Tesla-Aktie ohne Full Self-Driving-Service "praktisch gar nichts wert": Tesla-Chef Elon Musk betont Wichtigkeit von autonomem Fahren
Bereits mehrfach gab Tesla-CEO Elon Musk Aussicht auf den Ausbau des Tesla-Fahrassistenzsystems "Autopilot" zum autonomen Betrieb. Bisher lässt die Funktion allerdings auf sich warten. Wie wichtig selbstständiges Fahren für den E-Autobauer aber ist, betonte der Unternehmer kürzlich in einem Interview.
Werte in diesem Artikel
• Teslas "Autopilot" übernimmt einfache Funktionen
• Musk versprach autonomen Betrieb bereits mehrfach
• Unternehmenserfolg von Funktion abhängig
Teslas "Autopilot" übernimmt Grundfunktionen
Der US-amerikanische E-Autobauer Tesla hat sich schon länger auf die Fahne geschrieben, für seine Fahrzeuge autonomes Fahren bereitstellen zu wollen. Aktuell ist dies noch nicht möglich, mit dem "Autopilot" stellt der Konzern von Elon Musk aber bereits einige Fahrassistenzfunktionen zur Verfügung. So kann das System auf einer Fahrspur derzeit eigenständig lenken, beschleunigen und bremsen, wie das Unternehmen auf seinem Webauftritt informiert, aus rechtlichen Gründen sei aber die "aktive Überwachung" durch den Fahrer notwendig. Der Autopilot kann außerdem einen Spurwechsel vorschlagen. Damit zählt der Tesla-Assistent zur zweiten Stufe autonomen Fahrens, dem teilautomatisierten Fahren. Nicht nur muss der Fahrer dabei ständig die Kontrolle über das Fahrzeug bewahren und jederzeit eingreifen können, bei dadurch entstandenen Unfällen haftet er auch vollständig, so der "ADAC".
Autonomer Betrieb in Entwicklung
Langfristig wolle man aber die fünfte und damit höchste Stufe erreichen, die tatsächliches autonomes Fahren abdeckt. In diesem Fall würde das Auto vollkommen selbstständig fahren, ein Eingreifen des Fahrer wäre nicht mehr nötig. Auch die Haftung würde dann nicht bei den Insassen liegen. Neuere Tesla-Modelle sollen hardwaretechnisch bereits in der Lage sein, zukünftig einen autonomen Betrieb zu ermöglichen, so Tesla. "Die zukünftige Verwendung dieser Autonomiefunktionen ohne Überwachung hängt davon ab, ob eine Zuverlässigkeit gewährleistet werden kann, die das menschliche Vermögen überschreitet", so der E-Autohersteller. "Dazu sind weitere Tests über mehrere Milliarden Kilometer sowie entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen erforderlich, die in manchen Rechtsprechungen länger dauern können." Besonders in den USA kam es bereits zu einigen Unfällen mit Tesla-Fahrzeugen, bei denen der Autopilot aktiviert gewesen sein soll.
Funktion lässt trotz mehrfacher Ankündigung auf sich warten
Die Aussicht auf selbstständig fahrende Autos gab Konzernchef Musk bereits 2015, wie "Business Insider" berichtet. "Ich schätze, dass wir in etwa drei Jahren volle Autonomie haben werden", habe der Unternehmer damals erklärt. 2019 erneuerte er sein Versprechen und zeigte sich "sicher", dass Tesla-Autos ihre Fahrer noch im selben Jahr auf einem Parkplatz finden, abholen und zu einem Ziel befördern könnten, ohne dass ein Eingreifen nötig sei. Bei der Vorstellung der Zahlen für das vierte Quartal 2021 sagte der Konzernlenker dann Ende 2022 als Startdatum für "Full Self-Driving" voraus. "Meine persönliche Einschätzung ist, dass wir in diesem Jahr das vollständig selbstfahrende Auto erreichen werden", zitiert das Portal Musk.
"Schwerpunkt liegt auf der Lösung des vollständigen Selbstfahrens"
Wie wichtig dieses Ziel tatsächlich für den Konzern ist, erklärte der Unternehmenschef kürzlich im Interview mit dem Tesla-Fanclub "Tesla Owners Silicon Valley". So gebe es bei den E-Fahrzeugen noch einige Baustellen, an denen die Entwickler arbeiten müssen, darunter auch das kommende Infotainment-System oder der integrierte Webbrowser. "Aber der Schwerpunkt liegt auf der Lösung des vollständigen Selbstfahrens", betonte Musk. "Das ist entscheidend. Das ist tatsächlich der Unterschied dazwischen, ob Tesla eine Menge Geld oder praktisch gar nichts wert ist." Zuletzt kostete die Aktie des E-Autobauers 712,52 US-Dollar, womit Tesla auf einen Marktwert von 673,7 Milliarden US-Dollar kommt (Stand vom 21. Juni 2022).
Hohe Gewinnspanne bei Tesla-Ersatzteilen
Wie wichtig autonomes Fahren für Tesla ist, habe sich auch bei einer Unterhaltung zwischen Musk und einem Pkw-Investor gezeigt, dessen Namen aber nicht genannt wurde. "Er sagte, dass die Autofirmen kein Geld mit dem Verkauf von Neuwagen verdienen. Sie verdienen ihr ganzes Geld mit dem Verkauf von Gebrauchtteilen an ihre bestehende Flotte", so der Unternehmer weiter. "Die Lebensdauer eines Autos, bevor es auf dem Schrottplatz landet, kann 20 Jahre betragen. Die Garantie läuft in der Regel nach vier Jahren ab, und es gibt eine Menge Dinge, die nicht von der Garantie abgedeckt sind." Wenn der Fuhrpark sich als verlässlich erweise, würden etwa 80 Prozent dessen nicht durch Garantiefälle abgedeckt werden, erklärte Musk. Somit könnten Ersatzteile für bereits gekaufte Autos mit einer hohen Gewinnspanne verkauft werden, während Neuwagen eine niedrige Gewinnspanne aufweisen würden.
"Massive Eintrittsbarriere"
Dies sei für Tesla aber eine "massive Eintrittsbarriere", da der E-Autobauer deutlich höhere Verkaufspreise verlangen müsse als die Konkurrenz. Damit Tesla-Autos dennoch genügend Interessenten finden, müssten sich die Fahrzeuge daher deutlich von denen der Mitbewerber abheben. Dies sei im Fall von Tesla konkret der zukunftsfähige E-Antrieb sowie das "Full Self-Driving"-System. "Das ist der einzige Weg zum Erfolg. Man muss bei der Autonomie gewinnen, und man muss bei der Elektrifizierung gewinnen", betonte Musk.
Ob sich bei Teslas autonomem Fahrsystem also bald etwas ändert und der von Musk angekündigte Zeitraum für die Umsetzung realistisch ist, bleibt also vorerst abzuwarten.
Redaktion finanzen.net
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