NASDAQ-Unternehmen Tesla soll von Autopilot-Fehlern gewusst haben - Kritik an Marketingstrategie
In über 700 Unfälle sollen Tesla-Fahrzeuge mit aktiviertem Autopilot bereits verwickelt gewesen sein. Mindestens 19 davon verliefen tödlich - so auch ein Unglück, das im März 2019 im Unfalltod von Jeremy Banner resultierte. Nun deckte ein Richter Hinweise darauf auf, dass Tesla-Chef Elon Musk und weitere hochrangige Manager von den Problemen der FSD-Software wussten.
Werte in diesem Artikel
• Teslas Autopilot aufgrund von Unfällen in der Kritik
• Tödlicher Unfall 2019 in Miami
• Mängel sollen bekannt gewesen sein
Teslas Autopilot in zahlreiche Unfälle verwickelt
Teslas "Full Self Driving"-Assistant, auch unter der Bezeichnung "Autopilot" bekannt, gehört zu den Haupt-Verkaufsargumenten für die modernen E-Autos des Unternehmens unter der Führung von Elon Musk. Derzeit ist der Service ausschließlich für zahlende Beta-Tester aus den USA verfügbar, auch wenn sich jüngst die Hinweise auf eine baldige Einführung in Europa verdichteten. In der Vergangenheit stand Teslas Autopilot jedoch immer wieder in der Kritik, weil er bei einigen schweren Unfällen aktiviert gewesen sein soll. Eine Untersuchung der "Washington Post" aus dem Juni 2023 zufolge waren Tesla-Fahrzeuge, deren Autopilot aktiviert war, bereits in mehr als 700 Unfälle verwickelt, von denen mindestens 19 tödlich ausgingen.
Tödlicher Unfall mit LKW
Einer dieser tödlichen Unfälle spielte sich am Morgen des 1. März 2019 in Miami ab. Der 50-jährige Jeremy Banner war laut einem Bericht der Zeitung mit seinem Tesla Model 3 unterwegs und aktivierte dabei den Autopilot. Normalerweise erfolge beim Aktivieren des Assistenzsystems ein Hinweis auf dem Display, dass man die Hände die ganze Zeit über am Lenkrad behalten soll, um jederzeit eingreifen zu können, diesem kam Banner jedoch nicht nach. Mit einer Geschwindigkeit von mehr als 110 Stundenkilometern raste der Familienvater auf eine Kreuzung zu, auf die gerade ein LKW abbog. Auf einem Kamerabild des Fahrzeugs war der LKW später zu erkennen. Banners Fahrzeug bremste jedoch nicht, sodass der Model 3 unter den Anhänger des sich im Abbiegeprozess befindlichen Sattelschleppers geriet. Durch den Aufprall wurde das Dach des Autos abgerissen und Banner getötet. Tesla zufolge habe das Autopilot-System den LKW "nicht durchgängig als Objekt oder Bedrohung" erkannt, wie es anschließend aus einem Bericht des National Transportation Safety Board (NTSB) hieß.
Kläger werfen Tesla vor, falsches Sicherheitsgefühl zu vermitteln
Banners Familie verklagte den E-Autobauer daraufhin. Zwar habe er den Bedingungen für den Betrieb des Autopiloten zugestimmt und wurde durch den Erhalt eines Benutzerhandbuchs ausreichend darüber aufgeklärt, dass er trotz der Nutzung des Fahrassistenten aktiv am Verkehrsgeschehen beteiligt sein müsse, wie es in der Untersuchung des NTSB hieß, dennoch habe Tesla laut Anwälten, die Banners Familie vertreten, zumindest eine Teilschuld am Tod des Model 3-Nutzers. Die Juristen werfen dem Musk-Konzern vor, den Autopilot als deutlich autonomer zu bewerben, als er tatsächlich ist. Das dadurch entstehende, jedoch falsche Gefühl der Sicherheit könne zu tödlichen Unfällen führen, wie der Fall des verunglückten Banner zeige. Seitdem zieht sich der Rechtsstreit hin.
Autopilot-Probleme sollen bekannt gewesen sein
Nun kam Bewegung in den Fall. Wie aus einem Bericht der Nachrichtenagentur "Reuters" hervorgeht, entschied Richter Reid Scott vom Bezirksgericht für Palm Beach County nun, dass es "begründete Hinweise" darauf gebe, dass nicht nur mehrere Tesla-Manager, sondern auch CEO Elon Musk selbst über Mängel im Autopilot-System Bescheid wussten. "Es wäre naheliegend, dass sich der beklagte Tesla durch seinen CEO und seine Ingenieure des Problems bewusst war, dass der 'Autopilot' den Querverkehr nicht erkennt", zitiert die Agentur den Richter. Trotzdem habe man FSD in den Fahrzeugen aktiviert gelassen.
Mit diesem Wissen habe der Konzern eine Marketingstrategie genutzt, "die Produkte als autonom darstellte", so Scott laut Reuters. Auch habe Musks öffentliches Lob für die FSD-Funktionen "einen erheblichen Einfluss auf die Überzeugung über die Leistungsfähigkeit der Produkte" gehabt. Dementsprechend könne Banners Familie mit der Klage vor Gericht gehen und Schadensersatzansprüche gegen Tesla geltend machen. Konkret bemerkte er, dass Banners Familie darauf plädieren solle, dass die Warnungen in den Benutzerhandbüchern sowie die Zustimmung zu Nutzungsvereinbarungen nicht ausreichend seien.
Mögliches Urteil mit Strafschadenersatz
Das Urteil des Richters habe eine starke Signalwirkung, wie University of South Carolina-Juraprofessor Bryant Walker Smith gegenüber Reuters verdeutlichte. So habe Scott "alarmierende Widersprüche" zwischen Teslas interner Kommunikation und der Autopilot-Werbung aufgedeckt. "Diese Stellungnahme öffnet die Tür für einen öffentlichen Prozess, in dem der Richter geneigt zu sein scheint, eine Menge Zeugenaussagen und andere Beweise zuzulassen, die für Tesla und seinen CEO ziemlich unangenehm sein könnten", kommentierte der Jurist den Fall. "Und nun könnte das Ergebnis dieses Prozesses ein Urteil mit Strafschadenersatz sein." Es bleibt abzuwarten, wie der Rechtsstreit ausgeht.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Justin Sullivan/Getty Images, Josh Edelson/AFP/Getty Images
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