Der Brexit in Zahlen - Höchststände, Rekordtiefs und immense Summen
06.07.16 17:25 Uhr
Am 23. Juni stimmten die Briten mit einer knappen Mehrheit für den Ausstieg aus der Europäischen Union. Interessant sind die Zahlen, die dieses Votum hinterlassen hat.
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Nach dem "Ja" zum Austritt aus der Europäischen Union und dem Sieg der "Brexit"-Fraktion über die "Bremain"-Anhänger, bleiben noch viele Fragezeichen für die Zukunft. Einige beachtliche Zahlen hat der Brexit-Entscheid bereits mit sich gebracht.
Der Artikel 50 des EU-Vertrages
Im Artikel 50 des EU-Vertrages werden die Richtlinien eines Austritts aus der Europäischen Union geregelt. Laut Artikel 50 muss das austrittswillige Land die EU-Mitgliedstaaten über einen Austritt aus der Europäischen Union formal informieren. Die restlichen EU-Länder legen dann die Leitlinien für den Austritt fest. Die EU-27 beschlossen nach dem Brexit-Referendum in der ersten Sitzung eine Nachdenkphase bis September einzulegen. Am 16. September wolle man in Bratislava weiter über die Entscheidungen beraten.Unterdessen kommen Zweifel am Prozedere ans Licht. Die Kanzlei Mishcon de Reya argumentierte, der entscheidende Artikel 50 der Verfassung könne nicht, wie im Falle Großbritanniens, durch ein Referendum in Kraft treten oder einfach durch den Premierminister aktiviert werden, sondern das Parlament in London müsse zuvor darüber debattieren und abstimmen.
3,7 Millionen Unterschriften
Nach dem knappen Ausgang des Referendums, wurde prompt eine an das britische Parlament gerichtete Petition für ein zweites Referendum zum Brexit-Entscheid ins Leben gerufen. Über 3,7 Millionen Unterstützer wurden gezählt. Eine Debatte im Parlament wird ab 100.000 Unterzeichnungen abgehalten. Bereits Ende Mai soll die Online-Petition aufgesetzt worden sein. Die Petition fordert ein zweites Brexit-Referendum ein, sofern die Hauptabstimmung knapper als 60-40 Prozent ausfällt und die Wahlbeteiligung bei unter 75 Prozent liegt. Beide Eventualitäten sind beim Referendum am 23. Juni in Großbritannien aufgetreten.Nun werden jedoch Zweifel an der Online-Petition laut. Grundsätzlich sind nur britische Staatsbürger angehalten, das Online-Dokument auszufüllen. Da die Staatsbürgerschaft jedoch nur durch ein kleines zu setzendes Häkchen bestätigt werden muss, können theoretisch auch Nicht-Briten bei der Petition ihre Unterschrift hinzufügen. Angezweifelt wird nun die Staatsbürgerschaft und somit die Berechtigung an der Teilnahme von etwa 77.000 Personen - ihre Unterschriften wurden daher vorsorglich entfernt.
335 Milliarden US-Dollar
Diese Summe hat die Bank of England als Stütze für die Finanzinstitutionen und Märkte Großbritanniens angekündigt. 335 Milliarden US-Dollar (250 Milliarden Pfund) sollen, falls nötig, in die Unterstützung der Finanzmärkte fließen. Auch die Europäische Zentralbank kündigte bereits vor dem Referendum eine umfassende Unterstützung an. Mario Draghi sagte, die EZB sei im Brexit Falle für alle Eventualitäten gerüstet. "Die EZB ist bereit, den Märkten zusätzliche Liquidität in Euro und anderen Währungen falls nötig bereitzustellen", teilte die Zentralbank in Frankfurt mit.Pfund rutscht auf 31-Jahres-Tief
Nach einer zwischenzeitlichen Erholungsphase befindet sich das britische Pfund nun wieder auf Talfahrt. Nach dem Brexit-Votum war das Pfund in der Folge von Panikreaktionen bereits auf 1,31 US-Dollar abgerutscht. Vom Brexit-Votum konnten lediglich der Franken und der Yen profitieren. Nach einer zwischenzeitlichen Erholung ist das Pfund in der Nacht zum Mittwoch nun erstmals auf einen Wert von 1,30 US-Dollar gerutscht - der tiefste Stand seit 1985.Gold auf dem Höchststand seit März 2014
Nach dem Brexit-Votum ist vor allem der Preis des "sicheren Hafens" Gold gestiegen. Die Hoffnung der Anleger auf eine Lockerung der Geldpolitk der Notenbanken haben die Preise für Silber und Gold nach oben getrieben. Einen Tag nach dem Referenduum schnellte der Goldpreis um zeitweise um mehr als acht Prozent in die Höhe. Das entsprach einem Preis von 1358,54 Dollar je Feinunze (31,1) Gramm. Viele Briten flüchteten aus Angst vor dem "Nein" zur Europäischen Union in das vermeintlich krisenfeste Gold, um sich für den Fall eines Brexit-Votums gegen den Verfall der heimischen Währung Pfund abzusichern. Der Höhenflug des Edelmetalls hält derweil weiter an. Seit dem Referendum stieg der Preis je Feinunze um rund 110 Dollar an und ist derzeit mit 1.371,85 pro Feinunze auf einen neuen Höchststand seit dem Jahr 2014 geklettert.300 Milliarden Euro kostet der Brexit
Bis zu satten 300 Milliarden Euro könnte der Brexit die Briten bis ins Jahr 2030 Kosten. Laut Ökonomen der Bertelsmann-Stiftung wird die wirtschaftliche Unsicherheit das massivste Problem Großbritanniens nach dem Austritt aus der Europäischen Union werden. Diese wird sich langfristig, Experten zufolge, anhand einbrechender Exporte und fehlender Auslandsinvestitionen bemerkbar machen. Das könnte die britische Wirtschaft bis zu 300 Milliarden Euro kosten. Laut Ratingagenturen werden die Staatsschulden Großbritanniens massiv steigen. Deshalb korrigierte Fitch bereits die Wachstumsprognose des Vereinigten Königreichs im laufenden Jahr um 0,3 Prozent nach unten. 2017 und 2018 soll diese um jeweils 1,1 Prozent einbrechen.
Redaktion finanzen.net
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