Draghi-DAX: Das sind die Gewinner-Aktien
Die historischen Beschlüsse der Europäischen Zentralbank haben den DAX auf ein neues Rekordhoch getrieben. Welche Aktien besonders deutlich profitieren.
Werte in diesem Artikel
von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Ein ungewohntes Bild: Lanxess als größter Tagesgewinner im DAX. Der Spezialchemiekonzern war 2014 einer der schlechtesten Aktien im DAX und ist auch schwach ins neue Jahr gestartet. Dann kam Mario Draghi. Der Startschuss zur geldpolitischen Offensive der Europäischen Zentralbank am Donnerstag hat vor allem Aktien aus zyklischen Branchen nach oben getrieben. Im DAX waren das neben Lanxess insbesondere die Auto- und Finanzwerte.
Damit bestätigt sich ein bekanntes Muster: Die britische Bank HSBC hat errechnet, dass nach neu aufgelegten Stützungsmaßnahmen der Notenbanken in den USA und Europa die Aktienkurse von Unternehmen aus stark von der allgemeinen Wirtschaftslage abhängigen Branchen besonders deutlich gestiegen sind. Das macht Sinn, schließlich sollen die Programme der Notenbanken die Wirtschaft ankurbeln, was im Erfolgsfall konjunkturabhängigen Branchen besonders stark helfen müsste.
Für den DAX würde dieses Muster auf einen Favoritenwechsel hinauslaufen. In den zwölf Monaten zuvor waren defensive Werte die klaren Gewinner im Deutschen Aktienindex - Merck, Fresenius, Fresenius Medical Care und Bayer. Sie alle zeichnet aus, dass sie auch in wirtschaftlich schweren Zeiten Geld verdienen.
Nicht nur die Kurse der Unternehmen aus defensiven Branchen sind über die vergangenen zwölf Monate gestiegen: Da die Kurse stärker zugelegt haben als die von Analysten einkalkulierten Unternehmensgewinne, wurde das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) aufgebläht. Das gilt auch für den Index, dessen KGV sich nahe der langjährigen Höchstwerte bewegt. Eine Auswertung von €uro am Sonntag zeigt zudem, dass das KGV der meisten DAX-Top-Performer inzwischen deutlich über dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre liegt (siehe Tabelle unten).
Exportwerte profitieren
Anders sieht es bei vielen DAX-Werten aus zyklischen Branchen aus. Vor allem die Automobilhersteller sind gemessen an den von Analysten für das neue Jahr erwarteten Unternehmensgewinnen moderat bewertet, unter anderem weil Börsianer eine Abschwächung in dem für die deutschen Hersteller sehr wichtigen chinesischen Absatzmarkt befürchten. Die vergleichsweise niedrige Bewertung dieser Papiere müsste aber angesichts der neuen europäischen Geldpolitik Raum für Kursgewinne bieten.
Einen Automatismus gibt es aber an den Finanzmärkten nicht. Die Kursgewinne defensiver Branchen sind nicht einfach nur durch die Risikoscheu der Anleger zu erklären, sondern auch durch wichtige Weichenstellungen in den Unternehmen: Bayer wird seine Kunststoffsparte Material Science ausgliedern, glänzt außerdem durch eine attraktive Produktpipeline im Pharmabereich. Merck hat sich durch die Übernahme von Sigma-Aldrich verstärkt, Fresenius mit den Kliniken von Rhön. FMC erholt sich von einer Schwächephase im US-Markt. Das alles verbessert die Profitabilität der Konzerne und rechtfertigt höhere Kurse.
Auch der Effekt der neuen EZB-Politik auf die Aktienkurse könnte vom bekannten Muster abweichen. Bislang haben Stützungsmaßnahmen der Notenbanken die Aktienmärkte auf breiter Front angeschoben. Nach dem Motto: je massiver der Eingriff, desto besser. Europas Börsen aber sind über die vergangenen sechs Jahre im Sog der US-Börsen bereits deutlich gestiegen - wenn auch nicht so stark wie die US-Börsen selbst. Die Attacke der Europäischen Zentralbank könnte dennoch bereits in den Kursen verarbeitet sein.
Das Bankhaus Lampe hatte in einer Projektion für den DAX im Fall einer EZB-Offensive ein Aufwärtspotenzial von 25 Prozent errechnet - allerdings zu einem Zeitpunkt, als der Index bei 9.100 Punkten notierte. Demnach hätten die Kurse noch Luft bis in der Region um 11.000 Punkte.
Es gibt Kursbremsen: Die Unsicherheiten in Griechenland könnten die Angst vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone neu entfachen. Im Sommer dürfte die amerikanische Notenbank die Zinsen erhöhen und damit Druck auf die europäische Wirtschaft ausüben. Auch könnten die komplexen Strukturen der Eurozone verhindern, dass die Stützungsmaßnahmen die erhoffte Wirkung entfalten. In Japan wurde die anfängliche Euphorie über das Eingreifen der Notenbank durch schwächere Wirtschaftsdaten gedämpft.
Die Favoriten der Redaktion
Am wichtigsten für Aktionäre könnte ein Nebeneffekt der neuen europäischen Geldpolitik sein: der Kursverfall der europäischen Währung. Seit Mai vergangenen Jahres hat der Euro im Vergleich zum amerikanischen Dollar annähernd 20 Prozent an Wert verloren. Einige Devisenexperten halten sogar einen nummerischen Gleichstand der beiden Währungen für realistisch. Der stärkere Dollar hebelt die Einnahmen exportstarker Unternehmen aus Europa, da mit jedem Dollar mehr Euro in der Bilanz hängen bleiben. Die Commerzbank kalkuliert, dass die DAX-Unternehmen im Schnitt 37 Prozent ihrer Umsätze im Dollarraum erwirtschaften.
Auch der Ölpreiseinbruch hilft den meisten Unternehmen, weil die Kosten für Energie und Rohstoffe sinken. Praktisch für den DAX: Im Index sind - anders als bei den großen US-Aktienindizes - keine reinen Ölwerte vertreten. BASF ist zwar im Ölgeschäft aktiv, profitiert aber gleichzeitig im Kerngeschäft Chemie von den niedrigeren Preisen.
"Der Trend an den Aktienmärkten zeigt weiter nach oben. Neben der Notenbankpolitik dürften Nachrichten aus den Unternehmen die Kurse treiben. Der schwächere Euro und der niedrige Ölpreis sollten sich positiv auf die Unternehmensgewinne auswirken", kalkuliert deshalb Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg.
Natürlich sind auch die Effekte von Euroverfall und Ölpreiscrash kein Geheimnis mehr und müssten in der Theorie in den Kursen verarbeitet sein - in der Praxis aber reagieren die Finanzmärkte behäbiger als es die reine Logik vermuten lässt. Währungseffekte wirken schließlich meist mit Verzögerung, weil sich Unternehmen gegen starke Währungsschwankungen absichern. Die Strategen der HSBC erwarten daher, dass europäische Unternehmen, die besonders viel Geld in fremden Währungen einnehmen, den breiten Aktienmarkt in den kommenden Wochen schlagen werden - selbst dann, wenn die Wechselkurse auf aktuellem Niveau verharren sollten. Nach Berechnung der Commerzbank profitieren Lanxess, K + S, Bayer, Linde und BMW besonders deutlich von Kursgewinnen des Dollar zum Euro.
Mit Blick auf die historische Weichenstellung der EZB hat €uro am Sonntag die 30 DAX-Aktien aufs Neue unter die Lupe genommen. Die Redaktion hat Bewertungskennziffern und Wachstumsprognosen ausgewertet, aber auch weiche Kriterien wie die Marktstellung der Unternehmen berücksichtigt. Da die Redaktion in den kommenden Monaten von steigenden Kursen ausgeht, überwiegt die Zahl der Kaufempfehlungen.
Je nach Prioritäten eines Anlegers befinden sich unter unseren Kaufempfehlungen zyklische Aktien wie Daimler und BMW, defensive Wachstumswerte wie Bayer und Fresenius, aber auch Aktien wie Munich Re und Allianz, die vor allem durch ihre Dividende attraktiv sind. Die einzige Verkaufsempfehlung spricht die Redaktion bei RWE aus. Der Energiekonzern ist zwar bereits deutlich unter Druck geraten, die strukturellen Probleme aber sitzen zu tief.
Die Kennziffern der wichtigsten deutschen Aktien (pdf)
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Bildquellen: Julian Mezger für Finanzen Verlag
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