Große Namen bessern die Stimmung am IPO-Markt auf
In den ersten neun Monaten 2019 haben Unternehmen über den Weg eines IPOs so wenig Kapital aufgenommen wie schon seit sieben Jahren nicht mehr. Doch es gibt auch Hoffnung.
Werte in diesem Artikel
• Schwache Entwicklung am IPO-Markt
• USA nicht so schlecht
• Optimismus wächst
Weltweit ging die Kapitalaufnahme mittels eines Börsengangs gegenüber dem Neunmonatszeitraum 2018 um fast 18 Prozent zurück und fiel damit auf das niedrigste Niveau seit 2012. Dies berichtet "Reuters" unter Berufung auf Daten von Refinitiv, einem Anbieter von Finanzmarktdaten.
Getrübte Stimmung
Diese Entwicklung ist unter anderem auf den sino-amerikanischen Handelskonflikt zurückzuführen, aber auch auf die anhaltenden und zum Teil gewalttätigen Proteste in Hongkong. Die Bewohner der chinesischen Sonderverwaltungszone genießen mehr Rechte als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik. Doch nun fürchten sie, dass diese Rechte - darunter Meinungs- und Versammlungsfreiheit - eingeschränkt werden könnten. Vor diesem Hintergrund hat sich allein in China das IPO-Volumen gegenüber den ersten drei Monaten 2018 auf 26,7 Milliarden US-Dollar halbiert.
Auf die Stimmung drückt zusätzlich, dass das Medizinunternehmen SmileDirectClub und das Fitness-Startup Peloton Interactive beide ein schwaches Börsendebüt hinlegten und am ersten Handelstag Kursverluste einfuhren.
Dass WeWork seinen für das dritte Quartal geplanten US-Börsengang abgesagt hat, sorgt für zusätzliche Nervosität unter den Marktteilnehmern. Investoren störten sich an den hohen Verlusten des US-Bürovermieters, sowie an der Rolle von Gründer Adam Neumann, der aufgrund der massiven Kritik inzwischen den Chefsessel geräumt hat. Angesichts des mangelnden Anlegerinteresses wurde das eigentlich für September vorgesehene IPO bis auf Weiteres verschoben.
Hinzu kommt, dass der Börsengang des Ölkonzerns Saudi Aramco laut Reuters-Quellen womöglich nicht mehr wie ursprünglich erwartet in diesem Jahr stattfinden könnte. Die folgenschweren Drohnenangriffe auf Ölanlagen hatten bei potentiellen Investoren für Ernüchterung gesorgt, nachdem sie zuvor dem womöglich größten Börsengang aller Zeiten regelrecht entgegengefiebert hatten. Nun wurde ihnen jedoch bewusst, wie anfällig der Konzern für Terrorangriffe ist.
US-Markt robust
Doch muss auch festgehalten werden, dass der IPO-Markt in den USA nicht so schlecht dasteht wie im asiatisch-pazifischen Raum oder im EMEA-Gebiet (Europe / Middle East / Africa).
Unter anderem dank Uber ist das IPO-Volumen in den USA in den ersten neun Monaten 2019 sogar um 5 Prozent auf 41,66 Milliarden US-Dollar angewachsen. Der Fahrdienstleister hat den bisher größten Börsengang dieses Jahres vollzogen.
Neue Hoffnung
Doch es gibt auch weiteren Grund zur Hoffnung. So konnte der Bierbrauer AB Inbev kürzlich sein Asiengeschäft in Hongkong an die Börse bringen und hat dabei rund 5 Milliarden US-Dollar erlöst. Das hat die Stimmung am IPO-Markt wieder etwas aufgehellt.
In China haben die Anleger immer noch "Hunger auf Unternehmen mit starken Fundamentaldaten, die ein IPO in Erwägung ziehen", zitiert "Reuters" den Morgan Stanley-Banker Alex Abagian. Und weiter: "Das sind gute Assets, jedoch sollten sie vielleicht angesichts der verstärkten Marktvolatilität etwas feinfühliger in Bezug auf den Preis und die Unternehmensbewertung sein".
Auch in Europa sind die Banker zuletzt wieder etwas optimistischer für das restliche Jahr geworden. Dazu hat unter anderem das erfolgreiche Börsendebüt von TeamViewer in Deutschland beigetragen. Das Technologieunternehmen hat Ende September den größten Börsengang seiner Branche seit dem Dotcom-Boom eingetütet.
Redaktion finanzen.net
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