Aktien-Check: Werte mit mindestens 30 Prozent Kurspotenzial
Das Wirtschaftsmagazin €uro hat Firmen herausgefiltert, die einen Börsenwert von über 1,5 Milliarden Euro haben, deren Kurs/Gewinn-Verhältnis kleiner als 15 ist und die eine ordentliche Dividende zahlen. 20 Aktien haben den Test bestanden.
Werte in diesem Artikel
von €uro-Redakteur Jörg Lang
Die Reise führt nicht zu den schönsten Stränden. Auch historische Monumente bleiben unbeachtet. Die einzelnen Stopps hat vielmehr ein mächtiges Analyseprogramm festgelegt: die Aktiendatenbank von CSFB-Holt, einer Tochterfirma der Credit Suisse. Sie speichert Ergebnisse und Prognosen für rund 20.000 Unternehmen in mehr als 60 Ländern.
Schon die erste Station, das niederösterreichische Annaberg, ist mit Bedacht gewählt. Dort steht das Wasserkraftwerk Wienerbruck. Seit 1908 liefert es kontinuierlich Strom. Betreiber ist die börsennotierte Energieversorgung Niederösterreich, kurz EVN. Den Computer interessiert nicht die Landschaft der Kalkalpen. Er hat vielmehr bei der Muttergesellschaft Diskrepanzen zwischen der Marktkapitalisierung und dem inneren Wert der Gesellschaft festgestellt.
„Der Markt geht davon aus, dass jeder investierte Euro des Unternehmens eine negative Rendite von mehr als zwei Prozent abwirft“, sagt John Lagerman von CSFB-Holt: „In der Vergangenheit haben sich die Investments des Unternehmens aber deutlich positiv verzinst.“ Immer, wenn diese Konstellation auftritt, sollten Anleger hellhörig werden. Sie können dann Geld verdienen. Denn das Abschneiden von Unternehmen an der Börse wird langfristig dadurch bestimmt, wie sich investiertes Kapital verzinst. Börsenkurse schwanken aber stark. Bei hohen Kursen antizipieren die Anleger überdurchschnittliche, bei niedrigen Notierungen unterdurchschnittliche Kapitalrenditen.
Wie hoch die im Einzelfall sind, kann die Holt-Datenbank errechnen. Der Vergleich mit den historischen Durchschnittswerten oder dem, was Analysten seinerzeit für die Zukunft erwarteten, zeigt, ob Kurspotenzial vorhanden ist. Im Fall von EVN würde eine Normalbewertung an der Börse fast eine Kursverdoppelung bedeuten.
Auf der Suche nach solchen Schnäppchen hat €uro Lagerman gebeten, seine Datenbank auf Firmen abzuklopfen, die gemessen an der Einschätzung der Kapitalrenditen von den Investoren eventuell zu skeptisch betrachtet werden. Zudem gab es drei Filter. In die Auswahl kamen nur Unternehmen, die einen Börsenwert von mehr als 1,5 Milliarden Euro haben, deren Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der erwarteten Erträge 2009 kleiner als 15 ist, und die nicht zuletzt eine ordentliche Dividende zahlen.
225 Unternehmen erfüllten diese Kriterien. Eine Feinauswahl ließ 20 Aktien übrig. Als Depot hätten sie folgende Kennzahlen: Die durchschnittliche Dividendenrendite beträgt 4,9 Prozent, das KGV 10,1 und das theoretische Kurspotenzial über 90 Prozent. Erwartungsgemäß beinhaltet die Auswahl viele Firmen, um die Investoren momentan einen Bogen machen. Und das Risiko, dass sich diese Einschätzung bewahrheitet, ist nicht gering. Auf der anderen Seite locken hohe Gewinnchancen.
Ein gutes Beispiel ist die Pharmafirma Lundbeck. Die Dänen haben sich auf Medikamente für Erkrankungen des zentralen Nervensystems spezialisiert. Eingesetzt werden die Produkte bei Schizophrenie, Angstzuständen, Parkinson und Alzheimer. Zudem hat Lundbeck mit Circadin ein Präparat gegen Schlafstörungen auf dem Markt. Auch die Pipeline ist Erfolg versprechend. Ein Präparat wurde von der US-Gesundheitsbehörde zugelassen, fünf befinden sich in der letzten Phase der klinischen Erprobung. Das Unternehmen mit einem Börsenwert von 2,4 Milliarden Euro hat 2008 einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro erzielt. Die Marge, gemessen am Gewinn vor Steuern und Zinsen, lag bei über 20 Prozent. Im laufenden Zyklus schlagen sich die Dänen noch besser. Der Umsatz wächst zweistellig, das Ergebnis überproportional.
Der wegen der demografischen Entwicklung richtige Markt, dynamisches Wachstum, hohe Renditen – die Aktie müsste eigentlich mit einer dicken Prämie gehandelt werden. Das Gegenteil ist der Fall. Das KGV beträgt nur neun. Der Grund für den Abschlag – für den das Holt-Schema anhand einer normalisierten Bewertung der Kapitalrenditen ein Kurspotenzial von mehr als 100 Prozent errechnet – liegt in der Besorgnis der Investoren über den Patentablauf des Präparats Lexapro in den USA im Jahr 2012. Da helfen auch Beschwörungen des Lundbeck-Vorstandsvorsitzenden Ulf Wiinberg nicht, dass die Lücke bis dahin längst geschlossen sein dürfte. Aber die aktuelle Entwicklung stützt diese Prognose: Obwohl Lexapro einen Umsatzrückgang von zehn Prozent hinnehmen musste, wuchs das gesamte Geschäft.
Klar ist: Der komplette Ausfall des Präparats ist im Kurs eskomptiert. Die Pipeline und das starke Wachstum des bestehenden Produktportfolios jedoch nicht. Sollte sich aber abzeichnen, dass die Lücke kurzfristig nicht geschlossen werden kann, wird der Großaktionär des Konzerns seine Strategie überdenken müssen. Bisher setzt die Lundbeck-Stiftung (Anteil: 70 Prozent) auf die Selbstständigkeit des Konzerns. Kommen Zweifel auf, könnte auch der Verkauf der Gesellschaft anstehen. Spätestens dann sind deutlich höhere Kurse möglich.
Mit der Pipeline-Problematik steht Lundbeck nicht allein da. Unter den 225 Werten, die sich für die Grundauswahl qualifizierten, waren mehr als zehn Pharmafirmen. Außerordentliches Potenzial und eine sehr niedrige Bewertung weist hier der – gut elf Flugstunden von Kopenhagen entfernte – japanische Marktführer Takeda Pharmaceutical auf. KGV unter zehn und Dividendenrendite von knapp fünf Prozent sind eigentlich keine pharmatypischen und schon gar keine japanischen Bewertungsrelationen. Zum Vergleich: Zehnjährige Staatsanleihen in Yen bringen lediglich eine Rendite von 1,4 Prozent. Weil Japans Markt sehr abgeschottet ist und der Anteil der alten Menschen zunimmt, scheint eine zumindest stabile Entwicklung keine allzu gewagte Prognose. Wenig überraschend, dass der Holt-Rechner ein Kurspotenzial von über 100 auswirft.
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Unter die Top 20 schafften es auch zwei Flugzeugtriebwerkshersteller: die deutsche MTU und Safran, das französische Pendant. Knapp zweistellige KGVs und eine durchschnittliche Dividendenrendite sind hier erst einmal keine klaren Kaufargumente. Die Stärken der Firmen liegen aber in ihren Wartungsverträgen, die bei einem geringen Kapitaleinsatz dicke Gewinne einfahren.
Welchen Wert Anleger hier favorisieren, bestimmt wohl die Risikoneigung. An Safran, dessen Triebwerke unter anderem den City-Jet Boeing 737 antreiben, hält der französische Staat rund 30 Prozent der Aktien. Das ist beruhigend, weil die lukrativen Aufträge des Militärgeschäfts mit großer Wahrscheinlichkeit nicht an dem Unternehmen vorbeigehen werden. Im laufenden Jahr meldeten die Franzosen wohl auch deshalb gegen den Trend steigende Umsätze und Erträge.
Der Reiz von MTU liegt im Gegensatz dazu gerade in der Selbstständigkeit. Das Unternehmen kam 2005 an die Börse, nachdem es einige Jahre bei der Beteiligungsfirma KKR aufgepäppelt wurde. Seit dem Börsengang hat MTU Schulden abgebaut, die Bilanz ist heute mehr als solide und die Ertragslage gemessen am Betriebsergebnis zumindest stabil. Das könnte wieder Beteiligungsfirmen auf den Plan rufen. Noch vor zwei Jahren hätte sich eine Übernahme der Münchner selbst zu einem Kurs von 50 Euro gerechnet. Aktuell notiert der Wert bei 32,72. Da ist das Kurspotenzial, das Holt mit 60 Prozent angibt, sogar noch konservativ errechnet.
Um die Produkte von Millicom International Cellular in Aktion zu sehen, ist fast eine Weltreise nötig. Das Mobilfunkunternehmen hat sich nämlich darauf spezialisiert, dort präsent zu sein, wo große Anbieter sich eher zieren. Tansania in Afrika, Honduras in Mittelamerika und Bolivien in Südamerika – in insgesamt 16 Ländern bieten die Luxemburger günstige Prepaid-Lösungen an. Die Aktivitäten in Laos und Kambodscha will das Unternehmen verkaufen. Dabei soll laut Vorverträgen das 7,2-Fache des Betriebsergebnisses vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern erlöst werden. Wird diese Bewertung auf den Konzern übertragen, ergibt sich ein Wert von mehr als sechs Milliarden Euro. Dabei ist nicht berücksichtigt, dass die verbleibenden Regionen deutlich höhere Gewinnmargen abwerfen und somit einen höheren Gewinnmultiplikator rechtfertigen würden.
Auch in Australien gibt es eine Anlaufstation, sogar mit touristischem Flair: Tabcorp Holdings ist im Wettgeschäft mit Pferderennen aktiv und betreibt Spielkasinos. Dort sollte man das verdiente Geld aber kaum wieder einsetzen. Denn das Kasino gewinnt immer. Also lieber landen und direkt einsteigen: Auf dem Ticket der Aktie steht ein möglicher Jackpot von 61 Prozent.
So wurde bewertet
Mindestens 30 Prozent Potenzial, mehr als 1,5 Milliarden Euro Börsenwert und ein KGV von unter 15 – insgesamt spuckte die Datenbank von CSFB-Holt 225 Werte aus. Die Redaktion hat die Liste zurechtgestutzt. Zum einen wurden alle Firmen eliminiert, deren Aktien nicht in Deutschland oder an einer anderen größeren Börse gehandelt werden. Diesem Schnitt fielen vor allem Aktien aus den Schwellenländern zum Opfer. Eine davon: der sehr attraktive bewertete Anteilschein des Chipanbieters Mediatek aus Taiwan.
Unter den Top 20 finden sich zudem keine Finanzwerte. Die Qualität der Bilanzen von Banken und Versicherungen ist für Externe wie die €uro-Redaktion nicht zu beurteilen. Viele Häuser können einen Teil ihrer Anlagen nicht mit Marktpreisen belegen. Das kann in den kommenden Jahren zu Abschreibungen und Kapitalerhöhungen führen.
Im letzten Screening achtete die Redaktion darauf, dass einzelne Branchen und Länder nicht zu stark vertreten sind. In der Grundauswahl waren beispielsweise rund 40 Versorgerbetriebe. Davon sind letztlich zwei geblieben. Das Top-20-Depot weist sehr attraktive Kennzahlen auf. Das durchschnittliche KGV der Werte beträgt 10,1. Zum Vergleich: Der Weltaktienindex MSCI World liegt zurzeit jenseits von 15. Die Dividendenrendite beträgt knapp fünf Prozent. Das theoretische Kurspotenzial eines Depots aus diesen Aktien beträgt gemessen an normalisierten Kapitalrenditen mehr als 90 Prozent.
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