Tesla reduziert Preise für E-Autos in China - und sorgt damit für Nervosität unter Anlegern und Experten
Der Autobauer Tesla hat die Preise für seine E-Autos in der jüngsten Vergangenheit mehrfach angehoben. Nun vollzieht der Konzern um Elon Musk jedoch eine Kehrtwende - zumindest in China. Dort wurden die Preise für zahlreiche Modelle um umgerechnet mehrere tausend US-Dollar gesenkt. Anleger und Analysten reagierten jedoch alles andere als erfreut.
Werte in diesem Artikel
• Tesla senkt Verkaufspreise für Neuwagen in China
• Experten und Anleger besorgt über möglicherweise sinkende Nachfrage
• Preise werden laut Tesla entsprechend den Produktionskosten angepasst
Eigentlich kannten die Preise beim E-Autohersteller Tesla seit 2021 nur noch eine Richtung: Nach oben. Sowohl in Europa als auch in den USA und China hob der Konzern um Elon Musk die Preise für Model 3, Model Y und Co. in den vergangenen Monaten mehrfach an. Begründet wurde dies mit steigenden Materialkosten, die auch die Produktion der E-Autos verteuerten. Tesla-Chef Elon Musk stellte im Juli zwar für die Zukunft auch wieder Preissenkungen in Aussicht, allerdings erst, wenn sich die Inflation wieder beruhigt habe - und davon kann aktuell wohl kaum die Rede sein.
Doch zumindest chinesische Käufer müssen nun nicht mehr ganz so tief in die Taschen greifen, wenn sie einen Wagen des US-Konzerns erstehen wollen. Denn in China sanken die Preise für Neuwagen von Tesla nun zum ersten Mal in diesem Jahr, nachdem das Unternehmen chinesischen Käufern laut "MarketWatch" zuvor bereits einen Rabatt angeboten hatte, wenn sie mit dem Kauf eines E-Autos auch eine Versicherung von Tesla abschlossen. Laut der chinesischen Tesla-Webseite kostet der Model Y in China in der Basisversion nun nur noch 288.900 Yuan anstatt 316.900 Yuan. Umgerechnet entspricht das einem Preisrückgang von ca. 43.500 US-Dollar auf 39.700 US-Dollar. Der Model 3 ist nun ab 265.900 Yuan - umgerechnet rund 36.500 US-Dollar - zu haben. Er ist damit umgerechnet rund 1.900 US-Dollar günstiger geworden. Im Durchschnitt seien die E-Autos um 2.700 US-Dollar günstiger geworden, schreibt "MarketWatch". Was potenzielle Käufer erfreuen dürfte, kam bei Anlegern und Analysten allerdings nicht gut an.
Preissenkungen bei Tesla verursachen "negative Stimmung"
Am 24. Oktober, dem ersten Handelstag nach den Preissenkungen, zeigten sich die US-Anleger nervös und schickten die Tesla-Aktie im Handelsverlauf teils kräftig ins Minus. Sie befürchteten offenbar einen Nachfragerückgang in China, dem laut "MarketWatch" weltweit größten Markt für Neuwagen und Elektroautos. Bereits im Vorfeld der Preisveränderungen waren Nachfragesorgen aufgekommen, da Tesla Anfang Oktober mit den Auslieferungszahlen für das dritte Quartal enttäuscht hatte: Statt wie erwartet 358.000 Fahrzeuge waren im Berichtszeitraum nur 343.830 E-Autos zu den Kunden gebracht worden. Es ist zwar offiziell nicht bekannt, wie viele Auslieferungen dabei auf China entfielen, allerdings sollen sich laut "MarketWatch" etwa 20.000 Teslas zum Quartalsende auf dem Weg von China nach Europa befunden haben, was Investoren laut der Nachrichtenseite auf sinkendes Interesse im Reich der Mitte zurückführten. Wie "MarketWatch" weiter berichtet, habe allerdings ein Unternehmensvertreter von Tesla bei der Telefonkonferenz zum dritten Quartal erklärt, dass die unter den Erwartungen ausgefallenen Lieferungen zum Teil auf eine schwierige Logistik zurückzuführen seien und es eigentlich kein Problem mit der Nachfrage gebe. Dem gegenüber stehen allerdings Aussagen von Tesla-Chef Elon Musk, der laut "CNBC" erst kürzlich davon gesprochen habe, dass China "eine Art Rezession erlebe".
Citigroup-Analyst Jeff Chung zeigte sich laut "MarketWatch" nach den Preisreduzierungen in China ebenfalls pessimistisch. "Wir gehen davon aus, dass dieser Preissenkungsansatz eine insgesamt negative Stimmung [in der Branche] hervorrufen wird", so der Experte. Ihn beruhige besonders, dass die Preise fallen, während auch der Gesamtumsatz zurückgehe. Laut "CNN" warnen weitere, nicht näher identifizierte Analysten von einer "wachsenden Autobestandsschwemme" in der Volksrepublik, da die Verkäufe von E-Autos in China im September generell so langsam gestiegen seien wie seit fünf Monaten nicht mehr. Experten der China Merchants Bank International (CMBI) werteten die Preissenkungen von Tesla laut "CNN" indes als einen Beweis für den wachsenden Wettbewerb zwischen den E-Autoherstellern in China. "Die Preissenkungen unterstreichen den möglichen Preiskampf, den wir seit August hervorheben", sagte CMBI-Analyst Shi Ji laut dem Nachrichtenportal. Die Bank geht davon aus, dass auch andere E-Autobauer die Preise senken werden, da die Produktionskapazitäten im nächsten Jahr - anders als die Nachfrage - steigen würden.
Preissenkungen womöglich nur Folge von gesunkenen Kosten bei Tesla
Für Autohersteller sind Preissenkungen laut "MarketWatch" vor allem auch deshalb problematisch, da sie sich negativ auf die Profitabilität auswirken können. Denn wenn die Preise fallen, fällt möglicherweise auch der Gewinn. Doch bei Tesla gibt es auch Faktoren, die darauf hindeuten, dass dies hier nicht unbedingt der Fall sein muss. Denn in der Vergangenheit hatte Tesla einige Preiserhöhungen mit gestiegenen Materialkosten begründet. Nun sind jedoch die Kosten für einige bei der Batterieproduktion benötigten Materialien wieder gesunken - und auch Stahl ist wieder günstiger geworden. Womöglich gibt Tesla also die gesunkenen Kosten einfach an die Kunden weiter. Dass dies zunächst in China und noch nicht im Rest der Welt geschieht, könnte einen weiteren Grund haben. So wurde die Tesla-Fabrik in Shanghai erst kürzlich verbessert und dabei die Produktion erhöht. Laut "Reuters" können dort nun wöchentlich 22.000 Fahrzeuge vom Band laufen anstatt zuvor nur 17.000. Eine höhere wöchentliche Produktion hat dabei automatisch auch einen Rückgang der Durchschnittskosten pro Fahrzeug zur Folge.
Gegenüber der Nachrichtenagentur bestätigte ein Tesla-Sprecher dann auch, dass man die Preise der E-Autos entsprechend den Kosten angepasst habe. Die Kapazitätsauslastung in der Gigafactory in Shanghai habe sich verbessert, während die Lieferkette - trotz der wirtschaftlichen Auswirkungen von Chinas strenger Null-COVID-Politik - stabil bleibe, was zu niedrigeren Kosten führe, hieß es. Ob interessierte Käufer aus den USA und Europa auch in nächster Zeit in den Genuss von Preisnachlässen bei Tesla kommen werden, bleibt momentan jedoch noch offen.
Redaktion finanzen.net
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