VWD: Der seltsame Abschied des Edmund K.

So hatte sich das Edmund J. Keferstein wohl kaum vorgestellt. Der Aktionär, Vorstand und Schmied der VWD Vereinigte Wirtschaftsdienste AG, war zwar „maßgeblich an der Internationalisierung sowie der heutigen Positionierung“ beteiligt, dennoch hat der Aufsichtsrat seinen Vertrag nicht verlängert. Die Trennung sei das Ergebnis „unterschiedlicher Ansichten“, heißt es in der vor wenigen Tagen veröffentlichten Pressemitteilung lapidar. Und der Aktienkurs stieg.

Seit Mitte 2007 hatte sich das Papier in einem Sinkflug befunden. Die Trendwende brachte erst die Berufung von Dr. Andreas Dahmen am 1. Januar 2011 zum Finanzvorstand mit Teilzeitmodell. So ungewöhnlich die Tätigkeit als Teilzeitfinanzvorstand auch sein mag, so erfolgreich war sie zunächst. Während andere Finanzdienstleister seit Jahresanfang im Durchschnitt um 23 Prozent einbrachen, hielt sich die VWD-Aktie praktisch unverändert, und das trotz der hohen Bewertung. Zum Wochenschluss kam das Papier auf ein KGV von 39 und ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2,3.

Freuen wird das Großaktionär ­CornerstoneCapital (37 Prozent). Die Beteiligungsgesellschaft will ihren Anteil schon seit Längerem verkaufen. Dahmen scheint dafür der richtige Mann. Mit Cornerstone ist er seit vielen Jahren eng verbunden. Gemeinsam kontrolliert man die Integrata AG. Dort trifft man auch den VWD-Aufsichtsrat Pieter van Halem wieder, in gleicher Funktion. Da Dahmen nicht alles selbst machen kann, hat er diverse Partnerschaften mit ­Beratungsgesellschaften be- und gegründet. Darunter die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft GHK Management Consulting in Offenbach, deren Initiator und Managing Partner Dahmen ist und an der er rund ein Drittel der Anteile hält. Daneben ist er auch im Management der NCT Group und dort geschäftsführender Gesellschafter der Pragmos GmbH. Die Pragmos hat, wen wundert’s, schon einen Auftrag von VWD. Die Beratungsmethoden der NCT Group sind Programm: sich „schnell und unauffällig in die Strukturen und in die Organisation ihrer Mandanten“ einzufügen. Man agiere dann „geräuschlos, schnell und effektiv bis zum erfolgreichen Abschluss der gestellten Aufgabe“. Die Aufgabe, so scheint es, ist der schnelle Verkauf.

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Folgerichtig wurde Dahmens Tä­tigkeitsgebiet nach dem Abgang Kefersteins erweitert. Seine bisherige Erfolgsbilanz: Mit Close Brothers Seydler kam im zweiten Quartal ein neuer Designated Sponsor, der auch als neues Researchhaus gewonnen werden konnte. Im Juli erschien dann auch der erste positive Bericht, der die VWD-Aktie bei 3,90 Euro sah und zum Kauf empfahl. Leider gab es einen Vorzeichenfehler. Korrekt wären es nur 1,25 Euro gewesen. Auf Nachfrage räumten die Analysten gegenüber €uro am Sonntag den Rechenfehler zwar ein. Das Anlageurteil blieb dennoch unverändert.

Parallel zum Kurs hat sich auch die Liquidität der Aktie erholt. Doch wird das nicht immer genutzt. Tatsächlich wich der Handel bei kleinsten Stückzahlen immer mal wieder an einen anderen Börsenplatz aus, wo der Kurs höher lag. Ob da jemand auf den günstigen Einstand verzichtet hat, des Großen Ganzen wegen? Keferstein jedenfalls schien dabei eher hinderlich zu sein.