warren Buffett. Die Tochtergesellschaft von Buffetts Berkshire Hathaway, MidAmercian Energy Holdings, hat 2008 rund 230 Millionen US-Dollar in eine 10-prozentige Beteiligung an BYD investiert. Dieses Investment könnte durch die Neuregelungen auf dem chinesischen Markt nun ebenfalls unter einem schlechten Stern sehen.
Analyst relativiert: China bleibt für ausländische Hersteller ein Risiko
Ob die chinesischen Autobauer nun auf ihrem eigenen Heimatmarkt aufgrund der ausländischen Autobauer wirklich in Bedrängnis kommen, ist jedoch fraglich. Tatsächlich haben die chinesischen Autohersteller inzwischen zu ihrer ausländischen Konkurrenz aufschließen können. So wurde Geely kürzlich mit fast zehn Prozent größter Anteilseigner von Daimler. Die staatliche Dongfeng-Gruppe kaufte vor Kurzem wiederum 14 Prozent der Anteile von Peugeot Citroen. Dies könnte Chinas Präsident Xi Jinping durchaus im Hinterkopf gehabt haben, als er die Öffnung des Automarktes am Dienstag verkündete. Trotz der neuen Freiheit auf dem chinesischen Markt könnten sich ausländische Autobauer aber dennoch weiterhin an chinesische Partner halten. Das glaubt unter anderem George Galliers, Automobilanalyst bei Evercore ISI. Er sagte am Dienstag gegenüber CNBC, dass der alleinige Weg auf den chinesischen Markt immer noch ein Risiko für ausländische Hersteller darstelle - auch wenn die Beschränkungen nun aufgehoben würden: "Für Tesla und andere, die noch keine lokale Produktion haben oder die nur wenige Joint-Ventures eingegangen sind, machen vollständig eigene Operationen nun Sinn - zumindest oberflächlich", so Galliers. "Dennoch mag es weiterhin einen Vorteil bedeuten, lokale Partner und Joint-Ventures zu haben." Er sei sich sicher, dass jeder diese Möglichkeit auch weiterhin in Betracht ziehen werde.
Wie groß ist die Freiheit für ausländische Autobauer in China tatsächlich?
Letztendlich könnte das Szenario sogar so aussehen, dass die Öffnung des chinesischen Marktes möglicherweise nur auf dem Papier besteht. Nach wie vor könnten chinesische Partner als wichtige - wenn nicht gar unumgängliche - Türöffner für Ausländer auf dem Automarkt in China fungieren. Joint-Ventures mit einheimischen Firmen könnten ausländischen Partnern auch weiterhin dabei helfen, etwa die Kosten beim Einkauf zu senken. Daneben erhalten Staatskonzerne in China leichter Kredite und können leichter Bauland erwerben als ausländische Firmen. Zieht man all dies mit ins Kalkül, könnte die Realität letztendlich so aussehen, dass der Markt ausländischen Firmen zwar formal offensteht, jedoch weiterhin eine Art informelle Notwendigkeit für die Ausländer bestehen bleibt, sich mit einheimischen Unternehmen zusammen zu tun.
Dies könnte Teslas Vorteilsposition im Hinblick auf China etwas relativieren - aber auch die Nachteile, die eventuell Warren Buffett ereilen könnten. Wie der chinesische Markt 2022 aussehen wird, wenn die letzten Beschränkungen für den Pkw-Sektor gefallen sind, bleibt also spannend abzuwarten.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Jason Merritt/Getty Images for Tesla
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